{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Maxdome

Inhalt

Die 16-jährige Maria lebt mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder Peter auf einem abgelegenen Hof in den Tiroler Bergen. Peter spricht nicht mehr, seitdem er miterleben musste, wie der Dorfbürgermeister ungesühnt seinen Vater erschoss. Dann stirbt auch die Mutter der beiden Kinder. Maria wird von den Männern im Dorf als Freiwild angesehen, sie wird überfallen und vergewaltigt. Als eine Sozialarbeiterin vor der Tür steht und ermittelt, beschließen der Sohn des Bürgermeisters und seine Freunde die Opfer endgültig zum Schweigen zu bringen. Eine grausame Jagd durch die Tiroler Bergwelt beginnt...

  • Yuoklhsy3k8mmdhnr5p8hlkxrme
  • Sxqbztg7mmha5dipffymgm83lhl
  • U5na8iact9or3cygryxopt4vgwo
Quelle: themoviedb.org

Kritik

Kein Zweifel, gesehen hat der ehemaligen Musikvideoregisseur Markus Blunder Filme wie Sam Peckinpahs „Wer Gewalt sät“ und John Boormans „Beim Sterben ist jeder der Erste“ mit Sicherheit. Auch der einzigartige Blick von Werner Herzog („Aguirre, der Zorn Gottes“) auf die facettenreichen Gesichter der Natur scheint Blunder nicht gänzlich unbeeindruckt zurückgelassen haben. Aber hat der Österreicher diese Meisterwerke in ihrer analytischen Potenz auch verstanden? Nach Ansicht seines ersten Spielfilms „Autumn Blood – Die Zeit der Rache“ jedenfalls möchte man die Antwort darauf verneinen, was natürlich keinesfalls bedeuten muss, dass Markus Blunder hier einen umfassend gescheiterten Film abgeliefert hat, allerdings scheint ihm die kritische Dimension im (recht vereinfacht ausgedrückt) Rape-and-Revenge-Genre nicht ganz einleuchtend zu sein. Dabei wartet „Autumn Blood – Die Zeit der Rache“ mit genau den polyvalenten Ansätzen auf, die Markus Blunders Debüt nicht nur zu einem wahren Highlight im diesjährigen Direct-to-DVD-Output hätten machen können, sondern gewissermaßen auch zu einer neuen Referenz im Genre.

Wie es zuletzt schon der großartige Schneewestern „Das finstere Tal“ getan hat, verwendet auch „Autumn Blood – Die Zeit der Rache“ die alpine Kulisse als majestätischen Rahmung seiner Geschichte. Angesiedelt im Tiroler Gebirge darf die Saat der Gewalt direkt im Prolog ausgestreut werden: Die noch in Kinderschuhen steckenden Geschwister müssen mit ansehen, wie ihr Vater (Jonas Laux) vom Bürgermeister der Gemeinde (Peter Stormare, „Fargo“) erschossen wird. Seitdem spricht der Sohn (Maximilian Harnisch) kein Wort mehr, während seine Schwester (Sophia Lowe, „Tage am Strand“) über die Jahre zu einer äußerst ansehnlichen jungen Dame herangewachsen ist, deren schneeweiße Haut, das zarte, sommergesprosste Gesicht und die vollen Lippen so manch einladenden Lockruf ausstoßen. Als die Mutter (Jacqueline Le Saunier) einer langwierigen Krankheit erliegt, sind die beiden Geschwister auf sich allein gestellt und der wollüstigen Willkür der Söhne des Bürgermeisters (darunter Samuel Vauramo, der nur als Jäger beschrieben wird) ausgeliefert. Das Mädchen wird vergewaltigt, die Zeit der Rache bricht an.

Dass später noch eine Sozialarbeiterin (Annica Bejhed) in der hermetisch abgeriegelte Gemeinde eintrifft und die hiesigen Zustände ein Stück weit infrage stellt, ist „Autumn Blood – Die Zeit der Rache“ eigentlich relativ egal. Markus Blunder beschränkt sein Narrativ auf ein obsoletes Gut-und-Böse-Schema, dem er keinerlei nuancierte Psychologie zuspricht, sondern als Projektionsfläche altbackener Topoi wie der verlorenen Unschuld und der fehlgeleiteten männlichen Dominanz verwendet. Prinzipiell sind diese Aspekte natürlich elementaren Statuten des Rape-n-Revenge-Genres, allerdings ist „Autumn Blood - Die Zeit der Rache“ niemals in der Verfassung, seine ansprechenden Anlagen in irgendeiner Weise zu grundieren. Bezeichnend palaktiv ist da die Szene, in der das Mädchen während der Hetzjagd durch die Tiroler Wälder auf eine Engelsskulptur stößt. Die erlesenen und tatsächlich von der Kamera herausragend eingefangenen Naturimpressionen, mit denen sich „Autumn Blood – Die Zeit der Rache“ brüstet, folgen weniger einem allegorischen Effekt, stattdessen wird hier in beinahe prätentiösen Ausmaß Schönfilmerei ausgelebt.

„Autumn Blood – Die Zeit der Rache“ verwechselt Elegie mit Meditation und obwohl man sich darauf geeinigt hat, nur ein Mindestmaß an Dialogen in den Film einzubauen, weiß der Film nicht so recht mit seiner nonverbalen Ebene umzugehen. Dass man die Charaktere selbst nur auf ihre banalen Funktionen (Das Mädchen, der Jäger, der Bürgermeister, etc.) beschränkt hat, sollte „Autumn Blood – Die Zeit der Rache“ wohl Aussicht einen existenzialistische Tiefsinn verleihen, allerdings ist auch dieses inhaltliche Anliegen, wie alles in „Autumn Blood – Die Zeit der Rache“, nur auf den ersten Blick interessant. Natürlich ist Markus Blunders Film handwerklich herausragend gelöst, da gibt es Einstellung, die man sich in ihrer ungefilterten Grazie geradewegs an die Zimmerwände klatschen möchte, um sich immer und immer wieder in ihnen verlieren zu können. Aber was bringt diese Schönheit nur, wenn sie – gerade in diesem Gefilde – ohne Hintersinn auskommen muss? Wenn alles immer genau das aussagt, was es letzten Endes auch darstellt? Nicht viel.

Fazit

„Autumn Blood – Die Zeit der Rache“ hat das Rape-n-Revenge-Genre offenkundig nicht verstanden und umgeht jeden tiefergehenden Ansatz damit, dass sich Markus Blunders Inszenierung allein auf die erlesenen Kamerafahrten durch das Tiroler Gebirge beschränkt. Dass sich in den – tatsächlich famos eingefangenen – Bildern keine allegorische Dimension aufspüren lässt, sondern nur für eine bisweilen prätentiöse Schönfilmerei ausgenutzt werden, ist wohl programmatisch für das Scheitern von „Autumn Blood – Die Zeit der Rache“: Ein Film ohne doppelten Boden; ein Film, der immer genau das aussagen möchte, was er dem Zuschauer auch zeigt.

Kritik: Pascal Reis

Wird geladen...

×