Es gab schon im Vorfeld der Veröffentlichung von It Ends with Us einige Dramen, die sowohl die Dreharbeiten als auch die PR-Arbeit zum Film begleitet haben und obwohl der Film bisher eigentlich ganz gut an den Kinokassen läuft, brodelt die Gerüchteküche immer noch und die Gerüchte besagen, dass Blake Lively (Gossip Girl) und der Regisseur und der Hauptdarsteller Justin Baldoni (Clouds) sich ordentlich in die Wolle bekommen haben und das Krasseste an der ganzen Sache ist, dass Blake Lively und der Cast von It Ends with Us Justin Baldoni nicht mehr auf Instagram folgen und in der heutigen Zeit ist es so ziemlich das Schlimmste, was man einem anderen Menschen antun kann. Was für ein Drama! Auch die Auftritte während der Promotour zum Film sprechen Bände, weil es keine gemeinsamen Fotos von Blake Lively und Justin Baldoni auf dem roten Teppich gibt. Was auch immer zwischen den beiden vorgefallen ist, scheint sich zunächst nicht auf die Dreharbeiten ausgewirkt zu haben. Doch das heißt nicht automatisch, dass It Ends with Us gut geworden ist.
Dieser Film ist ein „schönes Märchen“ über häusliche Gewalt und dieses Märchen erzählt eine Geschichte, die sowohl das ganze Leben der Hauptfigur Lily (Blake Lively) als auch ihren späteren Umgang mit der häuslichen Gewalt derart glatt poliert darstellt, dass man es für ein Disneymärchen halten könnte. Da weiß man eigentlich gar nicht so recht, wo man überhaupt anfangen soll, die ganzen märchenhaften Elemente des Films aufzudecken. Zum einen steht die romantische Kennenlerngeschichte im Vordergrund und Zweidrittel des Films besteht aus unangenehmen Shades of Grey-artigen Momenten, in denen die beiden Figuren sich tief in die Augen blicken und leidenschaftlich rumknutschen. Man sieht schon auf den ersten Blick, dass der Film eine ausschließlich weibliche Zielgruppe im Visier hat und It Ends with Us bietet tatsächlich alles, was viele Frauen wollen oder sich zumindest in ihren rosigsten Fantasien vorstellen.
Der Held dieser Geschichte ist nämlich ein durchtrainierter Arzt, mit dem die Floristin Lily einen Jackpot geknackt hat, zumindest wenn es nach ihrer Mutter geht. Ihr selbst geht es natürlich nicht darum, dass Ryle (Justin Baldoni) ein erfolgreicher Arzt ist, sondern darum, dass sie sich Hals über Kopf in einen Fremden verliebt. Doch damit nicht genug Süßholzgeraspel, denn Lily bekommt nicht nur den Traummann, sondern auch die beste Freundin (Jenny Slate, Venom) quasi inklusive dazu. Wie der Zufall (oder vielmehr das schlechte Drehbuch) es will, spaziert just an dem Tag, an dem Lily ihren Blumenladen eröffnet, die Schwester von Ryle in ihren Laden und fragt, ob sie einfach mal dort arbeiten darf und das Beste daran ist, dass die arbeitstüchtige Lady super reich ist und nur aus Langeweile durch die Gegend streift und fremden Menschen ihre Dienste for free anbietet. Wer diese Story für unrealistisch hält, sollte unbedingt selbst einen Blumenladen eröffnen und abwarten bis die reichen Ladys einem die Bude einrennen, um als Hilfsarbeiterinnen/ beste Freundinnen eingestellt zu werden.
Im Übrigen betritt diesen Laden nie irgendein Kunde, abgesehen von Ryle, seiner Schwester und ihrem Partner (Hasan Minhaj, Geistervilla) und alle Blumen darin sehen so aus, als wären sie schon einmal eingegangen und als Trockenblumen wiedergekommen. Es ist nicht gerade ein schöner Anblick und die Requisite hat sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert, als sie diese alptraumhafte Deko gebastelt hat. Auch die Kostüme sind ein wandelnder Alptraum, besonders Ryle und sein Schwager sehen so aus, als hätten sie in der Kinderabteilung geshoppt. Noch schlimmer als all das sind die schmachtenden Close-ups von Lily und Ryle, die gefühlt 90 Prozent des Films ausmachen und unfassbar anstrengend sind, es sei denn man steht auf Blake Lively oder auf Justin Baldoni oder im besten Fall auf beide, dann sind die Szenen vielleicht gar nicht mal so übel. Ansonsten ist der Film mit der konstruierten Liebesgeschichte und mit der langgezogenen lahmen Handlung kaum zu ertragen. Man wünscht sich sogar, dass Ryle endlich zuschlägt, dann passiert in diesem öden Film endlich irgendwas. An dieser Stelle sei gesagt, dass die Gewalt gegenüber Frauen auf keinen Fall verharmlost werden sollte, aber so wie der Film in dem Trailer verkauft wird, erweckt er nicht den Eindruck, dass man sich eine schöne Liebesgeschichte ansehen wird, bei der sich Ryle recht spät als Monster entpuppt.
