Von 2015 bis 2019 wurden drei Staffeln der Comedysendung Sketch History produziert und vom ZDF ausgestrahlt. Auch viele Stimmen, die ansonsten nichts mit Komik aus Deutschland anfangen konnten, lobten die Sendung, deren Macher vor und hinter der Kamera auch bei anderen überzeugenden Formaten mitgewirkt haben, darunter Ladykracher oder Pastewka. Wie es der Titel bereits perfekt erklärt, wurden historische Ereignisse mit mal kleinen, mal größeren Veränderungen ins Absurde verkehrt.
Da machte die Spitze des Zentralkomitees der SED, Walter Ullbricht, der Journaille schon mal klar, dass die DDR keine Mauer, sondern einen Traumtrenner baut, oder Julius Caesar wurde zu einem Vorfahren von Klaus Kinski gemacht. Wie so oft bei solchen Formaten wollte nicht jeder Gag zünden, aber das Ensemble war dafür durchgängig überzeugend und genau dieses findet sich nun auch fast vollzählig im Kinofilm Die Geschichte der Menschheit - leicht gekürzt wieder - auch wenn Max Giermann (Rubbeldiekatz) sich relativ rar macht.
Der Film bedient sich dem historischen Fakt, dass 1977 von der NASA Informationen über die Geschichte Menschheit ins All geschossen wurde. Sollte eine außerirdische, intelligente Spezies diese Aufzeichnung finden, könnten diese schon mal etwas über die Historie der Erde lernen. Tatsächlich, in Die Geschichte der Menschheit - leicht gekürzt finden die Aufzeichnungen ihren Weg in ein Alien-Raumschiff und die drei Tentakelwesen sehen sich mit uns Zuschauern an, was ein hoher NASA-Wissenschaftler (Christoph Maria Herbst, LOL : Last one Laughing Deutschland) über unsere Vorfahren zusammengetragen hat.
Das beginnt in der Steinzeit, führt über die Französische Revolution hin zum Untergang der Titanic. Dazwischen und danach gibt es noch allerhand andere Stationen. Im Grunde ist der Kinofilm eine langgezogene Folge Sketch History, auch wenn das ZDF mit diesem Projekt anscheinend nichts zu tun hat. Während es bei einer Sendung von ca. 25 Minuten Länge nicht so wild ist, wenn zwischen einem guten Gag zwei schlechte sind, wird dies dem Kinofilm oft zum Verhängnis. Viele der humoristischen Ideen sind nicht schlecht. Etwa wie Steinzeitmenschen im Prinzip das Gleiche durchmachen mit Querdenken, wie wir in der Ära von Corona. Doch wie so oft bei Sketchen verpassen die Pointen oft das richtige Maß. Vieles wird zu lange ausgespielt und manchmal stellt sich schon die Frage, ob ein Schnitt hinüber zur nächsten Episode dem ein oder anderen Gag nicht gutgetan hätte.
Wenn dann aber mal ein Gag zündet, dann richtig. Gleiches gilt aber auch für die, die das eben nicht tun. Wer sich gerne über die Qualität deutscher Comedy beschwert, wird hier leider viel Munition finden und dabei wahrscheinlich die guten Seiten des Films konsequent ignorieren können. Aber okay, Witze über Penisgrößen oder ein Flatulenz-Abenteuer gegen Ende machen es wirklich einfach dem Film vorzuwerfen nur wieder ein Argument gegen deutsche Comedy zu sein. Das ist wirklich schade. Auch, weil Die Geschichte der Menschheit - leicht gekürzt wirklich ganz hüsch anzuschauen ist. Ja, so richtig nach ganz großem Kino sieht das Ergebnis nicht aus, aber hier wurde schon Aufwand betrieben, wenn es um Kulissen und Garderobe geht.
Dazu beweist das Ensemble, dass sie verstehen, wie man Comedy spielen muss und auch viele der Gast-Stars haben sichtlich Spaß. Sei es Bela B. (Edelweißpiraten), der bei einer Art Hamilton-Kopie über den Erfinder der Guillotine mitwirkt, Ulrich Tukur (Und wer nimmt den Hund?) als woker Wikinger oder Kostja Ullmann (Mein Blind Date mit dem Leben) als ironiebefreiter Störtebecker. Das macht Spaß, genau wie ein Junggesellinnenabschied zwischen den Fronten des Ersten Weltkrieges. Im Grunde kann man den Kinofilm vielleicht als Abschiedsgeschenk für alle Fans von Sketch History ansehen – zumindest sind aktuell wohl keine neuen Folgen geplant. Das ist durchaus schade. Genauso schade wie die schwankende Qualität von Die Geschichte der Menschheit - leicht gekürzt sowie dass den meisten Pointen der richtige Biss fehlt, trotz eines überraschend pessimistischen Finales.