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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Winter 1941: Als seine Division bei der Schlacht um Kiew zerrieben wird, bleibt dem jungen jüdischen Rotarmisten Leonid Berenshtein nur die Flucht. Dem Tode nahe, wird er von Soldaten der Partisanenarmee gerettet, denen er sich anschließt. Doch auch unter seinen Verbündeten grassieren antisemitische Vorurteile, weshalb er fortan unter falschem Namen kämpft. Durch erfolgreiche Guerillaeinsätze gegen die deutschen Besatzer, bei denen seine Moral und Menschlichkeit immer wieder auf harte Proben gestellt werden, verdient sich Leonid den Respekt seiner Kameraden und Vorgesetzten, und stößt auf eines der bestgehüteten Geheimnisse der Wehrmacht. Eine Entdeckung, die den Kriegsverlauf nachhaltig beeinflussen wird ...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

"Nicht jeder wurde geboren, um zu kämpfen, aber jeder wurde geboren, um frei zu sein. Ein freier Mann kann selbst entscheiden, wie er lebt und wie er stirbt."

Das Zitat könnte heute, in einer Zeit, in der die Ukraine sich abermals vor feindlichen Angriffen verteidigen muss, nicht aktueller sein. Es stammt jedoch von Leonid Berenshtein, der nach dem Einmarsch der Wehrmacht 1941 seine Heimat Ukraine verteidigen musste. Berenshtein war zunächst Teil einer normalen Kampfeinheit der Roten Armee, musste aber nach einem verheerenden Angriff der Deutschen in der Nähe von Kiew, bei dem seine Division fast vollständig ausgelöscht wurde, Schutz suchen. Auf einem Bauernhof erfährt er, dass sich in den nahen Wäldern Partisanen verstecken, die aktiv gegen die Besatzungsmächte kämpfen. Berenshtein macht sich dort schnell einen Namen und steigt in der Hierarchie auf. Die Partisanen bilden bald eine eigene Kampfeinheit innerhalb der Roten Armee mit allen militärischen Verpflichtungen. Zunächst führen sie nur kleine Nadelstiche aus, doch als die Rote Armee immer näher rückt, werden sie ein entscheidender Teil der Befreiungsfront. Nach der Rückeroberung Kiews werden ihre Fähigkeiten weiter benötigt und so werden sie immer wieder hinter die Frontlinien verbracht, um den vorrückenden Truppen das Vordringen zu erleichtern und geheime Informationen zu sammeln.

Leonid Berenshtein ist jedoch keine fiktive Figur, sondern er war ein lange Zeit vergessener Held des 2. Weltkrieges, der entscheidend mit seinem Bataillon aus Partisanen (versprengte Soldaten verschiedener Einheiten und Freiwillige) dazu beitrug, den Krieg zu beenden, in dem sie besetzte Gebiete befreiten und Geheimprojekte der Nazis enttarnten. Der Film hebt Berenshtein jedoch nicht nur auf ein Podest, denn er zeigt genauso, die dunkle Seite des eigentlichen Helden und der Partisanen. Sie waren Teil des Militärs und deshalb stand das Gesamtziel über dem Schicksal Einzelner und man leistete der unterdrückten Bevölkerung nicht um jeden Preis Hilfe. Berenshtein ist keineswegs der Superheld ohne Fehl und Tadel, sondern lässt Verfehlungen seiner Soldaten sogar mit standrechtlichen Erschießungen bestrafen. Er sieht es als notwendiges Übel, um die Disziplin in seiner Einheit wiederherzustellen. Die Grauen des Krieges werden nicht ausgespart und Der letzte Partisan schafft es so einen glaubhaften Eindruck des Alltags der Partisanenkämpfer zu vermitteln, unter denen übrigens auch viele Frauen waren, deren Einsatzbereitschaft und Tapferkeit der Film ebenso huldigt.

Die Realitätsnähe verdankt der Film dem Umstand, dass der echte Leonid Berenshtein seine zahlreichen, nach dem Ende des Krieges geschriebenen Bücher über seine Kriegserinnerungen, dem Regisseur und Drehbuchautor Roman Shumunov (Back to Chernobyl) zur Verfügung stellte. Es ist bemerkenswert, dass Berenshtein für ein Land kämpfte, in dem er oft Diskriminierungen aufgrund seines jüdischen Glaubens erfahren hatte. Er musste zunächst sogar vor seinen Kameraden verbergen, dass er ein Jude ist, denn auch innerhalb der Roten Armee war der Antisemitismus weit verbreitet. Doch Berenshtein macht im Verlauf des Films eine Entwicklung durch und setzt sich zunehmend dank seines gesteigerten Selbstbewusstseins und seiner Erlebnisse mit seiner eigenen Identität auseinander. Genauso beeindruckend ist die Leistung der Darsteller. Yaroslav Kucherenko (Vladimirskaya 15) in seiner ersten Hauptrolle als Leonid Berenshtein liefert eine überzeugende Darstellung ab und auch die anderen Darsteller, die teilweise kaum oder gar keine Schauspielerfahrung hatten, spielen absolut authentisch.

