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Arkansas, USA, in den 1930er Jahren der Weltwirtschaftskrise: Die 16-jährige Bertha Thompson hat gerade ihren Vater bei einem Flugzeugabsturz verloren, als sie den militanten und charismatischen Bahngewerkschafter Big Bill Shelly kennenlernt. Mit ihm verbringt sie in einem Güterwagon ihre erste Liebesnacht. So plötzlich Bill in ihr Leben trat, so schnell ist er aber auch schon wieder verschwunden. Mit dem Geld, das er ihr hinterlässt, reist Bertha weiter, vermehrt es sogar beim Glücksspiel und begegnet dabei dem Betrüger Rake Brown. Die beiden werden ein ungleiches Paar und befinden sich schnell auf der Flucht

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Man muss sich immer vor Augen halten, dass die Traumfabrik der goldenen Ära erst sterben musste, damit Leute wie William Friedkin (French Connection – Brennpunkt Brooklyn), Brian De Palma (Dressed to Kill), Peter Bogdanovich (Die letzte Vorstellung) oder auch Martin Scorsese (The Wolf of Wall Street) eine Chance bekamen, ihr immenses Talent nachhaltig unter Beweis zu stellen. Wenn man so möchte, dann ist Die Faust der Rebellen, der natürlich nicht mit den Sternstunden des New-Hollywood-Kinos schritthalten kann und leider gänzlich in Vergessenheit geraten ist, ein durchaus programmatisches Werk für diese künstlerische Neuausrichtung Hollywoods, welches Abstand vom Produzenten- und Starsystems nahm, um den Regisseur und seiner Vision als gestalterisches Zentrum in die Produktion zu setzen: Die Auteur-Theorie hatte es also über den großen Teich geschafft.

Martin Scorsese, einer der bedeutendsten Filmemacher überhaupt, hat mit seinem zweiten Spielfilm nach Wer klopft denn da an meine Tür? ein Werk der Gesetzlosigkeit geschaffen – und versteht sich dabei auf zweierlei Arten als durchaus wertvoll. Die Geschichte dreht sich um die 16-jährige Boxcar Bertha (Barbara Hershey, Der Stoff, aus dem die Helden sind), die sich, nach dem Tod ihres Vaters, mit einer Gruppe Bahngewerkschaftskämpfer (angeführt von David Carradine, Kill Bill Vol. 2) zusammentut, um dem Kapitalismus und seinen Vertretern den Kampf anzusagen. Dabei muss man berücksichtigen, dass Die Faust der Rebellen zur Zeit der großen Depression angesiedelt ist, selten waren die Menschen extremer darauf angewiesen, ihre Arbeit zu behalten und sei sie auch noch so unterbezahlt - und doch wollte man sich nicht unterdrücken lassen.

Der zukünftige GoodFellas-Regisseur deutet dieses gesellschaftliche Klima als hochexplosiven Zündstoff, um einen nunmehr kaum beachteten Genre-Rowdy anzutreiben und gibt sich ein Jahr bevor er mit dem großartigen Hexenkessel eine wahre Fackel des New-Hollywood-Kinos zum Lodern brachte, herrlich ungestüm: Wenn sich Boxcar, Big Bill und Co. durch die Landen begeben, auf Rache sinnen, von Gerechtigkeit sprechen und am Ende doch ausschließlich in einem Zustand zwischen Flucht und Haftstrafe umherspringen, dann veranschaulicht Martin Scorsese diese ihrem sicheren Untergang geweihte Reise vor allem als fragmentarisches, unausgereiftes, in ihrer Lust am reinen Filmemachen aber ungemein faszinierendes Road-Movie, das nicht nur bei klassischen Western Inspiration gefunden hat, sondern natürlich auch dem famosen, stilprägenden, nach wie vor unverwüstlichen Bonnie & Clyde von Arthur Penn auf seine ganz eigen Art Tribut zollt.

Hinter dem Sozialdarwinismus, den die Figuren für sich dahingehend begriffen haben, dass sie sich um sich selbst kümmern müssen, wenn es sonst niemand tut (zur Not auch mit der durchgeladenen Doppelläufigen), wartet vor allem eine eklatante Bitterkeit, in deren offenes Messer Martin Scorsese seine Protagonisten nach und nach schicken muss. Die Gesetzlosigkeit der Akteure, die sich daraus ergibt, dass sie für das Richtige mit den falschen Mitteln einstehen, wird auf der inszenatorischen Ebene durch den Umstand weitergeführt, dass die Filmschaffenden des New-Hollywood die Chance hatten, mit aller Radikalität auf ihr Publikum einzuwirken – und die letzten gut zehn Minuten von Die Faust der Rebellen verteilen wirklich gezielte Schläge in die Magengrube, die all die zeitweise aufflammende Abenteuerlust, den Idealismus, die Zärtlichkeit zwischen den Charakteren in einem Akt roher Gewalt auslöscht.

Fazit

Das Frühwerk von Martin Scorsese erweist sich in der Gegenwart als unbedingt entdeckungswürdig: "Die Faust der Rebellen" ist zu Unrecht in Vergessenheit geraten, veranschaulicht diese kleine, ungestüme Perle des New-Hollywood-Kinos doch gerade die Stärken jener Ära. Mag der Film auch nicht ausgereift sein, in seiner Leidenschaft zum Medium überzeugt er den geneigten Filmfreund bis zum bitteren Schlussakkord.

Kritik: Pascal Reis

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