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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Um seine Spielschulden abzuleisten, bleibt dem erfolglosen Stripclub-Besitzer Cosmo nur eine Option: Für seine Gläubiger einen Mord begehen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

23.000 $ für ein Menschenleben. Oder eher für zwei. Für welches, das ist die einzige Entscheidung, die Comso (Ben Gazzara, Road House) noch selbst treffen darf. Der Rest liegt nicht mehr in seiner Hand. Entweder, er bezahlt seine Spielschulden mit dem eigenen Leben oder er tötet einen unliebsamen Konkurrenten seiner Gläubiger. Als Nachtclub-Betreiber im Rotlichtmilieu ist er mit den Spielregeln und Gepflogenheiten der Unterwelt bestens vertraut, aber selbst mehr oder weniger nur ein gut integrierter Zaungast. Stets darum bemüht, durch harte Arbeit zum Erfolg zu kommen, was aufgrund persönlichen Scheiterns auf sämtlichen Ebenen eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist. Doch dies will – dies kann – sich Cosmo einfach nicht eingestehen. Ein getriebenes, wehmütiges Geschöpf der Nacht, dem bisher wenigstens noch die Hoffnung geblieben war. Nun schwindet selbst die. Übrig bleibt nur noch der unaufhaltsame Weg ins Verderben.

Während John Cassavetes als Schauspieler gelegentlich auch mal in größeren Studio-Produktionen zu sehen war (u.a. Rosemaries Baby) blieb er als Filmemacher ein unbequemes, nonkonformes Aushängeschild des amerikanischen Independent-Autorenkino, der ausgerechnet in der Heimat nicht immer entsprechend gewürdigt wurde. So fiel Mord an einem chinesischen Buchmacher in den US-Kritiken überwiegend durch, während er in Europa teilweise euphorisch gefeiert wurde. Was keineswegs so paradox ist wie es zunächst klingen mag, ist Cassavetes‘ Stil dem des europäischen Films wesentlich ähnlicher. Eine unglamouröse, ernüchternd-realistische und mitunter bedrückend schwere Charakter- und Milieustudie. Deprimierend, melancholisch und überhaupt nicht interessiert daran irgendwelche gängigen (Genre-)Mechanismen als Kompromiss für eine massentauglichere Zugänglichkeit bedienen zu wollen. Obwohl thematisch im Dunstkreis von Krimi, Thriller und Gangsterfilm ist es beinah deren Antithese. Nicht das Verbrechen (obgleich es den Filmtitel vorgibt und keine unwichtige Rolle spielt), nicht die Gewalt und der Effekt diktieren die Geschichte, die sich genauso gut in jedes andere Sujet auslagern ließe. Denn primär geht es um viel intimere, grundsätzlichere Dinge.  

The Show Must Go On…um jeden Preis!

Die (oft Hand-)Kamera klebt in den meisten Momenten förmlich an Ben Gazzara, dokumentiert sein verzweifeltes, schnell als realitätsfremd- und verdrängend entlarvtes Ringen um Erfolg. Alles investiert er in seinen Club, einer in seiner sehr merkwürdigen Ausrichtung zwischen Striptease-Schuppen und Off-Broadway-Beatnik-Bühne ähnlich chaotisch, ambitioniert und dennoch/deshalb auf lange Sicht niemals profitabler Seifenblase, die zum Platzen vorverurteilt ist. Durchsetzt von akuter, immerwährender Existenzangst, die hinter elegantem Auftreten und nach außen betonter, aber eigentlich mehr als fragiler Selbstsicherheit zu verstecken versucht wird. Cosmo steht nie aufrecht, auch wenn er so tut, er taumelt durchgehend. Von einem Kredithai zum anderen. Selbst wenn er einen abbezahlt hat und nun endlich auf eigenen Beinen stehen könnte, zieht er sich ohne Not wieder noch tiefer rein. Wie ein Treibsandkasten, selbst angelegt und unfähig dem zu entkommen. Ein Mann von an sich  - für seine Umgebung womöglich zu - einwandfreier Moral, verpestet und unheilbar erkrankt an Kontrollverlust. Dem Zwangsgedanken unterlegen, dass er sich mit seinem Engagement irgendwann aus dem Dreck herausgraben wird und gar nicht merkt, wie dieses stoische Verleugnen der Umstände ihn schließlich an einen Punkt bringt, an dem nichts mehr zu retten ist. Nur das Ausmaß des Schadens noch zu beeinflussen – vielleicht.

Fazit

Ein langsamer, bis zum Schluss angestrengt-bemüht wackerer, aber letztendlich nur schlurfender, trauriger Gang zum Schafott. John Cassavetes taucht bei „Mord an einem chinesischen Buchmacher“ tief ein in eine einsame, verlorene Seele, die selbst im Angesicht des Unabwendbaren noch versucht, das eigene Sterben zu ignorieren. Wie verzweifelt muss man sein? Hinter seiner mitunter sperrigen Fassade gelingt dem Film ein nachhaltiges, glaubhaftes Portrait einer mitleiderregenden Odyssee des Versagens. Stolz, aber darum fast noch bitterer.

Kritik: Jacko Kunze

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