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Im Dezember 1789 sticht die "Bounty" unter Führung von Kapitän William Bligh in See. Ihr Ziel ist Tahiti, wo sie Pflanzen des Affenbrotbaums aufnehmen soll. Als der starrsinnige Bligh auf der Rückkehr ein zweites Mal die gefährliche Umsegelung von Kap Horn wagen will, zettelt der erste Offizier Fletcher Christian eine Meuterei an. Er lässt den Kapitän mit 17 Gefolgsleuten auf offener See in einem Beiboot aussetzen...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Im Jahre 1787 stach die Bounty, der geschichtsträchtige Dreimaster unter Führung von Leutnant William Blight, in See, um auf Geheiß der britischen Admiralität Stecklinge des Brotfurchtbaums von Tahiti nach Jamika zu bringen. Eine Rückkehr in den englischen Heimathafen wird das Schiff allerdings nicht mehr erleben, Grund dafür ist die berühmte Meuterei des Jahres 1789, die bis heute fester Gegenstand von Romanen, Sachbüchern, Theaterstücken, Hörspielen und natürlich Filmen ist. Die Bounty gilt indes zwar nicht als erste Referenz, wenn es darum geht, sich dem Thema filmisch anzunehmen (hier wird vor allem auf Meuterei auf der Bounty von 1962 mit Marlon Brando und Trevor Howard verwiesen), allerdings kommt die fiktionale Darstellung von Roger Donaldson (No Way Out – Es gibt kein Zurück) den historisch verbürgten Ereignissen am nächsten.

Das schlägt sich nicht zuletzt darin nieder, dass die Beziehung zwischen Lt. William Blight (Anthony Hopkins, Das Schweigen der Lämmer) und seinem ersten Offizier Fletcher Christian (Mel Gibson, Der Patriot) zu Beginn eine freundschaftliche, anstatt sie – wie andere Verfilmungen – von vornherein als spannungsgeladen zu bezeichnen. Gerade durch diesen bestätigten Umstand, dass sich Christian und Bligh sich durchaus gewogen waren und in der Vergangenheit bereits zusammen auf Reisen gingen, erhält die Meuterei auf der Bounty eine neue Fallhöhe eine neue, viel deutlichere Fallhöhe. Dieser – irgendwann nahezu unausweichliche – Vorfall stellt die Binnenhandlung von Die Bounty dar, während sich Bligh in der Rahmenerzählung vor seinen Vorgesetzter der königlichen Marine dafür verantworten muss, die Kontrolle über sein Schiff verloren zu haben. Wie konnte es soweit kommen?

Roger Donaldson und sein Kameramann Arthur Ibbetson (Der Schrecken der Medusa) benötigen nur wenige Minuten, um einen Eindruck davon zu erschaffen, wie ungemein bildgewaltig Die Bounty arrangiert ist. Ausstattung und Kostüme sind in ihrer formvollendeten Erhabenheit preisverdächtig; der authentische Nachbau der Bounty erweist sich als eindrucksvolles Zeugnis handwerkliche Größe – und der Score von Vangelis ist, wie gewohnt, schlichtweg exzellent. Mit den für das Historienkino typischen Schauwerten wird zweifelsohne nicht gegeizt, der Schwerpunkt allerdings liegt auf der Gruppendynamik, die sich mit der Ankunft auf Tahiti zusehends verändern. Gastfreundlich von den Einheimischen und der paradiesischen Naturkulisse empfangen, erkennen viele Männer der Besatzung hier den Himmel auf Erden; ein Ort, an dem der Geist fernab jeden psychischen Drucks frei sein darf. Die Weiterfahrt verzögert sich mehr und mehr. 

Bligh, der kein Unmensch und sicherlich kein Sadist von Haus aus ist, aber von seinem ehrgeizigen Anspruch, möglichst schnell die Karriereleiter aufsteigen zu wollen, angetrieben wird, sieht seine Integrität als Kapitän in Gefahr und seinen männlichen Stolz verletzt. Sein irgendwann unverhältnismäßiges Beharren auf blinden Gehorsamen lässt die Situation alsbald eskalieren. Dadurch, dass Roger Donaldson und Drehbuchautor Robert Bolt darauf verzichten, einzelne Charaktere einer klaren Gut-und-Böse-Dialektik unterzuordnen, sondern vielmehr als Produkt ihrer Herkunft und Erfahrungen zeichnet, gewinnt Die Bounty zusehends an Kraft durch ihren Umgang mit (zwischen-)menschlichen Ambivalenzen und hinterfragt dadurch nicht nur die Grundzüge militärischer Führungsstile, sondern befasst sich auch mit dem destruktiven Wesen von Status und Macht, um dadurch letztlich das schwerwiegende Zerwürfnis einer jahrelangen Freundschaft zu besiegeln.

Fazit

Mit "Die Bounty" liefert der australische Filmemacher Roger Donaldson einen beachtlichen Beitrag zum oftmals muffig anmutenden Historienkino ab: Bildgewaltig, hochkarätig besetzt, über 130 Minuten durchaus packend. Der Schwerpunkt dieser Verfilmung der geschichtsträchtigen Meuterei aber liegt natürlich nicht auf den (in Hülle und Fülle vorhandenen) Schauwerten, sondern auf der Beobachtung der Psychologie der Figuren.

Kritik: Pascal Reis

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