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Inhalt

Berlin, Ende des 19. Jahrhunderts: Alexander Hoffmann (Leonard Scheicher) ist ein ehrgeiziger Ethnologie-Doktorand an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Als im Zuge der „Deutschen Kolonial-Ausstellung” eine Delegation von Herero und Nama aus der Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ nach Berlin reist, lernt Hoffmann die Dolmetscherin der Gruppe, Kezia Kambazembi (Girley Charlene Jazama), kennen. Hoffmann entwickelt ein intensives Interesse an den Herero und Nama – und widerspricht nach den Begegnungen und Gesprächen mit ihnen der gängigen evolutionistischen Rassentheorie. Nachdem der Aufstand der Herero und Nama in der Kolonie niedergeschlagen wird, reist Hoffmann im Schutz der kaiserlichen Armee durch das Land und sammelt für das Berliner Völkerkundemuseum zurückgelassene Artefakte. In Wahrheit sucht er jedoch weiter nach Beweisen für seine These – und nach Kezia.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es ist eines der finstersten Kapitel der deutschen Geschichte, in mehr als einer Hinsicht: Die Kolonialzeit und der Genozid an den Herero und Nama nahmen die Systematik kommender Massenmorde vorweg und ist dennoch ein kaum beleuchtetes Kapitel, das auch politisch nur widerwillig betrachtet wird. Lars Kraumes (Der König von Berlin) Union von Kriegs- und Kostümdrama will nun Licht ins historische Dunkel bringen. Das Resultat ist im doppelten Sinne eine Kolonialphantasie, verdammt zum Scheitern an ihrer inhärent problematischen Perspektive. 

Jene ist sowohl vor der Kamera als auch dahinter die des weißen Europäers, mehr noch: des etablierten, gebildeten, straighten Mannes der gehobenen Bürgerschicht, der sich aufgeklärter und fortschrittlicher als seinesgleichen wähnt. Diese Überzeugung von der eigenen intellektuellen und noch mehr moralischen Überlegenheit, der den idealistischen Ethonologie-Doktoranden Alexander Hoffmann (Leonard Scheicher, Vamos a la playa) treibt, ist gefährlich nah an der rassistischen Hybris seines von Peter Simonischek (Lieber Kurt) als väterlichen Manipulator gespielten Professors. Ihr Blick entspricht dem von Regisseur und Publikum.

Es ist der objektivierende Blick von Akademikern auf Studienobjekte, zu denen eine zur Kolonialausstellung 1896 entsandte Herero-Delegation degradiert werden. Der sexualisierende männliche Blick auf eine Frau wie Dolmetscherin Kezia (Girley Jazama), die Hoffmann fasziniert. Der Blick des Protagonisten im Mittelpunkt des menschlichen Dramas auf die Randfiguren. Zu denen werden Kezia und die Herero. Ihr Schicksal erscheint als tragisch, weil es Hoffmanns Desillusionierung und charakterliche Korruption bedingt. Sie stecken weiterhin in einem Schaukasten, dem des Kinos.

Fazit

Gediegen, glatt und gefangen in perspektivischen Parametern der eigenen Privilegien redupliziert Lars Kraumes Hochglanz-Historienlektion die rassistische Objektivierung, die sie zu kritisieren ansetzt. Im Mittelpunkt stehen nicht historische Verbrechen, sondern der Charakterfall eines „guten Kolonialisten“, dessen moralisches Dilemma Ambivalenz suggeriert, wo keine ist. Obwohl die Darstellungen hervorragend (Jazamba) bis ausreichend (Scheicher) sind und die Produktion handwerklich solide, sagt der Umstand, dass der Genozid hier zu gefälliger Unterhaltung herhält, mehr über die kolonialistische Mentalität als die Story.

Kritik: Lida Bach

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