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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der Legende nach soll ein Wesen von unvorstellbarer Macht, das bislang unerkannt auf der Erde wandelt, eine neue Zeit einläuten. Die Menschen ahnen davon nichts, doch im Reich der Dämonen wie auch in dem der Menschenbiester herrscht Alarmbereitschaft. 

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Gut möglich, dass viele noch nie etwas von Urotsukidôji - Legend of the Overfiend gehört haben. Aber unter Anime-, Hentai-, Splatter- und Horrorfilmfans erfreut sich das Werk mit dem für uns im Westen nur schwer auszusprechenden Titel eines regelrechten Kultstatus. Woran dies liegt? Drei wenig überraschende Worte: Sex und Gewalt. Bevor wir in den Film einsteigen, zunächst jedoch kurz noch ein paar grobe Hintergrundinformationen. Chôjin densetsu Urotsukidôji (damit wir wenigstens einmal den Originaltitel verwendet haben) basiert auf einer gleichnamigen von Toshio Maeda (La Blue Girl) erschaffenen und 1985 gestarteten Manga-Reihe, die Erotik, Horror sowie eine Portion Komik miteinander vermischt. Es dauerte lediglich zwei Jahre, bis aus den starren Schwarzweiß-Zeichnungen bunte Bewegtbilder wurden.

Allerdings nicht in Form eines Films, sondern als mehrteilige OVA (kurz für Original Video Animation). Also ein Anime, den man direkt für den Videomarkt anstatt für das Fernsehen oder fürs Kino konzipierte. Erst später, genauer gesagt im Jahr 1989, wurde (u. a. durch das Zusammenführen der Episoden, dem damit verbundenen Entfernen der Abspänne bzw. Recaps sowie kleineren Schnitten) von Hideki Takayama (Urotsukidôji II - Legend of the Demon Womb), einem der Regisseure der OVA, ein Spielfilm daraus gemacht. Dieses Vorgehen mag vielleicht etwas seltsam klingen, ist im Animebereich aber keine Seltenheit. So wurde beispielsweise die beliebte Serie Attack on Titan ebenfalls zu Filmen zusammengefasst. Doch nun genug des Vorgeplänkels, kommen wir zur eigentlichen Handlung von Urotsukidôji.

Gleich zu Beginn erfahren wir, dass es drei Königreiche gibt. Das von uns Menschen, das der sogenannten Menschenbiester sowie jenes der Dämonen. Natürlich haben wir Menschen keinen blassen Schimmer von der Existenz der anderen beiden Reiche. Außerdem wandelt ein Wesen von unermesslicher Macht auf der Erde umher, der Chōjin. Dieser soll der Legende nach alle 3000 Jahre in Erscheinung treten, um die drei Reiche zu einem einzigen zusammenzuführen. Was dies exakt bedeuten würde, wird zunächst nicht vollumfänglich dargelegt. Jedenfalls haben sowohl die Dämonen als auch die Menschenbiester ihre jeweils eigenen Gründe ihn finden zu wollen. Allerdings ist dies gar nicht so einfach, denn der Chōjin steckt in irgendeinem Menschen, der selbst nichts davon ahnt.

Trotzdem glaubt das Menschenbiest Amano, das bereits seit 300 Jahren auf der Suche nach dem Chōjin ist, diesen nun endlich an einer japanischen High School gefunden zu haben. Aber ist dem wirklich so? Das werden der als Austauschschüler getarnte Amano sowie eine Reihe anderer Figuren wie z. B. Amanos Schwester Megumi, der Schüler Nagumo bzw. dessen Angebetete Akemi alsbald herausfinden. So viel zur Ausgangssituation. Was uns von da an erwartet ist, wie bereits eingangs erwähnt, ein wahres Sammelsurium an Sex und ausufernder Gewalt, das sporadisch durch anzügliche Komik aufgelockert wird. Die Summe an drastischen Sequenzen ist derart hoch, dass Werke wie Violence Jack, Vampire Hunter D oder Fist of the North Star (allesamt ebenfalls brutale Animes aus den 80ern) das Nachsehen haben.

