Mal wieder einer der berüchtigten Schummel-Djangos, die alle - mutmaßlich - aus dem Erfolg von Sergio Corbucci’s wegweisendem Genre-Klassiker Profit schlagen wollten. Fairerweise muss natürlich gesagt werden, nicht ursprünglich darauf ausgelegt und ausschließlich eine Frechheit der deutschen, „kreativen“ Titelschmiede. Die nach 1966 jedem zweiten, nicht von vornherein dank eines prominenten „Stigma“ nicht umtaufbaren Italo-Western den Django unterschob (und entsprechend synchronisierte), was nicht unbedingt gegen die Qualität dieser unfreiwilligen Kuckuckseier sprechen muss. Neben Lucio Fulci’s Django – Sein Gesangbuch war der Colt stellt Gianfranco Baldanello’s Auf die Knie, Django (im Original Black Jack) den wohl wichtigsten Beitrag dieser sonst auch nicht unbedingt sehenswerten B-bis-C-Movie-Platzpatronen dar, ist sogar total unverdient nur einer von vielen.
Wurden wenigstens bei einigen dieser Pseudo-Djangos die Hauptrolle sogar mit Franco Nero besetzt oder wies die Figur deutliche Ähnlichkeiten auf, scheint bei Black Jack-Django da zunächst nichts zuzutreffen. Hauptfigur „Django“ (Robert Woods, Die letzte Schlacht) tritt anfangs nicht als räudiger Rächer, sondern als geschickt getarnter, falscher Fünfziger auf. Der eigentlich mit seiner Schwester und deren Mann in einer Geisterstadt haust und Kopf einer Bande typischer, ungewaschen-versoffener, skrupelloser Western-Schurken ist, aber das nach Außen ganz anders verkaufen kann. Eloquent den Schein wahrt und sich auch nicht richtig die Hände schmutzig macht, eher sich als Mastermind versteht, der Pläne entwirft und seine Bauern dementsprechend in Position bringt. Bei seinem finalen Coup geht das sogar wie durchdacht auf. Ein Banküberfall verläuft ohne nicht einkalkulierte Komplikationen, die Katze ist im Sack. Nur wollen seine Mannen nicht den unfairen Verteilungsspiegel akzeptieren. Django (nennen wir ihn einfach so, wird sonst zu kompliziert) reagiert auf Meuterei allergisch und es kommt zur blutigen Konfrontation. Was er nicht miteinbezogen hat: Er hat mehr zu verlieren als nur Geld. Und das wissen gewisse Leute. Besonders, wo es zu finden ist. Nach einer perversen Tortur an deren Ende man ihm am liebsten den Tod gönnen würde ist er immer noch am Leben und bereit, den kümmerlichen Rest davon ausschließlich darin zu investieren, es den Peinigern möglichst qualvoll zu nehmen.
Wahnsinn, wie konsequent der zwar gut beschäftigte, aber sonst nicht wirklich auffällig gewordenen Gianfranco Baldanello hier den Italo-Western auf all seine inhaltliche Schlichtheit, aber im Idealfall genau deshalb kompromisslose Effektivität herunterbricht. Ein Mensch wird zum Monster und die Grenzen, ja gar die Sympathie-Verteilungen, zwischen „Gut“ und „Böse“ scheinen nicht nur ambivalent, sie vermischen sich zu einer undefinierbaren Pampe aus Grau und Blutrot. Mal abgesehen davon, dass der Film von Anfang an keine wirklich unschuldige (Helden)Figur besitzt. Die, die dem am ehesten nahekommt, wird auf unfassbar grausame Weise geschändet, ermordet und danach geht es erst richtig los. Verkrüppelt und verbittert, aber getrieben von unbändigem Hass reitet der vorher noch so als geschickter Scharlatan verkaufter „Held“ nun als schauderhaft-grausamer Henker in die Hölle und reißt alles mit sich. Das es Robert Woods dabei leider an echtem Charisma mangelt (Franco Nero wäre auf eine beinah erregende Art abartiger) ist sicherlich der Hauptkritikpunkt, neben eines wirklich recht schlichten Plots, was aber einerseits in dem Genre kein unmittelbares Problem darstellt und andererseits sehr elegant aufgefangen wird.
Schlüsselszenen, wie der Überfall am Anfang, die darauf folgende Gewalt-Eruption und die jeweiligen Konsequenzen, sie werden sehr ausgiebig und wertig inszeniert. Erinnert (gerade zu Beginn) an das französische Gangsterkino dieser Tage, als ein Coup nicht nur als nebensächlicher Baustein, sondern in seiner Darstellung als essentiell wichtig betrachtet wurden. Auf die Knie, Django trifft bemerkenswert die wichtige Schnittstelle aus bald schamloser, übler Gewalt-Eskalation (wenn der Schwester-Mörder mit deren Skalp erdrosselt wird, heftig!) und einem erzählerischen Nutzen – genauso wertvoll wie bei Tarantino und Kill Bill. Nur so funktioniert das und alles andere wäre entweder verlogen, gescheitert oder unüberlegt aus der Hüfte geschossen. Der Film zieht wie am Schnürchen eine Schneise der Vergeltung und ist sich sehr wohl bewusst, dass er für diese Vorgehensweise Opfer bringen muss. Wuchtig, gnadenlos und so Italo-Western, dass er den Django im Titel tatsächlich verdient…obwohl er ihn nicht für sich beansprucht hat.