Während einer Produktionswoche von "I Love Lucy" - von der ersten Leseprobe am Montag bis zur Aufzeichnung vor Publikum am Freitag - sehen sich Lucille Ball und Desi Arnaz in Aaron Sorkins Drama mit einer Reihe von persönlichen und beruflichen Krisen konfrontiert, die ihre Serie, ihre Karrieren und ihre Ehe bedrohen.
Jüngst auf der Shortlist für eine Oscarnominierung gelandet, ist Aaron Sorkins (The Trial of the Chicago 7, Drehbuch bei u.a. Steve Jobs und The Social Network) neuste Regiearbeit nun hierzulande auf Amazon Prime Video zu sehen. Der Film zeigt die aufgeregte Produktionswoche einer Episode der US-amerikanischen 50er-Jahre-Sitcom I Love Lucy und liefert obendrein einen sprunghaften Einblick in die Biografie Lucille Balls (So eine Affäre, Ich tanz mich in dein Herz hinein). Seine zeitliche Beschränkung macht aus Being the Ricardos einen inhaltlich zusammengestauchten und von Rückblenden und künstlichen Talking-Heads durchzogenen, dadurch aber längst nicht kurzweiligen Spielfilm.
Dabei versucht der Score des Films gleich zu Beginn die Erzählung mit großem energischen Flow zu versehen: ein aufgeregtes Trommeln, zerschnittene Interviewsequenzen und erste Dialogfetzen (und Kleidungsstücke) fliegen, während ein Radiomoderator Großes zu verkünden hat. Der folgende Vorwurf wird im Laufe des Films immer wieder aufgegriffen und mit weiteren privaten Problemen und einer Handvoll nebensächlicher Figuren zu einem mühsam inszenierten und überwiegend emotionslosen Dialogfilm verbunden.
Zwischen den einzelnen Table-Reads und Szenenproben, Sequenzen mit Ehekonflikten wie Flashbacks mag sich ebenso selten Chemie und Natürlichkeit einstellen wie zwischen den Hauptdarsteller*innen Nicole Kidman (Bombshell - Das Ende des Schweigens, Der verlorene Sohn) und Javier Bardem (Dune, Pirates of the Caribbean: Salazars Rache). Die narrative Verdichtung jahrelanger Ereignisse sorgt zwar für reichlich Erzählstoff, dieser wird jedoch so leb- und ausdruckslos aneinander gereiht und von banalen und peniblen Problemen am Set unterfüttert, dass viele der aufpolierten und synthetischen Dialoge eigentlich nur ermüden. Einer wirklich kritischen und entlarvenden Auseinandersetzung mit dem damaligen Publikumsphänomen etwa in Bezug auf Rassismus und Sexismus entzieht sich der Film ebenso wie der nahbaren und einfühlsamen Porträtierung seiner Hauptfigur.
Kidmans und auch Bardems Performances sind blass, Zeit für vielseitige menschliche Gefühlsregungen scheint es in Being the Ricardos nicht zu geben. Die Rückblenden versuchen, Lucilles Beziehung zu Desi Arnaz (Mein Engel und ich) näher zu ergründen, gehaltvolle Charaktermomente bleiben aber auch in der Vergangenheit die Ausnahme. Stattdessen arbeiten sich die Figuren, in den Nebenrollen auchJ.K. Simmons (Whiplash, Palm Springs) als William Frawley und Nina Arianda (Stan & Ollie, Florence Foster Jenkins) als Vivian Vance, an größtenteils kraftlosen und trägen Dialogen ab, die in über zwei Stunden Laufzeit trotz gelegentlicher humoröser Überspitzungen wenig Alleinstellungsmerkmale und Unterhaltungswert bieten. Darüber hinaus ist Being the Ricardos zwar hübsch ausgestattet, aber nie eindrucksvoll eingefangen. Da wirkt es schon beinah unfreiwillig komisch, wenn sich die Hauptfigur während eigener Dreharbeiten ausgerechnet über die mangelnde Expertise des Regisseurs beklagt.
Fazit
„Being the Ricardos“ ist ein Film ohne eigene Gestalt und Frische. Sorkins Gespür für die Charaktere bleibt dabei so unwesentlich wie gestalterische und herausragende Kniffe in seiner Inszenierung. Es bleiben sterile Szenerien mit herausgeputzten Dialogen, die jedoch selten gleichgültiger und ermüdender erschienen.
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