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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Spätestens seit der WM 2006 ist Deutschland "cool". Aber wer kennt das Land schon? Rihanna lässt sich mit Schweinsteiger und Co. in Brasilien ablichten. Man kennt Oktoberfest und Berghain, BMW, Hugo Boss und Sebastian Vettel. Aber Deutschland ist so viel mehr als das. Auch wir schauen selten über den Tellerrand unserer eigenen Existenz hinaus. Für das Filmprojekt "Deutschland. Dein Selbstporträt" waren alleMenschen in Deutschland aufgefordert, ein 80 Millionen-starkes Filmteam zu bilden und ein kollektives Selbstporträt zu drehen. Lustig, emotional, ergreifend, vielfältig, atemberaubend und auch überraschend. Drehtag war der 20. Juni 2015: Ein Samstag und zudem einer der längsten Tage des Jahres. Viel Gelegenheit also, um sowohl den Alltag der Menschen als auch die Freizeit in Deutschland zu porträtieren.

Kritik

Was habt ihr am Samstag, den 20. Juni 2015, getan? Habt ihr euer Auto gewaschen, seid mit Freunden unterwegs gewesen, musstet trotz Wochenende arbeiten oder seid ihr einfach im Bett geblieben? Vielleicht seid ihr aber auch dem Ruf von Sönke Wortmann und Hollywood-Legende Ridley Scott gefolgt, habt euren Tag via Kamera festgehalten, bei YouTube hochgeladen und gehört somit zum  gemeinsamen Projekt der beiden Filmemacher, welches nun als Deutschland. Dein Selbstporträt zu sehen ist.

Rückblick: 2010 riefen Scott und sein Kollege und Oscar-Preisträger Kevin MacDonald (Der letzte König von Schottland) YouTuber weltweit auf, Szenen ihres Lebens aufzunehmen und hochzuladen. Gemeinsamer Drehtag war der 24. Juli 2010. Knapp ein Jahr später, nachdem MacDonald als Regisseur hundertausende Videos gesichtet und zu einer Collage zusammengeschnitten hatte, kam Life in a Day heraus und dieser erwies sich als ein Panoptikum des menschlichen Lebens.

Von Alltäglichkeiten bis Kuriositäten war einfach alles dabei. Das war durchaus spannend anzusehen, weil die Echtheit der Bilder und der Menschen dem ganzen Projekt etwas Naturalistisches verlieh, auch wenn man auf eine Narration oder gar Kohärenz verzichten musste, weswegen Life in a Day durchaus auch eine nicht gerade geringe Anzahl von enttäuschten Zuschauern hinterließ.

Dass Life in a Day letztlich vor allem hierzulande Gesprächsthema war, lag aber nicht an seinen Initiatoren oder der Idee, sondern daran, dass es am 24. Jui 2010 zur Loveparade-Tragödie in Duisburg kam, bei dem 21 Menschen starben. Videomaterial von Anwesenden schaffte es auch in den Film, was zum einen die Unberechenbarkeit des Lebens aufzeigt, jedoch auch als unfreiwilliger aber dennoch auch geschmackloser Werbeträger für den Film diente.

Dem, nennen wir es, Spin-Of, mit Fixierung auf Videos aus Deutschland, ist zum Glück solch eine Katastrophe erspart geblieben. Aus diesem Grund wirkt Deutschland. Dein Selbstporträt auch wesentlich heller und freundlicher. Aber Wortmann montierte aus diversen YouTube-Beiträgen nicht bloß eine Ansammlung von Glückseligkeitsmomenten zusammen, sondern versucht so gut wie möglich die Facetten Deutschlands aufzuzeigen. Das Ergebnis ist, genau wie bei Life in a Day, durchaus interessant, aber eben teilweise auch massiv belanglos.

Das gilt leider auch für die Momente, wenn Menschen sich offenbaren, die eine deutliche Botschaft haben. Denn durch die Kürze der Clips, bleiben die Personen einfach Unbekannte ohne wahre Projektionsfläche. Wenn eine Frau also über ihre schreckliche Vergangenheit spricht, dann besitzt es wegen ihrer Offenheit und (vermutlichen) Ehrlichkeit durchaus eine gewisse Kraft, doch wenn Deutschland. Dein Selbstporträt dann zum nächsten Beitrag schneidet, ist alles wieder vergessen. Das ist manchmal auch gut so, denn nicht jeder Beteiligte trifft die wohlige Balance aus Offenheit und Bedeutsamkeit. Ja, einige wirken sogar unangenehm penetrant, auch wenn sie sich selbst dessen eher nicht bewusst sind.

Da wirken die nebensächlichen Episoden die Deutschland. Dein Selbstporträt auffährt schon irgendwie am ertragreichsten. Etwa wenn man mit einer Hobby-Band dabei ist, wenn sie bei einem Stadtfest spielen. Das besitzt, vor allem durch die Interaktion der Musiker untereinander, Charme und will auch nicht mehr sein, als eine Momentaufnahme. Vermutlich sind es genau diese, die am meisten über Deutschland aussagen. Wobei Deutschland. Dein Selbstporträt auch immer wieder politische und gesellschaftliche Themen anreißt, dabei aber selbst keinerlei Haltung einnimmt, bzw. vertritt. Hier soll jeder zu Wort kommen, auch wenn letztlich dabei nur geringfügig Neues heraus kommt.

Vielleicht liegt es ganz einfach daran, dass wir das gezeigte Deutschland bereits kennen. Dank sozialen Medien, Print und Fernsehen sowie eigenen Erfahrungen, haben wir unsere Heimat bereits durch andere, aber natürlich auch durch uns selbst, kennen gelernt. Life in a Day bot da durch seine Internationalität einfach etwas mehr. Es ist halt einfach aufregender fremde Fotoalben durchzugucken als die eigenen. Vielleicht sind die weiteren Spin-Ofs dann wieder etwas ertragreicher. Aus Großbritannien, Israel, Italien, Japan und Spanien gibt es bereits Ableger. Weitere, etwa aus Frankreich, sollen folgen.

Fazit

Ein buntes Mosaik kommt bei "Deutschland. Dein Selbstporträt" zusammen. Die Relevanz der Aufnahmen stagniert dabei meist im redundanten Bereich und wird ohne Zweifel nur wirklich die ansprechen, die sich nach "Life in a Day" erneut auf dieses dokumentarische Konzept einlassen wollen.

Kritik: Sebastian Groß

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