Insoweit ist die Gewichtung der Schwerpunkte hier nicht besonders gelungen, insbesondere im Hinblick auf die Ernsthaftigkeit der Thematik. Man kann bei so einem ernsten Thema nicht eine Lovestory drehen und am Ende nur ganz oberflächlich die häusliche Gewalt thematisieren. Diese Thematik wurde in den Rückblicken (Jugendzeit von Lily) auch meist nur angedeutet und glattgebügelt, doch in der Gegenwart spielt sie keine so große Rolle und bis die ersten Anzeichen da sind, ist die Handlung schon sehr weit fortgeschritten und teilweise erkennt man die Gewalt nicht einmal als solche, weil Baldoni sich offenbar dazu entschlossen hat, die Sichtweise von Lily zu zeigen. Lily verdrängt jedoch alles, deswegen sieht man auch als Zuschauer das wahre Gesicht von Ryle ziemlich spät, erst zum Ende hin. Man wundert sich sogar ein wenig darüber, welche Handlungen eigentlich als Gewalt durchgehen sollen. Wenn die beiden beispielsweise gemeinsam kochen und sich dabei verletzen, sieht es zunächst wie ein Unfall aus, weil sie sich ausgesprochen dämlich anstellen. Wenn später die Auflösung des Ganzen kommt, dann sollte man bei den schnellen Schnitten echt aufpassen, sonst bekommt man nicht mit, was nun tatsächlich häusliche Gewalt war.
Statt die Liebesszenen auszuschlachten und zum wiederholten Mal zu zeigen, hätte man sich lieber auf die dunkle Seite der Beziehung konzentrieren sollen. Doch mit solchen Banalitäten wollte man das Publikum offenbar nicht langweilen und hat lieber noch ein Close-up von dem „sexy“ dreinschauenden Ryle reingeschnitten. Fraglich ist, ob Justin Baldoni wirklich dachte, dass es dem Film guttut, oder tat er es vielleicht nur aus reiner Eitelkeit? Man weiß es nicht. Es ist aber immer noch nicht alles, was bei diesem Film schiefläuft. Auch wenn die Gefahr besteht zu spoilern, man kann es einfach nicht unerwähnt lassen, dass Lily trotz ihrer Opferrolle dazu in der Lage ist, die ganze Gewalt ganz schön schnell wegzustecken und Ryle lässt sie auch relativ schnell in Ruhe. Schön wärs, wenn es im wahren Leben auch so einfach wäre, seinen gewalttätigen Partner loszuwerden, ohne dass er immer wieder auftaucht und einen zum Bleiben überzeugen will. In dieser Hinsicht ist der Film mindestens genauso realistisch wie die kindische Darstellung der Freundschaft zwischen Lily und Allysa. Man könnte glatt denken, dass die beiden noch in den Kindergarten gehen, nach dem Motto: „Wir kennen uns zwar erst einen Tag, aber du bist jetzt auf jeden Fall meine beste Freundin für immer und ewig.“
Um noch mal auf die häusliche Gewalt zurückzukommen, sicher könnte man den Film so interpretieren, dass Lilys Figur Vorbild für alle Frauen sein sollte, weil ihre Reaktion darauf trotz ihrer Opferrolle sehr resolut erscheint, doch anderseits könnte man auch sagen, dass die Filmemacher absolut keine Ahnung haben, wovon sie da sprechen, weil die Behandlung dieser Thematik und die Promo zum Film derart lächerlich wirken, dass man es kaum glauben könnte, wenn man es nicht selbst gesehen hätte. Momentan wird im Kino beispielsweise Werbung zum Film gezeigt, bei der mehrere Frauen mit strahlenden Gesichtern zum Film interviewt werden und auf die Frage, wie sie nun den Film fanden, mit: „Wunderschön“ antworten. Und genau hier liegt der Kern des Problems: Wenn man einen Film über häusliche Gewalt dreht und alles was die Filmemacher und die PR-Abteilung nach außen transportieren möchten, ein wunderschöner Feel-Good-Movie ist, dann ist dieser Film nichts anderes als eine Ohrfeige ins Gesicht von allen Frauen, die schon einmal häusliche Gewalt erlebt haben und sich aus den Fängen des Bösen befreit haben. It Ends with Us schafft es nicht einmal ansatzweise, die Ängste und den Schrecken einer solchen Beziehung auf der Leinwand adäquat darzustellen und das Schlimmste dabei ist, dass hier nicht einmal der Versuch unternommen wird, es zu tun.