Das Subgenre des Tierhorrors ist eines, dass sich trotz reichlich vorhandenem Potenzial nur selten mit Ruhm bekleckert. Denn obwohl dem Kampf Mensch gegen Bestie ein gehöriges Maß an Faszination innewohnt, sind jene cineastischen Ergebnisse, die als vollumfänglich gelungen zu bezeichnen sind, rar gesät. Zu den Glanzstunden des Tierhorrors zählen Werke wie Steven Spielbergs Der weiße Hai oder Alfred Hitchcocks Die Vögel. Aber auch Werke wie Tarantula, Lake Placid oder Deep Rising verstehen es, die ZuschauerInnen vortrefflich zu unterhalten. Dem gegenüber stehen allerdings eine Vielzahl an mittelmäßigen oder gar grottenschlechten, meist mit überschaubarem Budget inszenierte Filme. Zu Letzteren zählt auch der aus dem Jahr 2013 stammende Beneath. Für die Regie des Films zeichnet sich Larry Fessenden verantwortlich, der zuvor den Film The Last Winter inszeniert hatte und als Schauspieler in Filmen wie Vampire Nation oder You’re Next zu sehen war. Beneaths kleiner Cast besteht, abgesehen von dem in einer kleinen Nebenrolle besetzten Mark Margolis, den viele vermutlich als Héctor Salamanca von den Serien Breaking Bad sowie Better Caul Saul kennen dürften, aus eher unbekannten Gesichtern.
Schauplatz der Handlung ist ein See irgendwo in Amerika, an dem eine Gruppe Jugendlicher ihren Schulabschluss feiern möchte. Noch bevor Beneath Anstalten macht, den Monsterfisch zu zeigen, wird klar, dass einer aus der Gruppe über die im See lauernde Gefahr Bescheid weiß. Den anderen enthält er diese Information allerdings vor und so stechen sie mit einem Ruderboot sprichwörtlich in See. Nach rund 20 Minuten macht die Gruppe schließlich Bekanntschaft mit dem großen Raubfisch. Dieser sieht dann auch wahrlich grausig aus, was allerdings weniger an einem gelungenen Design, sondern vielmehr an seiner starren „Gummihaftigkeit“ liegt. So ist zwar einerseits rühmlich, dass Beneath weitestgehend auf handgemachte Effekte anstatt auf Computereffekte setzt, nur ist das Ergebnis mit den großen gelben Augen sowie dem stets weit aufgerissenen Maul geradezu lächerlich. Insbesondere, da der Film eben nicht aus den 60er- oder 70er-Jahren stammt und daher auch kein Nostalgiebonus oder Retrocharme zur Hilfe kommt.
Im Anschluss auf das erste Aufeinandertreffen mit der Gummiente dem Gummifisch stecken die Jugendlichen ohne Paddel in ihrem Ruderboot fest. Statt zusammenzuarbeiten geraten die „Freunde“ in Streit miteinander, wobei das ein oder andere, für die Zuschauenden bereits früh offensichtliche, „Geheimnis“ ans Tageslicht kommt. Hauptschauplatz des Films ist das auf dem See dümpelnde Ruderboot, auf dem außer Gezeter und Streitigkeiten kaum etwas passiert. Die Charaktere sind allesamt unsympathisch und derart uninteressant, dass nicht einmal ihr filmisches Ableben zu unterhalten vermag. Blutige Schauwerte halten sich in diesem Zusammenhang im Übrigen stark in Grenzen und sind kaum der Rede wert. Was die DarstellerInnen zum Besten geben, ist aber immerhin recht passabel. Da hat man in anderen Produktionen dieser oder gar höherer Preisklasse schon durchaus schlimmeres Schauspiel ertragen müssen.
Die Problemlösungsstrategien, welche die Figuren hier allerdings an den Tag legen, sind kaum bis gar nicht nachvollziehbar. So zum Beispiel die Idee, das langsame Sinken des beschädigten Bootes damit hinauszuzögern, dass Leute durch Abstimmungsverfahren aus dem Boot geworfen werden. Ist ja nicht so, als gäbe es noch andere Möglichkeiten, um die Situation zu händeln. Aber abgesehen von einem äußerst dezenten Hauch an ungenutzten Mysteryelementen sowie dem Zitieren von Der weiße Hai ist den Drehbuchverfassern sowieso nicht viel eingefallen. Was soll man also erwarten. Selbst das große Fischlein stellt im Grunde lediglich Beiwerk dar. Immerhin versucht Fessenden mit dem zeitweisen Blick durch die Handkamera eines der Charaktere für ein wenig visuelle Abwechslung zu sorgen. Auch wenn dies für den Film selbst keinerlei Funktion hat.
Die Summe aus Ideenlosigkeit, unsympathischen Figuren, doofen Entscheidungen, wenigen Spezialeffekten und einem unbeweglichen, eher lustig anzuschauenden Monsterfisch aus Gummi sorgt dafür, dass Beneath ungeachtet seiner knapp 90 Minuten langen Laufzeit unendlich lange anzudauern scheint und sich wie ein Kaugummi in die Länge zieht. Es wirkt fast so, als hätten die ohnehin schon maximal mittelprächtigen Filme Harpoon (Konflikte auf einem bewegungsunfähigen Boot) sowie Frankenfish (hungrige Fisch(e) mit großen Zähnen) ein Baby gezeugt, dass ihre Schwächen noch potenziert. Das ist nicht spannend, das ist nicht atmosphärisch und Leidenschaft ist auch nicht zu erkennen. Somit kann Fessendens Film, auch wenn er aufgrund seines geringen Budgets von gerade einmal 1 Million USD mit Sicherheit irgendwo ein gewisses Maß an Welpenschutz verdient, weder Trashfans noch Hardcore-Tierhorrorfans empfohlen werden. Denn für den reinen Filmgenuss ist dieser Umstand nur dann relevant, wenn FilmemacherInnen hineingestecktes Herzblut erkennen lassen oder das Ergebnis auf irgendeine Weise überzeugende Elemente aufweist und sei es nur eine unfreiwillige Komik.