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Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

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Inhalt

Eigentlich sollte es ein romantisches Camping-Wochenende in der Wildnis werden, so hatte es sich Alex für seine Verlobte Jenn ausgedacht. Raus aus der Großstadt, rein in den Nationalpark, eine Wanderung ohne Landkarte und technische Hilfsmittel. Die junge Anwältin Jenn lässt ihr geliebtes Smartphone jedoch nur widerwillig zurück und auch der Park-Ranger warnt die beiden vor der gnadenlosen Wildnis. Nach drei Tagen Fußmarsch wird klar: Jenn und Alex haben sich hoffnungslos verlaufen, ihre Vorräte sind fast verbraucht. Die Situation wird immer unheimlicher. Haben die beiden ohne es zu wissen das Revier eines gefährlichen Schwarzbären betreten? Und was hat der merkwürdige Fremde in dem Waldgebiet verloren?

Kritik

Um falsche Erwartungen geradewegs zu zerschlagen: Mit „Backcountry – Gnadenlose Wildnis“ erwartet den Zuschauer kein reißerischer Tier-Horror-Flic, wie es uns das Cover der DVD und Blu-ray weismachen möchte. Was Regisseur und Drehbuchautor Adam McDonald mit seinem Survival-Abenteuer auf die Beine gestellt hat, ist ein Genre-Film, der die Parameter seines Sujets unterläuft und gleichzeitig bestätigt; ein Film, der sich darin bewusst ist, den Zuschauer fortwährend einer Situation der unterschwelligen Bedrohung auszusetzen, die Verdinglichung dieser aber nie in palaktiven Schockelementen sucht, sondern immer einen Gewissen Realismus in seiner Artikulation pflegt. Vielleicht ist es etwas zu hoch gegriffen, doch für die lapidare Heimkinoauswertung ist „Backcountry – Gnadenlose Wildnis“ eigentlich zu gut, zu vielschichtig, zu reich an Denkansätzen. Allerdings ist genau dieser Umstand mal wieder überdeutlicher Beweis dafür, wie signifikant es doch ist, den DTV-Markt stetig im Auge zu behalten – Auch dort werden im regelmäßigen Turnus strahlende Perlen aus dem Morast gegraben.

Alles beginnt wie in einem typische Backwood-Horror-Streifen: Ein Pärchen, das sind Alex (Jeff Roop) und Jenn (Missy Peregrym), machen sich auf den Weg, um ein Wochenende in den kanadischen Wäldern zu verbringen. Dass sich der Ausflug in die Natur nicht einfach nur als Ausbruch aus dem Käfig der Gesellschaft deuten lässt, macht „Backcountry – Gnadnelose Wildnis“ anhand des Standpunktes deutlich, dass es zwischen dem jungen Paar offensichtlich einige Krisen zu bewältigen gibt. Der Kummer und die Diskrepanzen, die sich zwischen Alex und Jenn gebildet haben, werden zwar nicht ausformuliert, doch es ist eindeutig, dass sie die Probleme, die sie auf der Seele tragen, keinesfalls fernab der Zivilisation abschütteln können. Wenn sich dann eines Abends ein ominöser Fremder namens Brad (Eric Balfour, „Michael Bays Texas Chainsaw Massacre“) dem Lager von Alex und Jenn nähert, um sich dem Angebot hinzugeben, gemeinsam zu dinieren, stimuliert „Backcountry – Gnadenlose Wildnis“ ganz geschickt eine Erwartungshaltung, die den Zuschauer durch seine Horrorfilmsozialisierung direkt in eine Ecke zu drängen versucht.

„Backcountry – Gnadenlose Wildnis“ aber zeigt kein Interesse daran, Allgemeinplätze des Backwood- respektive Survival-Horrors abzugrasen, sondern erzählt vielmehr davon, wie es ist, wenn von der Gesellschaft eindeutig festgelegte Attribute der Geschlechteridentitäten mit der Urgewalt der Wildnis kollidieren. Im undurchdringlichen Unterholz Kanadas scheitert das Paar nicht nur darum, ihr Ziel zu erreichen (ein See, so schön, dass er der Realität wie entrückt erscheint) und somit ein erneutes Entflammen ihrer bisweilen abgestumpften Liebe in Gang zu setzen (Tragischer Höhepunkt: Der Heiratsantrag), der Herr der Waldes, ein Schwarzbär, dekonstruiert die fragilen Männlichkeitsideale und das anvisierte Festhalten des liebestollen Kerns der Beziehung ganz explizit: Die Nahrungskette wird auf den Kopf gedreht und die latente Gefahr martialisch zum Ausdruck gebracht. Adam McDonald minimalistische Inszenierung zeichnet sich durch ein außerordentliches Stilbewusstsein aus, während Christian Bielz elaborierte Kameraaufnahmen die Wälder von Beginn an mit einem leichten, prophetischen Schleier der Ungewissheit belegen. Ein bedrückender Film.

Fazit

Da soll nochmal ein Mensch sagen, die DTV-Auswertung würde irgendeine Auskunft über die eigentliche Qualität des Filmes geben - „Backcountry – Gnadenlose Wildnis“ ist dafür mal wieder ein mehr als gelungenes Gegenbeispiel. Adam McDonald inszeniert eine erstaunlich bedrückende Genre-Variation, die das Sujet des Backwood- und Survival-Horrors immer wieder gekonnt bedient, um anschließend dessen routinemäßige Dramaturgie zu unterlaufen. „Backcountry – Gnadenlose Wildnis“ definiert sich in dem Aufeinanderstoß von Zivilisation und Wildnis als Diskurs über Geschlechteridentitäten und bleibt dabei so vielschichtig wie realistisch. Eine echte Perle!

Kritik: Pascal Reis

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