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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

US-amerikanischer Kriminalfilm, der die miteinander verwobenen Leben der drei Brüder Miklo (Damian Chapa), Cruz (Jesse Borrego) und Paco (Benjamin Bratt) in Chicago ab dem Jahr 1972 bis Mitte der 1980er thematisiert. Miklo ist in den Augen der anderen kein "reiner" Latino und gilt als "Weisser". Als er trotzdem in die Gang aufgenommen wird, ist er sehr stolz. Doch da fangen die Probleme erst an.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Man läuft bei diesen ganzen Gangster-Klamotten ja immer Gefahr, einem geradezu unreflektierten Hohelied auf das Dasein im organisierten Verbrechen wie Bandenleben in die Fänge zu geraten. Was uns das Genre allein nur in den 1990er Jahre gebracht hat, zeichnet sich, reden wir von den prominenten Vertretern dieses Segments, aber doch durch eine angemessen differenzierte Haltung aus. Martin Scorsese war mit seinen Meisterwerken „GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia“ und „Casino“ vertreten,Joel und Ethan Coen beschenkten uns mit „Miller's Crossing“ und den delinquenten Alltag in der verlotterten Unterschicht Amerikas brachten uns „Boyz'n the Hood – Jungs im Viertel“ und „Menace II Society“ in einschneidender Authentizität näher. Im Kern artikulieren sich all diese Filme, eigentlich sogar das ganze Sujet, über die obligatorischen Tropen: Aufstieg und Fall, Brüderlichkeit und Verrat. Es hängt letzten Endes an der Herangehensweise, dem intentionalen Schwerpunkt, in welche Richtung eines dieser Projekte ausschlagen wird – Romantisierung oder Entmystifizierung?

In den 1990er Jahren aber gab es noch einen weiteren wichtigen Genre-Film, der selbstredend in dieser Auflistung nicht unerwähnt bleiben darf: Taylor Hackfords „Blood In Blood Out – Verschworen auf Leben und Tod“ von 1993. Hackford führt uns in diesem Fall nicht in die fadenscheinige Dekadenz der Mafia oder die von Afroamerikanern dominierten Viertel. In „Blood In Blood Out – Verschworen auf Leben und Tod“ sind es die Gangs hispanoamerikanischer Provenienz; Chicanos, die in East Los Angeles tagtäglich um ihren Platz im Asphalt-Dschungel kämpfen müssen. Im Mittelpunkt steht ein Triumvirat, welches sich im Strudel jener erwähnten Aspekte bewähren muss, wie sie alle Gangster-Filme aufbereiten: Loyalität und Entzweiung. Miklo (Damian Chapa) ist der „weiße Mexikaner“, der Sohn eines weißen Vater und einer Chicana. Dass er sich aufgrund seiner Hautfarbe nicht jeden Schritt erlauben kann, wie seine hispanischen Kollegen, wird durch die von allen Seiten auf ihn einschlagende Häme schnell deutlich. Doch er wird sich beweisen und zusammen mit Paco (Benjamin Bratt) und Cruz (Jesse Borrego) jenes redliche Triumvirat bilden.

„Blood In Blood Out – Verschworen auf Leben und Tod“ veranschaulicht die mit Blut besiegelte Gemeinschaft der drei Männer als unumstößlich, sie würden füreinander in den Tod gehen: Vatos locos forever! Dass Taylor Hackford hier eben auch einen Männerfilm gedreht hat, in dem Frauenfiguren nicht sonderlich viel Platz eingeräumt wird, könnte man unsinnigerweise als Kritik anprangern und zu neuen Gender respekte Sexismus-Diskussionen animieren. Man muss sich nur darüber im Klaren sein, dass „Blood In Blood Out – Verschworen auf Leben und Tod“ eine rein maskuline Domäne beschreibt, von den Banden bis hin ins berühmt-berüchtigte Staatsgefängnis San Quentin. Wenn sich Miklo in genau diesem Gefängnis wiederfindet, folgt eine herbe Zäsur in der Freundschaft, muss sich Paco doch bei der Armee einschreiben lassen, die ihn für seinen späteren Werdegang läutern wird und zum Drogenpolizist macht, der sich dem Gesetz hörig zeigt, weil er endlich wieder ehrenwerte Ideale in seiner Existenz gefunden hat. In dieser Darstellung zeigt „Blood In Blood Out – Verschworen auf Leben und Tod“, dass man seiner Determination nicht immer ausgeliefert ist, selbst wenn man ins Verbrechen hineingeboren wird.

Miklo, der Junge, der sich seit jeher anbiedern musste, um einen Funken Akzeptanz entgegengebracht zu bekommen, wird sich auch noch daran versuchen, ein rechtschaffenes Leben etablieren, kann den Dämonen seiner Vergangenheit aber nicht entkommen und landet als Krüppel erneut in der Zelle – Dieses Mal aber aus weit dramatischeren Umständen. Klischees sind „Blood In Blood Out – Verschworen auf Leben und Tod“ nicht fremd, es gelingt ihm aber, der Mythologisierung des Gangstertums zu entsagen und seine involvierten Charaktere nicht zu überzeichnen, sondern sie schlussendlich vor allem mit sich selbst zu konfrontieren. Mit all ihren Fehlern, ihren Fehlentscheidungen, ihren Kurzschlusshandlungen: Ergebenheit fordert Blut, doch jede Wunde wächst irgendwann wieder zu. „Blood In Blood Out – Verschworen auf Leben und Tod“ stilisiert sicherlich die inhärenten Phantasmen des Genres, doch er verharmlost sie nicht und verschafft sich dadurch auf lange Sicht eine wesentliche Fallhöhe, die die zwischenmenschlichen Brüche wie die aus Stolz und Schuld gebärenden Neuanfänge authentisch dokumentiert. Die Nähe zur Materie ist es, die „Blood In Blood Out – Verschworen auf Leben und Tod“ so ungemein wertvoll macht. Blut rein, Blut raus. Auf ewig.

Fazit

Wer sich für Gangster-Filme interessiert und es gerade schätzt, wenn die Charaktere nicht zu rebellischen Helden überstilisiert werden, der ist mit Taylor Hackfords „Blood In Blood Out – Verschworen auf Leben und Tod“ an der richtigen Adresse. Eine authentischer, durchaus emotionale und auf epische Länge ausgebreitete Geschichte um Freundschaft, Loyalität, Stolz und Schuld. Sollte man gesehen haben.

Kritik: Pascal Reis

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