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Inhalt

Kyuta ist ein einsamer und elternloser Junge, der im Tokioter Stadtteil Shibuya umherstreunt und in den Tag hinein lebt. Doch eines Tages betritt er versehentlich das fantastische Bakemono-Reich „Jutengai“, das von Tiermonstern bevölkert wird. Verloren und auf der Suche nach einem Weg zurück trifft er auf den bärenartigen Schwertkämpfer Kumatetsu. Trotz seines wilden Aussehens ist dieser dem kleinen Jungen freundlich gesonnen uns nimmt sich seiner an. Doch als es Kyuta eines Tages zurück in seine Heimat verschlägt und er dort das Mädchen Kaede kennenlernt, fühlt er sich zunehmend zwischen den beiden Welten hin- und hergerissen …

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mamoru Hosoda ist in der japanischen Anime-Szene inzwischen ein recht großer Name. Der 48-jährige Regisseure trat zunächst durch seine Arbeit als Animator in diversen Genre-Klassikern (Dragon Ball Z, Sailor Moon, Yu Yu Hakusho) ins Rampenlicht, ehe er sich zum Posten des Regisseurs hocharbeitete. So entstand der Pilot der aller ersten Digimon-Staffel unter seiner Aufsicht, weitere Episoden folgten und Hosoda hielt sich zudem als Werberegisseur über Wasser. Im Jahr 2005 gab Hosoda mit One Piece Movie 06: Baron Omatsumi und die geheimnisvolle Inseljedoch sein Spielfilm-Debut. Der sechste Teil der One-Piece-Filmreihe erhielt von der Presse eine gemischte Reaktion, genießt aber unter Fans einen fantastischen Ruf; gelobt wurde v.a. Hosodas einzigartige Herangehensweise an die Materie, die sich durch einen stärkeren Fokus auf eine ernste, teils gar düstere, Story und Charaktere, auszeichnete, statt auf Action und alberner Comedy. Mit Das Mädchen, das durch die Zeit sprang schaltete Hosoda seinen Siegeszug durch die japanische Filmindustrie in den Turbomodus und lieferte seitdem einen riesigen Hit nach dem anderen ab. Das Mädchen, das durch die Zeit sprang, Summer Wars und Ame & Yuki – Die Wolfskindergelten gemeinhin als wahre Perlen der Animationskunst und sind Must-See-Titel, die sich in ihren thematischen Konzepten ähneln. Mit seinem letzten Werk Der Junge und das Biest bleibt Hosoda diesem Kontext treu und liefert erneut ein spaßiges Abenteuer für alle Zielgruppen ab, das sich nicht scheut seinen traurigen Kern zu offenbaren.

Drehbuchautor und Regisseur Mamoru Hosoda kreiert in Der Junge und das Biest eine simple Fantasy-Welt, dessen Inspirationen überall mehr als deutlich zu erkennen sind. Der Eingang zum Königreich der Tiermonster in einer unscheinbaren Seitengasse erinnert nur zu sehr an die Ziegelmauer in Harry Potter, den Kleiderschrank in Narnia oder den Trollmarkt unter der Brooklyn Bridge in Hellboy 2. Trotz der einfachen Konzeption entpuppt sich die Welt der Tiermonster (ein Hauch Kung Fu Pandaist kaum zu leugnen) als ein sehr charmanter Ort mit seinen eigenen Regeln und eigener Kultur; vibrant und lebendig; in der die Tiermonster den Menschen als ethisch überlegen dargestellt werden und somit für einen tollen Kontrast sorgt, sind es doch sonst die Monster, die wild und barbarisch sind. Dabei geizt Der Junge und das Biest nicht mit gigantischen Panorama-Aufnahmen um die Welt möglichst extensiv einzufangen, wobei die fantastischen Animationen voll zur Geltung kommen. Ein gesunder Mix aus traditioneller 2D-Animation (in den Charakterbewegungen) und CGI-Animation (in den Effekten) becirct die Augen und sorgt für zahlreiche Moneyshots, bei denen man als Animationsfanatiker (wie ich) nicht mehr tun kann, als mit feuchten Augen hinzustarren und versuchen so viel einzusaugen wie nur möglich.

Wie auch schon mit seinen vergangenen Filmen malt Hosoda auch hier ein recht erwachsenes, wenn auch simples Bild der Coming-of-Age-Story. Der verwaiste Kyuta verirrt sich nach dem Tod seiner Mutter in die Tiermonsterwelt und wird vom faulen und selbstsüchtigen Kumatetsu, einem humanoiden Bären, aufgenommen, der ihn als seinen Schüler trainieren möchte. Kumatetsu offenbart sich als genauso lausiger Lehrer, wie Kyuta als tollpatschiger Schüler und die aus den kleinlichen Streitereien der beiden Sturköpfe (beide haben schwere Zeiten hinter sich und sind voller Wut) sorgt in der ersten Hälfte für herzhafte Comedy-Einlagen. Doch es vergeht nicht viel Zeit, ehe Der Junge und das Biest seine erwachsene Schokoladenseite offenbart, im älter-werdenden Kyuta die jugendlichen Identitätskrisen lostritt und vom spaßigen Karate-Kid-Knockoff zur düsteren Studie über die Dunkelheit mutiert, die in allen Menschen schlummert; über die Tatsache, dass 'ausgewachsen' und 'erwachsen' sich nicht gleichstellen lassen und dass man in eine Familie nicht hineingeboren werden muss, um eine Familie sein Eigen nennen zu können.

Fazit

Obwohl Regisseur Mamoru Hosoda es schafft, zwei thematische Ankerpunkte (die Wichtigkeit einer Familie und das Bewältigen der inneren Dämonen) harmonisch miteinander zu fusionieren, resultiert dies leider in einer viel zu langen Filmdauer von 120 Minuten, die sich für diese Art von Film als etwas zu lang und zu zäh darstellt, v.a. wenn man sich von der Emo-Phase eines Teenagers genervt fühlt. Geleugnet werden kann aber nicht, dass Der Junge und das Biest eindeutig das Herz am rechten Fleck hat und trotz seiner Überdauer seine Thematik gekonnt und emotional effektiv zu vermitteln vermag. Doch seid gewarnt: Der Junge und das Biest ist trotz seiner Fassade kein Disney-Film; gerade in der zweiten Hälfte wird es düster und recht gewalttätig, was die PG-13-Altersfreigabe durchaus rechtfertigt. Thematisch schließt der Film jedoch keine Zielgruppe aus (Fans von High-Quality-Animation am aller wenigsten)—insbesondere Kinder könnten hier einiges lernen.

Kritik: Kadir Güngör

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