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Inhalt

Eigentlich wollte sich die verwaiste und depressive Emu O´Hara (Julie Condra) nur ein paar freie Tage in der Natur von San Francisco gönnen, da wird sie Zeuge eines Doppelmordes. Zu ihrem Erstaunen stellt sich der Mörder ihr mit seinem Namen vor. Yo (Mark Dacascos) gilt als Vollstrecker des chinesischen Geheimbundes „Die Söhne des Drachen“, was für Emu den sicheren Tod bedeutet. Doch als Yo sie aus Liebe nicht töten kann und somit ungehorsam wird, hat der Töpfermeister nicht nur seine eigene Organisation, sondern auch die rachedürstenden Yakuza gegen sich.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der Erfolg der 17 Bände des Mangas „Crying Freeman“, entworfen von den Autoren Kazuo Koike und Ryoichi Ikegami, schwappte gar als Teil der Pionierarbeit des europäischen Mangabooms Anfang der 90er bis nach Deutschland über. Die Comics um den Töpfermeister Yo Hinomura als seelenlose Kampfmaschine faszinierten vor allem durch ihren ästhetischen Stil sowie die dynamische Bildgestaltung, und Verfilmungen standen auch bald schon an. Als wichtigster Beitrag zählt wohl der kanadisch-französisch-japanische Beitrag von 1995, der unter der Leitung des damaligen Neulings Christophe Gans realisiert wurde und sich sowie seinem Hauptdarsteller Mark Dacascos zu ihrem wichtigsten Karrierebeitrag verhalf.

In beachtlicher Weise versinnbildlicht der Genrefilm das Gefühl, das die Mangas in starren Bildern darzustellen versuchten. Er versteht es sogar, etwas mehr künstlerische Tiefe zu kreieren wie das Vorbild, was vor allem durch die Bewegungen sehr gut zur Geltung kommt. Was dem Comic ein bisschen verwährt blieb, greift Debütant Christophe Gans geschickt auf und verwirklichte so ein Meisterwerk an knalligen Bildern und Atmosphäre. Die Szenen arbeiten viel mit Licht und Geschwindigkeit und lässt den vordergründigen Aspekt von billiger Haudrauf- oder Pistolenaction schnell vergessen.

Die Kamerawinkel sind gewagt gewählt, wenn Yo artistisch auf eine Tür klettert (!) oder der Zuschauer einfach nur des Mörders Heim bewundern soll. Gans versteht es einfach, Kunst lockerleicht in das brutale Szenario zu zaubern und schaffte so einen Spagat, der vorher noch niemandem so richtig gelingen sollte, ohne dass Schelte über angebliche Gewaltverherrlichung aufgekommen wäre. Brutal ist das durchaus, wenn Blutspritzer durch das Bild schießen oder Messer in Kehlen landen, doch ist der Überraschungseffekt letztlich fast immer das Bild, das die Dynamik wunderbar unterstützt. Hier und da passt vielleicht nicht alles perfekt zusammen, aber ist die visionäre Kraft des Regisseurs eine beachtliche, die er und sein Team in gewaltige Bilder umzusetzen wussten.

Weniger beachtlich breitet sich die Story aus, die zwar interessante Eckpunkte anführt, aber wie schon die Mangareihe niemanden aus den Sitzen riss. Da fehlen so manch erklärende Szene, die Mystik scheint nur Mittel zum Zweck zu sein, und die teils schwülstigen Dialoge und Erzählteile wirken mehr bemüht als gelungen. Man erfährt viel über die Hintergründe, aber auch wieder nicht genug, warum sich Yo trotz seiner geistigen Umnachtung in sein Opfer verliebt. Und gerade Emu jammert und schmachtet sich besonders im Off durch ihr bedauernswertes Leben, dass man es bald leid ist, ihr zuzuhören. So ist es einfach schade, wenn gerade dieser Riesenanflug von Selbstmitleid das Gesamtbild trüben muss. Zum Glück gilt das nicht für jede Figur, denn gerade bei den Söhnen des Drachens klingt der hochgestochene Jargon sogar noch einigermaßen sinnvoll.

Das geht gerne noch bei den Figuren selbst weiter, die recht deckend von der Vorlage übernommen wurden. Hier hätte man dem Film etwas mehr Eigenständigkeit gewünscht. Dafür ist es ein Segen, dass sich die Schauspieler so sehr ins Zeug gelegt haben, um den Eindruck ein Stück weit zu glätten. Das verhalf Mark Dacascos zu seinem Durchbruch und zu seiner jetzigen Ehefrau und Familie. Auch Tcheky Karyo wurde hier ein Schub an Aufmerksamkeit zuteil, sowie Rae Dawn Chong einen Part in einer ernsthaften Nebenrolle. Dass sich letztlich noch etliche wichtige Nebenrollen gelungen eingereiht hatten, tat dem Film nur gut.

Extra erwähnenswert sollte auch der Soundtrack aufgeführt werden, der in seinen Synthigefilden ein atmosphärisches Meisterwerk darstellt. Die Tracks unterstützen fast durchgängig die künstlerischen Aspekte des Films. Die meist seichten und langgezogenen Klänge tragen unauffällig, aber gewaltig. So lässt sich anbringen, dass die Musik eines der wenigeren Beispiele dafür ist, wie wichtig die passende Musik in einem Film sein kann.

Fazit

Wäre da nicht der allzu große Fokus auf die japanische Comicvorlage gewesen, hätte aus „Crying Freeman“ der ganz große Wurf werden können. So muss sich der Film mit seinen etwas stereotypen Figuren und einer unspektakulären Story abgeben. Was ihn jedoch so sehr hervorstechen ließ, sind die toll choreografierten Actionsequenzen, ein engagiertes Schauspielerensemble sowie der audiovisuelle, künstlerische Mehrwert, der mit gewaltigen Bildern und einem tollen Soundtrack nur so um sich wirft – also ein wahres Fest für die Sinne darstellt.

Kritik: Sascha Wuttke

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