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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Täglich joggt der Schriftsteller Félix Bruzzone an Argentiniens größter Militärbasis vorbei. Während der Diktatur war sie ein Folterzentrum. Bruzzones Mutter verschwand hier.

Kritik

Tarnungen gibt es viele in Jonathan Perels semi-dokumentarischer Erkundung einer Vergangenheit, die sich auf mehrere Arten beunruhigend erfolgreich in die Gegenwart einfügt. Die besten davon sind jene, die das, worauf der Blick gerichtet ist, selbst dann nicht erkennen lassen, wenn es direkt vor den Betrachtenden steht - oder sie herum. Wie der Campo del Mayo im städtischen Randgebiet von Buenos Aires. Eine böse Erinnerung, die mit den Wenigen stirbt, die sie noch in sich tragen.

Eine dieser Person spaziert mit Felix Bruzzone, Perels Co-Drehbuchautor und Komplizen, entlang der Außenmauern des von Grün überwucherten Komplexes, der sich auf mehrere Gebäude verteilt. Immer, wenn sie daran vorbeiging, packte sie das Grauen, berichtet die alte Dame, die ihren Begleiter in Sportkleidung für einen Jogger hält. Sie musste oft vorbei an diesem Ort, wo sie während der Militärdiktatur gefoltert wurde. Niemand weiß genau, wie viele Menschen in die insgesamt vier Geheimgefängnisse verschleppt wurden.

Die meisten kehrten nie zurück. Eine dieser Desaparecidos, der Verschwundenen, war Bruzzones Mutter. Seine Tarnung als Jogger ist mehr als eine Ausrede für das Betreten des abgesperrten Areals. Sie bringt ihn anderen Personen näher, die sich dort ebenfalls aufhalten. Ihr individuelles Bewusstsein für die Ortsgeschichte und der Umgang damit liefert interessante Diskussionspunkte, die einzufangen Perel nur bedingt gelingt. Zu selten korrigiert die Inszenierung ihren inhaltlichen Fokus, der sich auf Nebenpfaden und Abwegen zu verlieren droht.

Fazit

Über zehn Jahre nachdem Jonathan Perel mit der ESMA eines der Foltergefängnisse seines Heimatlandes filmte, erforscht er für ein ähnliches Projekt einen weiteren Schreckensort. Die dokumentarische Annäherung an den Campo del Mayo ist zugleich eine physische, die diesmal weniger politische (Neu)Definition des historischen Erbes thematisiert als deren persönliche (Re)Konstruktion. Die Wahrnehmung und Wirkung obskurer Gedenkstätten, biografische Überschreibung und die Präsenz des vermeintlich Überwundenen im Hier und jetzt motivieren, die erschöpfende Filmstrecke zu bewältigen.

Kritik: Lida Bach

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