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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

David Lynch nimmt uns mit auf eine Reise durch die entscheidenden Jahre seines Lebens. Angefangen mit seiner Erziehung in einer idyllischen amerikanischen Kleinstadt hin zu den dunklen Straßen Philadelphias, begleiten wir Lynch auf seiner Suche nach den Ereignissen, die zu seinem Werdegang als einer der rätselhaftesten Regisseure des zeitgenössischen Kinos beigetragen haben.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Was muss im Kopf des Mannes vorgehen, der uns mit horizonterweiternden Meisterwerke wie Eraserhead, Blue Velvet oder Mulholland Drive – Straße der Finsternis reich beschenkt hat? Eine Frage, die sich auch auf die Filme von David Lynch (Der Elefantenmensch) transferieren lässt, deren Entschlüsselung Kritiker und Wissenschaftler auf der ganzen Welt zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben. Der Meister selbst äußerte sich zu den unzähligen Analysen indes gewohntermaßen kryptisch: Bisher hat noch niemand entwirren können, worum es ihm eigentlich geht. Und trotzdem sprechen wir bei seinem Output fraglos von kinematographischen Großleistungen, wenngleich es uns als Zuschauer gerne mal nicht möglich ist, Deutungen anzustellen, die zu einem befriedigenden Ergebnis führen. Ist womöglich genau das der wertvolle Kern, der David Lynchs Schaffen so dermaßen gewaltig in seiner Bedeutung macht?

Seine Bereitschaft, Fragen gerne unbeantwortet zu lassen? Womöglich. Als Zuschauer wird man so zur Eigeninitiative gezwungen; zum selbstständigen Denken. Die Dokumentation David Lynch: The Art Life von Jon Nguyen, Rick Barnes und Olivia Neersgaard-Holm gibt nun zwar einige anschauliche Hinweise darauf, was David Lynch mit seinen Filmen eigentlich aussagen möchte, was ihn antreibt, berührt und motiviert, im Endeffekt aber hält man sich hier – glücklicherweise? - dann doch weitestgehend auf Abstand von einer analytischen Erschließung seines Werkes und rückt vielmehr seine Persönlichkeit als bildender Künstler in den Fokus, die Lynchs kreativen Ursprung darstellt. Als Kind nämlich pflegte er eine dermaßen große Begeisterung für die Malerei, dass seine Mutter es tunlichst vermied, ihm Malbücher zu kaufen, um seine Kreativität nicht abzutöten. Irgendwann gerieten die Bilder dann schließlich in Bewegung.

Der Rest ist Geschichte. Kinogeschichte und damit größtmögliche Geschichte, wenn man so möchte. In einem vollkommen auf sich selbst konzentrierten Selbstportrait blickt David Lynch hier auf die Jahre zurück, die seine Kindheit bis zum Drehbeginn von Eraserhead umfassen und fesselt den Zuschauer durch seine weitreichend bekannte Gabe für das Erzählen von Geschichten an seine Lippen. Durch die vielen Anekdoten wird nach und nach ein Gefühl dafür kultiviert, wie David Lynch zum Künstler wurde und was es für ihn bedeutet, das Künstlerdasein auszuleben. Für ihn gilt die Devise, dass Kunst erst einmal entarten muss, bevor sie lebendig werden kann. Als er seinen Vater zum ersten Mal Zeuge seiner Experimente werden ließ, riet dieser ihm mit gequältem Gesicht, doch besser niemals Kinder zu bekommen. Bezeichnend.

Von einem Ölgemälde schreit es dem Zuschauer zu Beginn ganz gezielt entgegen: Wollt ihr wirklich wissen, was ich denke? Und wir dürfen uns fragen: Wollen wir es wirklich wissen? David Lynch: The Art Life jedenfalls geht keinesfalls in die Richtung, das Mysterium David Lynch offenzulegen. Ohnehin ist die Dokumentation konsequent an die Worte Lynchs gebunden – und wenn dieser eine Erinnerung nicht ausführen möchte, dann tut er das auch nicht, was seine Fähigkeiten als Manipulator abermals in den Vordergrund rückt. Es besitzt darüber hinaus etwas ungemein Beruhigendes, zu beobachten, wie Lynch sein neustes Gemälde fertigstellt, Zigaretten raucht und bedeutungsvolle Passagen seiner Vergangenheit rekapituliert. Von Kontrollverlusten, Persönlichkeitsspaltungen und dem Kneten von Matsch im Schatten eines Baumes. Lynch spricht, wir lauschen – und wenn wollen Glück haben, verstehen wir auch.

Fazit

Man könnte "David Lynch: The Art Life" als einseitige Dokumentation empfinden, allerdings findet man über die Worte von David Lynch einen wunderbaren Zugang zum vielfältigen Wesen der Kunst, dass es beinahe schon kleingeistig wäre, ein solches Urteil zu fällen. In jedem Fall ist es unheimlich bereichernd, dem Meister zu lauschen, ohne Gefahr laufen zu müssen, das Mysterium, welches ihn umgibt, in sich zusammenbrechen zu sehen.

Kritik: Pascal Reis

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