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Die filmische (TV-)Umsetzung des Attentats während der Olympischen Spiele 1972 in München, als eine palästinensische Terroreinheit israelische Sportler im olympischen Dorf als Geiseln nahm, was in einem Blutbad resultierte.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Nach der nicht mal mehr als grenzwertig zu bezeichnenden Olympiade 1936 mit „Gastgeber“ Adolf Hitler wollte die immer noch recht junge Bundesrepublik Deutschland 1972 sich von einer ganz anderen Seite mit ihrem neuen, weltoffenen und friedfertigem Gesicht zeigen. Es sollte in einer Katastrophe münden, an der man trotz der besten Vorsätze nicht ganz unschuldig war. Zumindest in einer blauäugigen Vorbereitung  und dem folgenden, desaströsen Krisenmanagement, worüber der nur 4 Jahre nach der wahren Ereignissen für das US-TV entstandene Die 21 Stunden von München sich leider überwiegend in Schweigen hüllt. Der größte und wirklich kaum zu entschuldigende Kritikpunkt an einem rein fachlich wirklich ganz solidem Film, der es in einigen Ländern gar zu einer Kinoauswertung brachte und alle Möglichkeiten besitzt, auch als Großproduktion adaptiert zu werden. Nur dann bitte mit mehr Mut für die Realität.

Die Geschichte dürfte den meisten wenigstens in groben Zügen bekannt sein: Während der olympischen Sommerspiele 1972 in München drangen in den frühen Morgenstunden des 5. Septembers acht "Partisanen" der palästinensischen Terroreinheit „Schwarzer September“ in das olympische Dorf ein und überraschten die Mitglieder der israelischen Mannschaft im Schlaf. Bereits während dieses Vorgehens wurden zwei wehrhafte Sportler getötet, die restlichen neun als Geiseln genommen und sich im Haus 31 verschanzt. Unter dem Kommando ihres deutschsprachigen Anführers „Issa“ (Franco Nero, Der Tag der Eule) fordert die Gruppierung die Freilassung von über 200 in Israel inhaftierten Brüdern, sonst werden auch die anderen Geiseln sterben. Da die israelische Regierung von Golda Meir sich strikt weigerte auf terroristische Forderungen einzugehen, stand das deutsche Verhandlungsteam rund um Polizeipräsidenten Manfred Schreiber (William Holden, The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz) und dem damaligen Innenminister Hans-Dietrich Gentscher (Georg Marischka, The Boys from Brazil) vor einer schwierigen Aufgabe: Den Terroristen ohne ein echtes Entgegenkommen versuchen, das Leben der Geiseln abzuschwatzen. Oder einen Gegenschlag ausüben, der natürlich mit einem hohen Risiko behaftet ist und mit der heißen Nadeln gestrickt werden muss.

Der Film von TV-Profi William A. Graham (125 offizielle Regiearbeiten, davon nur ein Bruchteil für die große Leinwand, u.a. Rückkehr zur blauen Lagune) wirkt nie wirklich wie für das Kino gemacht, bewegt sich handwerklich dennoch auf gehobenem Niveau. Heute ist so was bessere DTV-Ware, gegen die per se nichts einzuwenden ist. Die 21 Stunden von München sieht gut aus, ist von vorne bis hinten anständig inszeniert und Gott sei Dank kein reißerischer Actionthriller, der viele künstlich-dramatische Komponenten hinzudichtet, damit sich das Ganze schmissiger verkauft. Das wäre auch äußert pietätlos, besonders in Anbetracht der zeitlichen Nähe zu den realen Geschehnissen. Im Groben hält man sich an den Ablauf der Ereignisse, versucht sogar in kleinen Momenten (den fast „intimen“ Gesprächen bei mehreren Dutzend Zigaretten zwischen Franco Nero und der rein fiktiven Figur von Shirley Knight, Besser geht’s nicht) den Terroristen sowas wie eine menschliche Seite zu verleihen, ohne sich zu sehr in die Grauzone von falscher Sympathie zu verlieren. Aber ja, auch solche Menschen sind nicht immer Monster, haben Gefühle und Gründe, mögen sie auch noch so fehlgeleitet sein. Würde das mehr als eine kaum registrierte Fußnote sein und im Gegenzug natürlich den eigentlichen Opfer – den Geiseln – mehr Raum geboten werden, es wäre eine klare Verbesserung. Aber daran scheitert der Film gar nicht mal richtig, denn als akzeptabler Thriller ohne zu viel Schnickschnack ist das alles recht solide.

Die ganz große Baustelle ist die völlige Verzerrung bzw. Verharmlosung der Tatsachen, wenn es um die Rolle der „Helden“ geht. Auch wenn der Crew rund um William Holden verständlich zugestanden wird, das man wenig Zeit hatte und relativ sich selbst überlassen, da der eigentliche Ansprechpartner Israel das „Problem“ diplomatisch an Deutschland weiterleitete, das eigentliche Debakel und Fehlverhalten der Einsatzkräfte wird maximal hauchdünn angedeutet. Dabei ist das der beinah größte Stoff der Geschichte. Allein der fatale Showdown am Flugplatz Fürstenfeldbruck kommt viel zu milde weg und wird in etwas mehr als 10 Minuten abgehandelt, obwohl in dem über 2 Stunden (!) andauernden „Zugriff“ eine Panne auf die nächste folgte, was letztlich erst das tragische Schicksal der direkt Involvierten besiegelt. Das spielt Die 21 Stunden von München ganz dezent herunter, schiebt am Rande einigen der kleinsten Lichter die Teil-Schuld in die Schuhe, erwähnt aber mit keinem Wort oder Bild, das die amateurhafte Planung und Durchführung der Befreiungsaktion der eigentliche Auslöser der ganzen Tragödie war. Daraus resultierte übrigens die Einrichtung der GSG 9, damit nicht wieder schlecht ausgerüstete, unkoordinierte und von ihren Fähigkeiten maßlos überfordert Streifenpolizisten Sondereinsatzkommando spielen mussten. Theoretisch ließe sich selbst aus den totgeschwiegenen Fakten der Geschichte ein besserer, zumindest wesentlich kritischerer und ehrlicherer Film machen.

Fazit

Schwierig. „Die 21 Stunden von München“ hat ein packendes Thema, ist nicht reißerisch vorgetragen und verfügt trotz bekanntem Ablauf über genügend solide inszenierter Spannungsmomente, das Langeweile keine Chance hat. Zudem mit Routinier William Holden und dem besonders charismatischen Franco Nero erstklassig besetzt. Der Film addiert nichts unpassend, subtrahiert aber eklatant wichtige Fakten, dass er am Ende sauer aufstößt. Gerade weil er ohne diese Weichspülung  richtig stark werden könnte. Ohne Not sich selbst das Standbein weggeschossen, wohl um so kurz danach niemanden auf die Füße zu treten. Die exakt falsche Entscheidung. Man kann sich den Film recht gut anschauen…aber bloß nicht mit den Ereignissen überprüfen. Das ist besonders zum Ende hin kaum noch vertretbar.

Kritik: Jacko Kunze

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