Batman. Der dunkle Ritter. Die Fledermaus. Es gibt wohl kein Kind oder Erwachsenen, der noch nie von dem dunkel gekleideten Comic-Helden gehört hat, was in Anbetracht des riesigen Franchise und dem erstmaligen Auftritt in einem Heftchen im Jahre 1939 auch seine Berechtigung findet. Der DC-Charakter wartet mit Merchandise, Filmen, Comics, Videospielen, Büchern und unzähligen weiteren kommerziellen Produkten auf, sodass es kein Wunder ist, wenn man schon im zarten Kindergartenalter über Pyjamas, Mützen oder Schulranzen stolpert. Doch was steckt hinter Batman? Wem ist es zu verdanken, dass Bruce Wayne die Welt der Comics revolutionierte?
Marc Tyler Nobleman, der Autor verschiedenster Bücher ist (unter anderem ein Bilderbuch über die Schöpfer von Superman), hat sich diesem Phänomen angenommen und schon bald realisiert, dass der Name Bob Kane, der präsent unter jedem Heftchentitel prangte, die Person dahinter nicht unweigerlich zum Schöpfer der Fledermaus machte. Wie sich herausstellte, gab es einen Mann im Schatten, der maßgeblich daran beteiligt war, dass Batman, Gotham City und auch die beliebten Bösewichte - wie der Joker oder der Pinguin - das Dunkel der Verbrecherstadt erblickten: Bill Finger. Ein Name, den damals kaum Jemand in der Comicszene kannte, wie Nobleman in seiner Recherche herausfand. Dabei war er federführend, schrieb komplette Storylines, entwarf berühmte Szenerien für die Kämpfe von Batman und recherchierte dabei so intensiv mit einer cineastischen Vision im Hinterkopf, dass die Zeichner von Texten, Zeitungsausschnitten und Kopien alles erhielten, um seine Ideen in Bilder zu formen. Bob Kane war ein ambitionierter Illustrator, der sich die kreative Energie von Finger zunutze machte und ihn um Rat fragte, um seinen eigenen Superhelden bei einem Verlag einzureichen.
Im Verlauf der Dokumentation, die neben altem Interviewmaterial auch neue Dialoge mit Verteranen der Comicszene zeigt, die Finger noch persönlich kannten, wird schnell klar, dass die Geschichte um Finger die wohl größte Ungerechtigkeit der Schöpfung der Superhelden darstellt. Thematisch wurden teilweise Geschehnisse im Comicstil gezeichnet und aus dem Off kommentiert, was für eine ganz eigene Dynamik und einen gewissen Charme sorgt, der die vereinzelt emotional überspitzten Abschnitte verschmerzen lässt. Auch, dass sich Nobleman gerne in den Mittelpunkt rückt, seine Kinder zu Wort kommen lässt und ab und an auf Einstellungen seiner Person setzt, sei zu verzeihen, wenn man bedenkt, dass er für Bill Fingers Recht so viel mehr getan hat, als es ein Autor hätte tun müssen
Bill Finger, der 1974 arm und einsam in seinem Apartment verstarb, hat auf den ersten Blick keine lebende Verwandtschaft mehr. In akribischer Recherche macht Nobleman dann allerdings dann die einzig verbliebenen Familienmitglieder von Bill Finger ausfindig und ermutigt sie, für das Urheberrecht von Finger zu kämpfen und eine Nennung seines Namens im Zusammenhang mit der Schöpfung von Batman zu erzwingen. Denn im amerikanischen Recht sind dazu nur Erben befugt. Die Dokumentation hinterlässt den Zuschauer zwar zufrieden, aber es wird sich unweigerlich die Frage gestellt, wie viele große kreative Schöpfer ungenannt und vergessen ein ärmliches Leben fristen mussten, während andere sich an ihrem Genie ungehindert bereichern konnten.