Alle Nase lang erblicken wir spritzende Blutfontänen, abgerissene Körperteile, zerberstende Leiber und freigelegte Innereien. Ist das nicht der Fall, so erwarten uns zahllose unverhüllte Brüste, Selbstbefriedigung, einvernehmlicher Sex sowie auch Vergewaltigungen. Der dargebotene Härtegrad ist, insbesondere unter Berücksichtigung des Entstehungsjahrs, enorm. Vor allem aufgrund des erzwungenen Geschlechtsverkehrs, bei dem keineswegs davor zurückgeschreckt wird, explizite Detailaufnahmen von Geschlechtsteilen bzw. durchgeführte Penetration offen zur Schau zu stellen. Viele dieser Szenen gehen mit sogenanntem „Tentakelsex“ einher, eine beliebte Methode, um die in Japan vorherrschenden Zensurgesetze auszuhebeln (und somit unzensierten Koitus zeigen zu können, dessen Darstellung ansonsten rechtlich problematisch wäre).

Lassen wir die expliziten Bilder einmal außer Acht, so müssen wir feststellen, dass Urotsukidôji nicht so wahnsinnig viel zu bieten hat, mit dem er sich nennenswert von der Masse an Animes abheben könnte. Die Animationen entsprechen in etwa dem, was man von Animes aus den 80ern bzw. frühen 90ern (wie z. B. Wicked City, Ninja Scroll etc.) „gewohnt“ ist. Sprich die Zeichnungen sind eine Spur grobschlächtiger, detailärmer und weniger filigran, als es bei moderneren Werken üblich ist. Im Zuge der Kämpfe wird zudem stark auf den Einsatz von flackernden Lichtern bzw. Blitzen gesetzt. Für eine „ehemalige“ OVA geht die Animationsqualität mehr als in Ordnung, den Vergleich mit frühen Filmen aus dem Hause des Zeichentrickfilmstudios Ghibli, darunter Werke wie Das Schloss im Himmel, Mein Nachbar Totoro usw. sollte man allerdings trotzdem nicht anstreben. Akustisch ist Urotsukidôji mit einem elektronischen Score unterlegt, der öfter mal entfernt an frühe Videospiele bzw. Arcade-Titel erinnert und mehrfach nur bedingt auf die zu sehenden Bilder abgestimmt wirkt.

Etwas das Urotsukidôji dafür wirklich sehr gut geglückt ist, sind die vielen verschiedenen, fantasievoll gestalteten Monsterdesigns. Die hier vorkommenden Gestalten trumpfen mit allerlei herrlich grotesken Fratzen, skurrilen Verwandlungen sowie bizarren Körperformen auf. Ähnlich gelungen ist so manche stimmungsvoll gestaltete Szenerie, wie wir sie beispielsweise in den „Parallel“Welten oder bei einem Ausflug in eine postapokalyptisch anmutende Zukunft erblicken dürfen. Nicht ganz so gut sieht es für Urotsukidôji auf der narrativen Ebene aus. Und das, obwohl die Story als solche u. a. dank vereinzelter Twists, einiger kurzer Horrorsequenzen sowie einer häufig recht düsteren, geradezu nihilistischen Stimmung, durchaus interessant ausfällt. Schuld daran ist unter anderem die teilweise arg sprunghaft wirkende Erzählstruktur, bei der man sich mitunter einiges aus dem Kontext heraus selbst zusammenreimen muss, da kaum etwas ausführlich erklärt wird.

Gleichzeitig verliert sich Urotsukidôji gerade in den ersten beiden Dritteln gerne in Geschehnissen, die sich im Nachhinein entweder als unwichtig herausstellen oder kaum ausformuliert sind und dadurch mehr Fragen aufwerfen als Antworten liefern. Allein schon, weil der Film wiederholt Figuren ins Geschehen wirft, ohne diese einzuführen. Die Ausarbeitung der Charaktere ist aber ohnehin keine Stärke des Films. Vielmehr erscheint die Figurenzeichnung in den allermeisten Fällen unausgegoren, was zur Folge hat, dass wir weit weniger mit den ProtagonistInnen mitfiebern bzw. mitfühlen als wir es uns wünschen würden. So bleiben die Hauptfiguren unerfreulich flach, während z. B. ein für den Kern der Handlung ziemlich unwichtiger Charakter nicht nur viel Screentime sondern obendrein noch viel Aufmerksamkeit in Sachen Figurenentwicklung erfährt. Bei wieder anderen Charakteren ist hingegen völlig unklar, wieso sie überhaupt vorkommen.

