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Quelle: themoviedb.org

Kritik

2011 gewann Autor Shinya Tanaka mit seinem Roman "Dog-Eat-Dog" den Akutagawa-Preis – die bedeutendste Auszeichnung für japanischsprachige Autoren. Als Regisseur Shinji Aoyama, dessen Filme regelmäßig auf den großen Festivals dieser Welt laufen, das Buch in die Hände viel, fühlte er direkt eine starke Verbindung zur Geschichte. Er war davon überzeugt, nur er könne den Film auf die Leinwand bringen. Zusammen mit Drehbuchautor Haruhiko Arai nahm er sich der Geschichte an und erschuf eines der eindringlichsten Dramen der letzten Jahre. Ein Film über die Beziehung zwischen Vater und Sohn, Vererbung und vor allem über starke Frauen.

Der 17 Jährige Toma lebt 1988 zusammen mit seinem Vater und dessen Geliebten in einem Dorf am Fluss. Sein Vater genießt es, Frauen beim Sex zu misshandeln. Aus diesem Grund verließ Toma's Mutter auch gleich nach seiner Geburt das gemeinsame Haus. Angewidert von der brutalen Natur seines Vaters, deren Zeuge Toma tagtäglich wird, begreift er immer mehr, dass das selbe Blut auch durch seine Adern fließt. Auch er erliegt immer mehr der Lust an Gewalt gegen Frauen und gerät in einen tiefen Gewissenskonflikt. Als Toma dann gegenüber seiner Freundin gewalttätig wird läuft alles aus dem Ruder.

Kern der Geschichte ist weniger der Konflikt zwischen Vater und Sohn, als viel mehr der Konflikt des Sohnes mit sich selbst. Dieser zieht sich durch den ganzen Film und bleibt stets realistisch und nachvollziehbar, behält man den historischen und kulturellen Kontext im Auge. Hierbei beschäftigen sich Autor und Regisseur mit der Frage, inwieweit Erziehung, Vererbung und Umwelt den Jungen zu dem gemacht haben, was er nun ist und inwieweit er dagegen ankämpfen kann und selbst bestimmt wer er ist. Diese Frage beschäftigte auch schon Regisseur Derek Cianfrance in "The Place Beyond the Pines", allerdings längst nicht so kompromisslos wie Shinji Aoyama in "Backwater", der nicht davor zurückscheut Tabus zu brechen. Ein weiterer wichtiger Aspekt des Films ist die Rolle der Frau. Alle Frauen im Film werden als stark und positiv dargestellt, auch wenn die ein oder andere ihren Mut und ihre Courage erst noch entdecken muss. Der Regisseur feiert mit seinem Film die Frauen und Mütter dieser Welt und lässt sie zu keinem Zeitpunkt zu Randfiguren verkommen, was in amerikanischen Filmen leider nur allzu oft passiert.

Die Inszenierung des Films ist sehr schlicht gehalten, entfaltet aber trotzdem oder gerade deshalb eine kraftvolle Wirkung. Erzählt wird das ganze in melancholischen und metaphorisch aufgeladenen Bildern. Shinya Tanaka ist bemüht das Drehbuch von Hauhiko Arai so realistisch und authentisch wie möglich umzusetzen. Hauhiko Arai wiederum versucht sich nicht zu sehr an der Romanvorlage zu orientieren und sich viele Freiheiten zu nehmen. So stellt gerade die Finale Szene des Films eine große Veränderung zum Roman dar, in welchem sie gar nicht vorkommt. Auch der große Anteil an Sex ist im Roman nicht enthalten. Für eine realistische Herangehensweise jedoch, wollten die Macher des Films einen Roman Porno drehen. Der Roman Porno (Romantic Pornography) ist ein Subgenre des Pinku eiga, einem japanischen Filmgenre, welches zwischen Erotik- und Kunstfilm besteht. Es zeichnet sich durch die explizite Darstellung von Sexualität aller Art ab, lässt diese aber anders als der Softcore-Film nicht zum Selbstzweck verkommen. Mit den Änderungen wird dem Film etwas ganz eigenes verliehen und er löst sich von der Vorlage los. Wir sehen keine bloße Abbildung sondern eine interessante Interpretation des Romans. Dabei verliert Hauhiko Arai diesen aber nie aus den Augen. Wie im Roman spielt er mit den Erwartungen des Zuschauers und zieht ihm dabei gerne das ein oder andere mal den Boden unter den Füßen weg.

Es war den Machern des Films wichtig, neben den alteingesessenen und bekannten Darstellern auch viele junge und frische Gesichter zu präsentieren. Mit Masaki Suda ist die Hauptrolle mit einem aufsteigenden Stern der japanischen Film- und Fernsehlandschaft besetzt. Er hatte seine ersten Auftritte als Kamen Rider in „Kamen Rider W“ und konnte danach mit weiteren TV- und Film-Rollen überzeugen. Seine Darstellung des Toma ist stets realistisch und glaubwürdig, wenn man denn den historischen und kulturellen Kontext im Hinterkopf behält. Durch seine starke Leistung wird der innere Konflikt des Protagonisten spürbar und das nicht etwa durch die Dialoge, sondern viel mehr durch seine Mimik und Gestik. Sein Vater wird vom berühmten Ken Mitsuishi gespielt, der seit "Helpless" zur Standardbesetzung von Aoyamas Arbeiten gehört. Auch hier kann er seiner Rolle wieder die nötige Tiefe verleihen. Als Mutter des Jungen überwältigt die großartige Yuko Tanaka die Zuschauer mit ihrer Performance. Die zwei jungen weiblichen Darstellerinnen Misaki Kinoshita und Yukiko Shinohara zeigen ebenfalls einige ergreifende emotionale Ausbrüche und beweisen großen Mut wenn es um die Sexszenen geht. Alle Darsteller hinterlassen einen bleibenden Eindruck beim Zuschauer.

Fazit

Mit kraftvollen Bildern erzählt "Backwater" eine schwere Geschichte, die noch lange nachwirkt. Ein kleines Meisterwerk aus dem Land der aufgehenden Sonne.

Kritik: Tobias Bangemann

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