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Quelle: themoviedb.org

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Britischer Thriller mit Kim Stanley in einer ihrer wenigen Filmrollen. Für ihre beeindruckende Darstellung einer psychisch gestörten Frau, die ihren Mann dazu bringt, ein Kind zu entführen, erhielt sie eine Oscar-Nominierung, eine BAFTA-Nominierung, den Laurel Award, den National Board of Review Award, den New York Film Critics Circle Award und den Preis beim Filmfestival von San Sebastián.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Nicht mehr das, was es vorher war. Nicht mehr sein Zimmer. Aber Arthur versteht es.“

Myra Savage (Kim Stanley, Wer die Nachtigall stört) ist ein Medium. Oder bezeichnet sich zumindest als ein solches. Sie ist festen Glaubens, Kontakt mit Toten aufnehmen zu können und lädt regelmäßig die dem zugeneigte, zahlende Kundschaft in ihr Haus ein. Als Assistent dient ihr ihr Ehegatte Bill (Richard Attenborough, Gesprengte Ketten). „Dienen“ ist dabei eine äußert zutreffende Bezeichnung, denn obwohl Bill der Gabe seine Frau eher skeptisch gegenüber zustehen scheint, bestätigt er sie in ihrem zweifelhaften Tun. Wie sich herausstellt, wohl aus einer Form von Mitleid, falsch interpretierter Fürsorge und oder vielleicht sogar Schuldbewusstsein. Denn Myra scheint den Tod ihres gemeinsamen Sohnes Arthur nicht verkraftet zu haben und versucht diesen durch den Glauben zu kompensieren, Kontakt mit der Totenwelt aufnehmen zu können. Und dadurch auch mit Arthur direkt. Als wäre dies alles nicht schon tragisch und fatal genug, spinnt Myra nun aber noch einen Plan, der zur unmittelbaren Bedrohung für ein anderes, unschuldiges und vor allem noch lebendiges Kind werden soll.

Auf Geheiß seiner Gattin funktioniert Bill das ehemalige Kinderzimmer von Arthur zum Verließ um. In Gestalt eines Krankenhauszimmers. Denn Myra zwingt ihn, die 8jährige Amanda zu entführen. Dabei geht es aber nicht um ein schnödes Lösegeld, obwohl ihren wohlhabenden Eltern ein Erpresserbrief über 25.000 Pfund zugeschickt wird. Dies dient allerdings nur als falsche Fährte. Vielmehr will sich Myra in ihrem Dasein als Medium bestätigt und anerkannt wissen, in dem sie den verzweifelten Eltern ihre Dienste anbietet und schlussendlich zur Rettung von Amanda beitragen soll. In der Zwischenzeit wird das Mädchen im ehemaligen Kinderzimmer gefangen gehalten und ihr die Illusion vermittelt, sie befände sich in einem Krankenhaus, mit der  - aus „hygienischen Gründen“ – maskierten Myra als freundliche Krankenschwester. Bill ist bei der Sache alles andere als wohl, aber wie bei allem bisher spielt er unterwürfig und ein Stückweit hilf-wie ratlos seine Rolle als besorgter und treuer Gemahl, bis der Plan auch für ihn eine unvorhergesehene Wendung nimmt.

Bryan Forbes (Die Frauen von Stepford) adaptierte den drei Jahre vorher erschienenen Roman von Mark McShane als Drehbuch, übernahm die Regie und produzierte den Streifen auch gemeinsam mit seinem Hauptdarsteller Richard Attenborough. Ein für seine Zeit durchaus gewagtes Projekt, denn obwohl in den frühen 60er Jahren auch vereinzelt vergleichbare Filme erschienen (Was geschah wirklich mit Baby Jane?) ist An einem trüben Nachmittag selbst heute noch ein äußerst abgründiges und verstörendes Werk, dessen Hauptaugenmerk nicht auf dem vordergründigen Entführungs-Plot liegt. Dieser bietet zwar auch so genug (An)Spannung und einige fantastische Sequenzen (die Lösegeldübergabe ist schlicht sensationell inszeniert und greift beinah der legendären „zu Fuß“-Verfolgung aus French Connection – Brennpunkt Brooklyn voraus), der eigentliche Fokus liegt allerdings auf seinem beunruhigenden Psycho-Horror, der eine traumatisierte Seele vom Opfer zur Täterin macht.

Geschickt stellt Bryan Forbes dabei die toxische Beziehung der beiden Protagonisten in den Vordergrund und manifestiert diese durch die detaillierte Inszenierung wie das facettenreiche Spiel seiner fantastischen Darsteller*innen (Kim Stanley erntete für ihre erst dritte Kinorolle etliche Auszeichnungen und Nominierungen, darunter auch eine Oscar-Nominierung) früh als essentielles bedeutenden Dreh- und Angelpunkt seiner Geschichte. Dramaturgisch, narrativ und handwerklich ist das auf höchstem Niveau, allein die Kameraarbeit von Gerry Turpin ist herausragend. Noch beeindruckender ist allerdings die Konsequenz, mit der Forbes sich gegen noch überwiegend etablierte Sehgewohnheiten stemmt und damit nicht nur den Täter*innen die Bühne gewährt, die Grenzen von Protagonisten und Antagonisten somit quasi aus den Angeln hebt, sondern trotz der unvorstellbaren Grausamkeit zwar nicht unbedingt um Verständnis für sie ringt, aber dennoch ihre Motivation erschreckend begreifbar macht. Das tut weh, das sitzt und hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck, der weit über normale Genre-Verhältnisse hinausgeht.

Fazit

Ein cleverer, beklemmender und darüber hinaus auch noch hervorragend inszenierter Film, der seiner Zeit in einigen Punkten voraus war. Selbst mit heutigen Sehgewohnheiten noch überraschend drastisch und tief erschütternd in seiner zermürbenden Dramaturgie. Locker einer der besten Psychothriller seiner Dekade.

Kritik: Jacko Kunze

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