Shumunov gelang es trotz eines sehr überschaubaren Budgets einen realistischen Kriegsfilm zu erschaffen, der nicht weniger erschreckend die Grauen des Krieges schildert, als so manche Millionenproduktion. Dank gut gewählter Kameraeinstellungen, kleiner Spielereien mit Soundeffekten und Darstellern, die ihre Emotionen und Reaktionen auf vermeintlich Gesehenes glaubhaft vermitteln können, konnte Shumunov viel Material- und Personalaufwand vermeiden und dennoch die Schrecken des Krieges vermitteln. Doch so weit, so gut. Der letzte Partisan hat ein entscheidendes Problem und das ist der Erzählfluss. Über lange Strecken wird dieser immer wieder durch dokumentarische Interviewsequenzen mit dem echten Leonid Berenshtein oder anderen wortlosen Einblendungen von Berenshtein unterbrochen. Schuld daran ist tatsächlich das Budget. Anfangs plante Shumunov mangels Budget eine reine Dokumentation über Berenshtein, die hauptsächlich aus Interviews und ergänzenden Archivmaterial bestehen sollte. Shumunov hatte zufällig von dem damals 95-jährigen Mann gehört, der im 2. Weltkrieg ein großer Held gewesen sein soll und nun zurückgezogen in seiner 1-Zimmer-Wohnung in Israel lebt und wollte diese Geschichte unbedingt erzählen.

Bald merkte Shumunov aber, dass seine Idee aufgrund des hohen Alters von Berenshtein nicht so wie gedacht umgesetzt werden kann und er entschied sich fehlende Szenen durch Reenactment zu ersetzen. Daraus wurde zunächst ein 10-minütiger Pilotfilm gedreht und nach einer ersten Finanzierungshilfe folgten weitere 30 Minuten. Immer wenn man wieder etwas Geld aufgetrieben hatte, wurden weitere 30 Minuten gedreht und geschnitten und so dauerte der Dreh insgesamt 5 Jahre. Aus der ursprünglichen Doku wurde zunehmend ein Film mit immer geringerem Dokuanteil. Dabei war von Anfang an von Vorteil, dass Shumunov den Film chronologisch drehte. Der Film selbst umfasst einen Zeitraum von gut vier Jahren und da passt es, dass die Darsteller mit dem Film altern. Aber Shumunov ging das Interviewmaterial aus, weshalb das Dokudrama zum Ende immer mehr wie ein reiner Spielfilm wirkt, was jedoch dem Film viel besser bekommt.

Obwohl Shumunov Dokumentarfilmer ist, gelingt es ihm nicht, die dokumentarischen Szenen vernünftig einzufangen. Zu oft ist die Kamera verwackelt oder sind die Bilder zu nichts sagend. Mit seinem Spielfilmdebüt, bei dem er sich auch für den Schnitt verantwortlich zeichnete, schafft es Shumunov nicht, die beiden Elemente von Dokumentation und Spielfilm zu verknüpfen. Es fehlt ihm leider das glückliche Händchen für die finale Schnittfassung, weil er offensichtlich seine bereits fertiggestellten 30 Minuten Blöcke nicht mehr ändern wollte, obwohl auch er bemerkt haben muss, dass sich der Stil zunehmend ändert. Glücklicherweise wirkt der Film mit der Dauer immer professioneller, weshalb man etwas Geduld mitbringen sollte. Die Idee an sich ist auch nicht schlecht, man hätte die Interviews vielleicht an den Anfang und/oder das Ende stellen sollen und hätte den Film ähnlich damit umrahmt, wie in den einzelnen Episoden der von Steven Spielberg und Tom Hanks produzierten Miniserie Band Of Brothers oder aber diese als Zwischenkapitel platziert. So wie es jetzt ist, schwächt es jedoch leider den Film dramaturgisch.

Fazit

"Der letzte Partisan" ist aktueller denn je. Obwohl der Film noch vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine gedreht wurde, weist er einige Parallelen auf, denn auch heute kämpfen viele Freiwillige in dem Krieg in Freiwilligenverbänden, weshalb der Film an sich sehr sehenswert ist. Es gelingt Roman Shumunov mit einem sehr geringen Budget und viel Engagement eine überzeugende Kriegsgeschichte zu erzählen, in dem ein starker Wille und Heldenmut eine große Rolle spielen, aber er dennoch nicht verschweigt, dass auch solche Helden nicht ohne Makel sind. Es ist ein überzeugender Einblick in den Kriegsalltag und interessantes Kapitel des 2. Weltkrieges, das in jedem Fall erzählt werden muss, auch weil er die Selbstfindung seines Protagonisten und die Identifikation mit seiner Herkunft zeigt. Leider bremst sich das Dokudrama zu Beginn zu oft, aufgrund seiner unglücklichen Verknüpfung von Spielfilm und Dokuparts zu sehr aus.

Kritik: Andy Mieland

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