Etwa im Falle von Megumi die zum Geschehen nichts außer sinnloser Sexszenen sowie anzüglicher Komik beisteuert. Allgemein fällt auf, dass Frauen(figuren) bei Urotsukidôji zu simplen Lust- bzw. Sexobjekten degradiert werden. Das gilt auch für die Schülerin Akemi, obgleich diese im Laufe der Geschichte immerhin ansatzweise so etwas wie eine Funktion erfüllt. Bei Akemi verwundert es zudem, wie verhältnismäßig „locker“ sie Vergewaltigung(en) wegsteckt. Aber an Trauma, Katatonie, nervlichem Zusammenbruch etc. hat Urotsukidôji, getreu dem Motto the show must go on, kein Interesse. Dies führt mehrmals zu einem sonderbar anmutenden Kontrastprogramm, bei dem sich die menschlichen Charaktere in einem Moment mit sexuellen Übergriffen, monströsen Kreaturen sowie blutigen Gräueltaten konfrontiert sehen und im darauffolgenden quasi mit ihrer Teenager-Romanze weitermachen, als ob nichts gewesen wäre. Dieses Wechselspiel sorgt dafür, dass die Geschichte ein Stück weit ihrer Intensität beraubt wird.

Daran ändern selbst die mit der Zeit immer stärker ausufernden Kämpfe wenig, in deren Folge irgendwann ganze Gebäude (bzw. Wohnblöcke) in Schutt und Asche gelegt werden. Denn letztendlich hat man eigentlich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, einem immens schicksalhaften Ereignis beizuwohnen, weshalb sich die intendierte Dramatik des letzten Akts auch nicht so recht einstellen will. Kein Vergleich zu dem in allen Belangen deutlich stärkeren Film Akira, der hintenraus gar mache Parallele erkennen lässt. Trotz alledem ist Urotsukidôji, gemessen an anderen, in eine ähnliche Kerbe schlagenden Animes seiner Zeit, per se kein schlechter Film. Zumal kritikwürdige Punkte wie z. B. der spärliche Einsatz von erleuchtenden Erklärungen oder ein in höchstem Maße problematischer Umgang mit Frauen „Krankheiten“ sind, die unter „älteren“ und an ein erwachseneres Publikum gerichteten Animes keine Seltenheit darstellen. Das macht die Sache zwar nicht besser, relativiert manches aber zumindest ein Stück weit.

PS: Wer Urotsukidôji - Legend of the Overfiend gerne im Kino sehen möchte, hat jetzt die Gelegenheit dazu. Denn Drop-Out Cinema bringt ihn in Kooperation mit Cinestrange Extreme ab dem 28.11.2024 in ausgewählte Kinos. Welche Lichtspielhäuser den Film zeigen erfahrt ihr auf der Internetpräsenz von Drop-Out Cinema.

Fazit

"Urotsukidôji - Legend of the Overfiend" ist eine wilde Mischung aus Sex und Gewalt, die unter Fans der härteren Gangart Kultstatus genießt. Den Film lediglich auf diese Aspekte zu reduzieren wäre zwar falsch, gleichzeitig sind es aber in erster Linie genau diese beiden Merkmale, die ihn „auszeichnen“. Kein Werk für jedermann und schon gar nicht für jederfrau, denn der Umgang mit dem weiblichen Geschlecht ist jenseits von Gut und Böse. Wer sich aber irgendwann mal aus Spaß an der Freude durch die lange Liste an "bösen" Filmen kämpfen möchte, wird um den berühmt-berüchtigten "Urotsukidôji - Legend of the Overfiend" nicht herumkommen.

Kritik: Constantin Wieckhorst

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