Inhalt
Vor sieben Jahren hat Lizzie Manning ihre neugeborene Tochter bei einem tragischen Unfall im Krankhaus verloren. Diesen grausamen Schicksalsschlag konnte sie nie wirklich verarbeitet und leidet seitdem unter psychischen Problemen. Als sie eines Tages glaubt, in der kleinen Lola ihre verstorbene Tochter zu erkennen, gerät ihr Leben komplett aus den Fugen. Ihr Verdacht steigert sich bis zur Obsession und Lizzie drängt sich immer mehr in das Leben von Lolas und ihrer Mutter Claire.
Kritik
Das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann? Vermutlich ihr Kind zu verlieren, wie Lizzie (Noomi Rapace, Verblendung) schmerzlich erfahren muss. Die Beziehung zu ihrem Sohn leidet unter dem Schatten des verstorbenen Mädchens, die Ehe liegt in ihren letzten Atemzügen und auch sonst hat Lizzie in ihrem Leben keine wirklichen Erfolge zu verzeichnen. Der Tod ihres neugeborenen Kindes wiegt schwer und erfährt erst Linderung, als sie bei der Geburtstagsfeier eines Kindes aus der Nachbarschaft ein Mädchen sieht, das ihre gealterte Tochter Rosie sein könnte. Der Zuschauer wird indes Zeuge eines manischen Realitätsverlusts, der an beklemmendem Wahnsinn vorbeischrammt und Folgen mit sich ziehen wird. Sobald Lizzie ihren Verdacht äußert, verliert sie auch die letzte Glaubwürdigkeit und selbst Noch-Ehemann Mike (Luke Evans, 10x10) zweifelt an ihrer Zurechnungsfähigkeit.
Kim Farrants (Strangerland) zweiter Langspielfilm ist ein Remake des französischen Originals Mark of an Angel von Safy Nebbou (So wie du mich willst). Das Drehbuch steuerten Luke Davies (Beautiful Boy) und David Regal (According to Jim) bei, wobei sie sich hier sehr nah an das Original hielten und bis auf die Namen kaum an Inhalt veränderten. Angel of Mine ist handwerklich sehr gut umgesetzt, die musikalische Untermalung trägt zu dem unangenehmen Gefühl bei, den die Handlung hervorruft und auch von Seiten der Schauspieler braucht sich der Film keineswegs zu verstecken.
Noomi Rapace beweist als leidende und verzweifelte Mutter, dass sie in der Lage ist, die unterschiedlichsten Facetten von Charakteren zu porträtieren. Mit unerschütterlicher Überzeugung spielt sie sich die Seele aus dem Leib und trägt den Film zu fast jeder Minute auf ihren Schultern. Unterstützt von Yvonne Strahovski (Manhattan Nocturne), die Lolas eigentliche Mutter spielt und mit der man vor allem in den unheildrohenden Situationen von Lizzies Stalking mitfühlt. Die zwei Frauen führen einen besitzergreifenden Kampf, mit der Tochter Lola als menschliche Trophäe, die sich aber ganz und gar nicht von der Frau bedroht fühlt, die in ihr Leben platzt und ihr mehr Aufmerksamkeit schenkt, als ihre eigene Mutter. Auch sonst bleiben viele Charaktere sehr blass, agieren nur so, wie es dem Handlungsstrang zu Gute kommt und dürfen keine Vielschichtigkeit an den Tag legen. Vor allem Luke Evans, mit dem auch auf dem Cover geworben wird, verkommt zu einer statischen Marionette, mit maximal fünf bis zehn Minuten Screen-Time und einigen wenigen Dialogen.
Ob es dem Ursprung des Remakes geschuldet ist oder nicht: Angel of Mine kämpft mit langatmigen Szenen, wenig innovativen Ideen und einer Austauschbarkeit, die sich vor allem gegen Ende bemerkbar macht. Selbst ein Twist mag den Film dann nicht mehr zu etwas erheben, das mehr sein kann, als leicht überdurchschnittliche Unterhaltung, die einzig und allein in Noomi Rapace‘ darstellerischer Leistung begründet ist.
Fazit
"Angel of Mine" ist ein parentaler Albtraum, gebannt in anderthalb Stunden Filmmaterial, auf den Punkt geschauspielert von Noomi Rapace. Gegen Ende verliert sich Farrants Remake des französischen Originals in langatmigen Szenen und austauschbarer, aber einwandfreier Machart. Nichtsdestotrotz bietet er solide Unterhaltung mit dem ein oder anderen Twist.
Autor: Miriam Aissaoui