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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Eine typisch deutsche Familie in einer Welt, die sich immer schnell dreht und ins Wanken geraten ist: Tim (Lars Eidinger), Milena (Nicolette Krebitz), die gemeinsamen Zwillinge Frieda (Elke Biesendorfer) und Jon (Julius Gause) sowie Milenas Sohn Dio (Elyas Eldridge) – das sind die Engels. Eine Familie, die mehr nebeneinander als miteinander lebt und die nichts mehr zusammenhält, als die Haushälterin Farrah (Tala Al-Deen) in ihr Leben tritt. Die geheimnisvolle Frau aus Syrien stellt die Welt der Engels auf eine unerwartete Probe und bringt Gefühle zu Tage, die lange verborgen waren. Dabei verfolgt sie einen ganz eigenen Plan, der das Leben der Familie Engels grundsätzlich verändern wird.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Wir“ seien diejenigen, die an allem Schuld sind. Diejenigen, die mit ihrem unbedachten Konsum den Planeten kaputt machen. Diejenigen, die mit ihrer politischen Apathie die ideologische Radikalisierung mitverantworten. Diejenigen, die gleichgültig nebeneinander hergeben. Diejenigen, die scheinheilig gegen ihre laut proklamierten Werte verstoßen. So deklamiert es sinngemäß die Teenager-Tochter der vierköpfigen Familie - mit dem sprechenden Namen Engel - im Mittelpunkt Tom Tykwers belanglosen Berlinale-Eröffnungsfilms. Es ist sein dritter nach Heaven 2002 und The Internationa nur sieben Jahre später.

Da klingt es nur noch halb so blasiert, wenn der Regisseur die Berlinale als „das Festival meines Lebens“ beschreibt und Berlin als „seine Bestimmung“. In dieser Bestimmung spielt denn auch sein verworrener Mix aus Familien-Soap, Beziehungsdrama, Karriere-Komödie, Geflüchteten-Tragödie, Musical, Fantasy, Sci-Fi und Animation. Ein Film, der so wirkt, als habe Tykwer all die Filmideen, die er in den fast zehn Jahren seit seiner letzten Kinoarbeit Ein Hologramm für den König in eine Story gestopft. 

Entsprechend ist dieser sich über 162 Minuten auswalzende Flickenteppich halbgarer Handlungsstränge. Einige, wie die Ehekiste um Promotion-Konzepteur Tim und Entwicklungshelferin Milena (Lars Eidinger, Sterben, und Nicolette Krebitz, AEIOU - Das schnelle Alphabet der Liebe) ebenfalls Berlinale-Dauergäste) und das verborgene Trauma ihrer neuen Haushälterin Farrah (Tala Al-Deen) sind notdürftig zusammengeheftet. Andere, wie die Gesangseinlagen Milenas jüngsten Sohnes Dio (Elyas Eldridge, Sam - Ein Sachse) aus einer Affäre, oder die Tanz-Choreographien hängen einfach in der Luft. Handlungselemente werden umständlich vorgestellt und dann abrupt fallengelassen, Konflikte groß aufgebaut und hastig abgehackt.

Zu diesen strukturellen Problemen kommen die dramaturgischen. Der erwähnte Monolog Friedas ist exemplarisch für einen Plot, der weniger an Charakterentwicklung, Handlung und Inhalten interessiert ist, als daran ununterbrochen zu beweisen, wie politisch wach, aktuell, hip, krisenbewusst und zeitgemäß er ist. Der Effekt ist wenig überraschend der Gegenteilige. Das beginnt schon beim indirekt an das Kinopublikum gerichteten „wir“ und der Deklaration der wohlhabenden Protagonist*innen als deutsche Durchschnittsfamilie. Dabei können die meisten vom Großfamilien-Wohlstand nur träumen.

Wesentlich unangenehmer ist der Reaktionismus, der hinter der Fassade von Diversität und Toleranz modert. Asexualität wird als „sexuelle Störung“ stigmatisiert und „geheilt“. Der zeitgleiche Tod zweier Nebenfiguren der Arbeiterklasse wird zum sarkastischen Side Joke. Farrah, die den Familienfrieden mit Hilfe halb übernatürlicher Lichttherapie wieder herstellt, verkörpert das Stereotyp des magical foreigner/ magical help und existiert im doppelten Sinne nur im Dienste der weißen, urdeutschen Hauptfiguren. Dass deren Darstellende und Al-Deen zuverlässig spielen, rettet wenig. 

Fazit

4.0

Die überfrachtete Story pendelt mit dem Protagonisten-Quartett von einem Elite-Problem zum nächsten durch den Berliner Hauptschauplatz. Dessen verworrene Geographie wird zur unfreiwilligen Allegorie der kruden Inszenierung. Darin wirken Musical-Einschübe, Bilder-Collagen und eine Zeichentrick-Sequenz wie hölzerne Gimmicks. Die Spielereien kaschieren die dramaturgischen Schwächen so wenig wie der selbstgerechte Moralismus die bürgerliche Borniertheit. Klimakatastrophe, Rassismus und Geflüchteten-Tragödien reduziert die verworrene Erzählung zu Fußnoten einer bourgeoisen Seifenoper. Ins Licht einer der handlungszentralen Zauberlampen zu gucken ist da unterhaltsamer. 

Kritik: Lida Bach

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Kommentare

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