Inhalt
Das Schicksal meint es nicht gerade gut mit dem sanften Foxterrier Snitter und dem alten, abgeklärten Labrador Wuff. Zwar gelingt ihnen die Flucht aus der Tierversuchsanstalt, aber von nun an führen sie einen fast aussichtslosen Kampf ums Überleben. Die Menschen vermuten in ihnen Überträger gefährlicher Krankheitserreger und machen gnadenlos Jagd auf die beiden Vierbeiner. Wuff und Snitters einzige Hoffnung ist es, jenseits des großen Wassers ein Zuhause zu finden.
Kritik
Der saure Geruch von Tod und Knochen liegt in der Luft. Snitter, ein Foxterrier (gesprochen von John Hurt, Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt) und Labrador-Mischling Wuff (Christopher Benjamin, Stolz und Vorurteil) haben sich an diesen gewöhnt. Sie sind Versuchskaninchen in einem Forschungsinstiution, wo sie tagtäglich misshandelt und gefolter werden: Wuff wird immer wieder in einen riesigen Wassertank geschmissen, wo er solange schwimmen muss, bis ihn seine Kräfte verlassen. Überstimulation des üadrenalinbildenden Systems, so die wissenschaftliche Behauptung hinter der Tortur. Snitter hingegen wurde zu Experimenten im Bereich der Gehirnchirurgie benutzt: Ihm wurde der Schädel aufgeschnitten, um den Hund in einen Zustand ständiger Verwirrung zu versetzen. Dass Die Hunde sind los kein Kinderfilm ist, wird sehr schnell deutlich, der Schleier einer ewigen Dunkelheit hüllt sich um jedes Bild.
Regisseur Martin Rosen, der bereits mit Unten am Fluss, der Adaption des gleichnamigen Romans von Richard Adams, bisweilen verstörend manifestieren sollte, dass ein klassischer Zeichentrickfilm nicht grundsätzlich dem kleinen Zuschauer zugetan sein muss, geht mit Die Hunde sind los – ebenfalls basierend auf einer Vorlage von Richard Adams – noch einen Schritt weiter und raubt dem Zuschauer jedwede Hoffnung dahingehend, dass es die beiden Hunde im Zentrum der Geschichte irgendwie, irgendwo und irgendwann schaffen werden, einer positiven Zukunft entgegenzuschreiten. Die Flucht aus der Tierversuchsanstalt mag Snitter und Wuff gelungen sein, danach sehen sie sich allerdings schon der nächsten fast unlösbaren Herausforderung ausgeliefert: Der Wildnis, wo Tiere noch auf sich selbst gestellt sind. Mit Hilfe eines Fuchs (James Bolam, Macbeth) gehen sie den Versuch an, sich durchzubeißen.
Die Hunde sind los formuliert sich nicht nur als bitter-bedrückende Auseinandersetzung mit den Gräuel von Tierversuchen. Der inzwischen 83-jährige Martin Rosen, der auch das Drehbuch verfasst und den Film produziert hat, spricht hier auch sehr explizit von einer deprimierenden Welt, in der die Menschen jede Achtung vor Tieren verloren haben: Wenn sie nicht von Weißkitteln hinter verschlossenen Türen malträtiert werden, dann müssen sie als Unterhaltungsobjekte oder Jagdtrophäen herhalten. Der Weg in die (ernsehnte) Freiheit von Snitter und Wuff ist letzten Ende ein niederschmetternder Überlebenskampf. Erwachsen, düster und fernab eines verniedlichenden Anthropomorphismus. Konsequent der Perspektive der vierbeinigen Protagonisten zugewandt, findet sich der Mensch und das klaffende Ungleichgewicht in dem Macht und Verantwortung-Verhältnis innerhalb der Mensch und Tier-Beziehung auf der Anklagebank. Unangenehm und deshalb wichtig.
Fazit
Mit der Richard Adams-Verfilmung "Die Hunde sind los" formuliert sich Martin Rosen noch düsterer als er es bei "Unten am Fluss" getan hat. Die Geschichte zweier Hunde, die einer Tierversuchsanstalt entfliehen und sich dann in der Wildnis durchschlagen müssen, ist eine bitter-bedrückende und verfolgt vor allem ein Ziel: Den Mensch auf die Anklagebank zu setzen. Das gelingt ihm auf eindringliche und unangenehme Art und Weise. Ein wichtiger Film.
Autor: Pascal Reis