Mit dem Jugendroman „Boy7 – Vertraue Nimandem. Nicht einmal dir selbst“ gelang der niederländischen Autorin Mirjam Mous im Jahre 2011 ein kleiner Überraschungserfolg. Denn im Zuge der großen Welle dystopischer Jugendromane, eingeleitet durch die „Hunger Games“ Trilogie, sticht ihr Thriller in so fern heraus, als dass ihr Werk in der unmittelbaren Gegenwart angesiedelt ist und nicht in einer weit entfernten Zukunft, wodurch der Zuschauer von Anfang an mehr Berührungspunkte zu der Welt hat, als vergleichsweise mit Panem.
Bereits im Februar diesen Jahres erschien eine Verfilmung des Romans, vertrieben durch die niederländische Produktionsfirma Lemming Film, welche jedoch Publikum und Kritiker nicht gerade überzeugen konnte. Finanziert durch die Film- und Medienstiftung NRW und die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, kommt nun eine deutsch-niederländisches Co-Produktion in die Kinos, um dem Roman die Leinwand Umsetzung zu bieten, die er verdient hat.
Den Regiestuhl besetzt Özgür Yildirim, der unter anderem für Werke wie „Chiko“, oder „Blutzbrüdaz“ verantwortlich ist, und der hier erneut einen tollen Job abliefert. Besonders in den Action-Szenen beweist Yildirim seine ganze Klasse, denn diese sind durch die Bank weg großartig inszeniert, was nicht zuletzt an der guten Kameraarbeit von Matthias Bolliger liegt, da dieser das Geschehen auf der Leinwand sehr harmonisch einfängt und so selbst in hektischen Situationen den Zuschauer stets an der Handlung teilhaben lässt.
Ein großen Lob muss man ebenfalls an die jungen Schauspieler richten, auch wenn David Kross bereits unzählige Male bewiesen hat, dass er zu den besten Nachwuchsschauspielern Deutschlands zählt, so ist es dennoch immer wieder aufs neue eine Freude ihn und den Rest des jungen Ensembles bei ihrer Arbeit zu beobachten.
Eine Klasse für sich ist ebenfalls Antagonist Jens Harzer, der bei den Dreharbeiten sichtlich Spaß hatte, denn er spielt seine Rolle, die von Klischees nur so trieft, mit solch einer Freude, dass es schwer fällt nicht ebenfalls ein süffisantes Lächeln aufzusetzen, wenn er sich in bester Schurken-Tradition über seinen ach so diabolischen Plan auslässt.
Leider ist Harzer, oder besser gesagt sein Charakter Isaak, auch ein Sinnbild für all die negativen Aspekte des Films. Wie bereits erwähnt ist die Geschichte gespickt von jedem nur denkbaren Klischee, seien es die Figuren, die so krampfhaft schwarz-weiß gezeichnet sind, dass es schon fast weh tut, oder die Geschichte, welche selbst jüngere Zuschauer nicht sonderlich überraschen dürfte und für erfahrene Filmfans im Grunde vom reinen Unterhaltungswert her Null Anreize bietet, an der Kasse ein Ticket zu löhnen.
Mirjam Mous scheint beinahe krampfhaft versucht zu haben jeden Aspekt eines typischen Jugendromans, er in einem Internat ähnlichem Setting angesiedelt ist, in ihre Geschichte einzubauen. Dadurch erhält der Film jedoch keine eigene Identität, stattdessen wirkt er wie ein Potpourri aus sämtlichen Jugendfilmen der letzten Jahre, vollendet mit der typischen Prise deutscher Filmkunst, die erneut beweist, dass man ohne große Studios im Rücken und einer großen Stange Bargeld eben keine Filme drehen kann, die optisch und inhaltlich mit der Konkurrenz aus Hollywood mithalten können.