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Quelle: themoviedb.org
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Als COVID-19 die Welt überrollt, müssen drei Wissenschaftler, die die Pandemie schon lange vorhergesagt hatten, nicht nur das Virus bekämpfen, sonder auch eine Welle der Fehlinformationen, Verschwörungstheorien und politischen Schuldzuweisungen, die die Wahrheit zu verschleiern drohen.

Kritik

„Desinformation has become a deliberiert Instrument to attack and discredit scientists and Health Professional for political gains.“ Das Zitat erschien in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet zwei Wochen vor Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten.  (Space Tourists) stellt den Satz und dessen beklemmenden Kontext an den Beginn seiner aktivistischen Aufarbeitung. Der Vorsatz ist zugleich Zusammenfassung und Beispiel der Funktion und fatalen Folgen von Falschinformationskampagnen wie der im Zentrum der nervenaufreibenden Chronik. Sie rekapituliert den entscheidenden Einfluss medialer Missinformation anhand eines der drastischsten Fälle. 

Jener ereignete sich während der Covid19 Pandemie, einer Zeit, in der Fehlannahmen, Falschinformationen und Verschwörungstheorien explodierten. Die Masse an Ignoranz und Irrglauben blendet der Schweizer Regisseur aus. Sein Fokus gilt einer konkreten Kampagne gegen die drei Schlüsselfiguren der Corona-Krise. Die chinesische Virologin Zhengli Shi, der chinesische Spezialist für zoonotische Erkrankungen Linfa Wang und der britisch-amerikanische Zoologe Peter Daszak entdeckten dank ihrer Studien von Fledermäusen, dass SARS-artige Coronaviren auf Menschen übertragen wurden, und warnten frühzeitig vor einer Pandemie. 

Ihre wiederholten Mahnungen blieben ungehört. Als das Corona-Virus ausbrach und sich rasant verbreitete, nahmen die mediale Berichterstattung und willkürliche Behauptungen auf Social Media eine zynische Wendung. Die drei Forschenden gerieten ins Kreuzfeuer einer öffentlichen Hetze, die sie für das Virus und dessen Ausbreitung verantwortlich machte. Rechtspopulistische Medien wie Alex Jones‘ Fake News Show InfoWars, Social Media und Donald Trump kreierten und amplifizierten die „Lab-Leak Theory“: die abstruse Story, das Coronavirus sei aus einem Labor in Wuhan freigesetzt worden. 

Anhand von Interviews mit Zhengli, Wang und Daszak sowie wissenschaftlichen Experten, Auszügen aus Nachrichtensendungen, TV-Shows und Social Media sowie privatem Archivmaterial zeichnet das aufwühlende Exposé die rasante Ausbreitung und verheerenden Auswirkungen des Lab-Leak Theory nach. Das Geflecht aus biografischen Hintergründen der Protagonisten mit Fokus auf Zhengli, wissenschaftlichen Fachdaten, verschiedensten Medien-Schnipsel und Freis eigenen investigativen Aufnahmen droht beständig zu zerfasern. Der alleinige Blick auf die alt-right Fraktion, der Irrtümer, Fanatismus und Missinformation der Gegenseite ausblendet, kann indes nur ein lückenhaftes, unilaterales Bild schaffen. 

Weder erschließen sich die Hintergründe und Zusammenhänge von Obskurantismus und Forschungsfeindlichkeit, noch die Ursachen des beständigen Triumphs reißerischer Panikmache über nüchterner Neutralität. In seinem Off-Kommentar fragt Frei: „How will we get to the point where truthfulness and complexity loose against simplification and malefaction?“ Und ignoriert dabei, dass sein eigenes Werk unangenehme Fakten und Komplexität zugunsten von Vereinfachung und Einseitigkeit übergeht. Die Erkenntnis ist weder neu noch komplex: Gezielte Falschinformationen und Anschuldigungen sind ein entscheidendes Mittel im politischen Machtkampf. 

Fazit

6.0

Gegliedert in Kapitel mit Titeln wie ‚The Age of Pandemics‘ untersucht Christian Frei Methoden und Taktiken politischer Propaganda anhand der Hexenjagd auf diejenigen, die als erste vor einer zoonotischen Pandemie warnten. Die ungebrochen aktuelle Thematik, die Erste-Hand-Berichte von Zhengli Shi, Linfa Wang und Peter Daszak sowie die straffe Inszenierung schaffen ein mitreißendes Amalgam zwischen Investigativ-Doku und Reality Thriller. Diese defensive Dramatisierung praktiziert jedoch den oberflächlich kritisierten Sensationalismus. Eine bitter ironische Antwort auf die Frage nach der Faszination subversiven Sensationalismus. 

Kritik: Lida Bach

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