Gibt es jemanden, der oder die hinkelsteinfest davon überzeugt ist, dass die Live-Action-Filme von Asterix, die 1999 mit Asterix & Obelix gegen Caesar ihren Anfang hatten und mittlerweile mit ihren fünften Teil hervorbrachten, auch nur annähernd so charmant, amüsant und clever empfinden, wie die Animationsfilme? Wenn ja, dann lasst euch gesagt sein, die Römer spinnen nicht so sehr wie ihr. Entschuldigung, aber die Realfilme rund um den Flügelhelmträger und seinen stämmigen Freund haben noch nie einen wirklich brauchbaren Titel hervorgebracht. Wo es bei den alten Trickfilmen gewiss auch ein oder zwei nicht mehr ganz so frische Fische gab (z. B. Asterix in Amerika) mieften die Ableger aus Fleisch und Blut schon seit dem ersten Teil. Als Beweis, dafür, dass es keine gute Idee ist, Trickfilme einfach mit echten Menschen vor der Kamera zu übertragen, dienen die Werke sogar noch besser, als Disneys Remake-Welle der letzten Jahre. Auch Asterix und Obelix - Im Reich der Mitte zeigt wieder deutlich, dass es auf der großen Leinwand nur einen wahren Gallier mit Zaubertrank gibt - und der ist animiert.
Es mag ja durchaus sein, dass auch die Macher von Asterix und Obelix - Im Reich der Mitte das Projekt vor allem aus Liebe zur Vorlage gemacht haben. Trotzdem wirkt es wieder mehr wie ein Cash Grab. Immerhin sind die Figuren seit 1961 so bekannt wie beliebt. Nicht nur als Charaktere in unsterblichen Abenteuergeschichten, sondern auch als Marken. Asterix und Obelix zählen (zumindest in Europa) zu den bekanntesten fiktiven Figuren aller Zeiten. Kein Wunder also, dass immer noch Comics, Videospiele, Filme und somit auch Merchandise hergestellt wird. So gesehen war es recht clever von Netflix, den neuen Film mitzuproduzieren. Hätten die Macher aber mal das Drehbuch poliert, wäre Asterix und Obelix - Im Reich der Mitte vielleicht dann nicht solch eine Enttäuschung geworden.
Das fängt schon mit der eigentlichen Geschichte an. Die ist elendig aufgepumpt, springt von einer uninteressanten Station zu nächsten und mal abgesehen von gelegentlich ganz hübschen Aufnahmen, gibt es wenig zu entdecken, was wirklich begeistert. Aber immerhin etwas! Beim Humor ist Asterix und Obelix - Im Reich der Mitte nämlich ein totaler Bankrott. Dumme Wortwitze und peinliche Klischeeparaden geben den Ton an. Etwas Abwechslung hätten die vereinzelten Actionszenen bieten können. Doch weder wurde aus der Idee, dass es Asterix und Obelix es mit asiatischen Kampfkünstlern als Gefährten sowie auch als Gegenspieler zu tun bekommen, wirklich etwas gemacht, zum anderen sind die paar Martial-Arts-Momente mehr schlecht als recht montiert und lassen viel zu lange auf sich warten. Wenn sie dann präsentiert werden, überrascht es auch nur noch wenig, dass sie unterlegt wurden mit Carl Couglas‘ „Kung Fu Fighting“, was erneut unterstreicht, wie furchtbar gestrig und lahm sich die Komödie anfühlt.
Daran ändern auch die wahllosen Gastauftritte nichts. Etwa von Fußballer Zlatan Ibrahimović oder Popstars wie Orelsan oder Angèle. Deren Auftritte existieren auch nur, damit sich in der Werbekampagne genutzt werden können. Da ist es umso ärgerlicher, dass eine Schauspielgröße wie Pierre Richard (Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh) als Dorfdruide Miraculix kaum mehr zu tun bekommt, als kurz halbgare Witzchen und Botschaften zu verbreiten. Aber okay, vielleicht konnte er gesundheitlich nicht mehr machen. Dennoch: Wie lieblos der Film und seine Macher, darunter Guillaume Canet (Blood Ties) als Regisseur sowie Asterix-Darsteller, mit dieser Figur und der gesamten Geschichte umgehen ist bedenklich. Der Hang zur Modernisierung liegt wie ein Fluch über diesem Realfilm-Gallier. Da ist es fast schon wieder amüsant, dass es vor allem Witze über modische Themen wie vegane Lebensweise, Handys und Popmusik sind, die Asterix und Obelix - Im Reich der Mitte so lieblos archaisch erscheinen lassen. Ganz zu schweigen zu den Kostümen, die dem Film des Öfteren wirken lassen, wie eine Cosplay-Messe.