Mit sonnengefluteten Alltagsimpressionen aus Berlin empfängt uns Sherry Hormann (Wüstenblume). Eine Handvoll junger Damen tummeln sich dort auf den Straßen der Hauptstadt, Partnerinnen, Schwestern, Töchter, entweder auf dem Weg zur Schule, zur Arbeit oder zu Freunden. „Sie könnte ich sein, oder sie... oder sie.“, heißt es dabei aus dem Off. Nur einen Schnitt später blicken wir auf einen regungslos an einer Bushaltestelle liegenden Körper, bedeckt von einem weißen Leichentuch, während die Stimme aus dem Off fast schon salopp dazu anführt: „Aber nee, das bin ich.“ Die Frau, die dort zu uns spricht, ist Hatun Sürücu, eine 23-jährige Kurdin, die am 7. Februar 2005 von ihrem jüngsten Bruder durch drei Kopfschüsse getötet wurde. Nur eine Frau möchte sich nun als Vermächtnis dieser Frau verstehen.
Hatun, die von allen nur Aynar genannt wurde, musste den Tod finden, weil sie ein Leben nach ihren Vorstellungen führen wollte und dadurch Schande über ihre Familie gebracht hat. Das Voice Over, welches Nur eine Frau über seine gesamte Laufzeit begleitet, versteht sich dabei als direkter Kontakt mit dem Totenreich. Sherry Hormann und Hauptdarstellerin Almila Bagriacik (4 Blocks) möchten den Film als ergreifendes Denkmal für eine Kriegerin begreifen, was sie zu dem Entschluss gebracht hat, dass die Tote ihre eigene Geschichte aus dem Jenseits begleitet. Zweifelsohne möchte man die Brisanz der Thematik nicht herabwürdigen, vor allem, weil der mit extremer medialer Aufmerksamkeit bedachte Fall von Hatun die tragische Triebfeder dafür war, hitzige (und notwendige) Debatten rundum Ehrenmorde und Zwangsverheiratungen in Deutschland in Bewegung zu setzen.
Dass Nur eine Frau am Ende allerdings nicht aufgeht, liegt daran, dass sich Sherry Hormann durchweg an undifferenzierten Stereotypen abarbeitet. Während dem renitenten Wesen Aynars eine inspirierende Erhabenheit im Ausmaß von Jeanne D'Arc zugesprochen wird, verbleibt die restliche Zeichnung des türkisch-kurdischen Milieus ein Sammelbecken dämonisierter Klischees. Männer, die Aynar nicht terrorisieren, verschwinden nach freundlichen Ratschlägen urplötzlich von der Bildfläche. Viel lieber verkürzt Nur eine Frau seine bemühte Abhandlung über die Extreme des religiösen Fundamentalismus und patriarchalen Familienstrukturen fortwährend. Eine Reflexion über Kultur, Identität, Heimat und Existenz findet schlichtweg nicht statt, weil Hormann und Drehbuchautor Florian Oeller darauf versessen sind, einer plakativen Gut-Böse-Dialektik zu frönen.
Ehrenwerte und richtige Absichten aber muss man Sherry Homann und Florian Oeller durchaus anerkennen, dient Nur eine Frau doch irgendwo auch als Gedankenanstoß dahingehend, deutlich zu machen, dass Menschenrechte überall gültig sind, Frauenrechte hingegen nach wie vor nicht. Die platte, stetig gezielt manipulierende Handhabung, mit der sich der Film seinem Publikum aufdrängt, ist das Problem und ermöglicht es dem Zuschauer kaum, Zugang zu den prinzipiell natürlich nicht uninteressanten Schicksale der Charaktere zu finden. Eben weil sie eindimensional bis karikaturesk ausfallen. Schauspielerisch gibt es zudem ebenfalls recht wenig zu holen: Almila Bagriacik verläuft sich zusehends in deklamatorischen Gesten, wenn sie krampfhafte Bemühung dahingehend anstellt, sich möglichst natürlich ihrer Rolle anzunähern. Ein Umstand, der symptomatisch für Nur eine Frau steht: Gewollt, aber nicht gekonnt.