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Inhalt

Alice, die sich in letzter Zeit häufig seltsam und distanziert verhält, ist mit dem erfolgreichen Maler Simon zusammen. Ihre beiden Kindheitsfreundinnen Tess und Sophie überreden sie zu einer Woche Urlaub in einer abgelegenen Hütte. Die Freundschaft hat allerdings schon bessere Zeiten gesehen, was vor allem an Alices Beziehung zu Simon liegt, der sie fortwährend kontrolliert. Langsam beginnt sich Alice aus der emotionalen Abhängigkeit zu lösen und wieder zu sich selbst zu finden. Doch da steht Simon unerwartet vor der Hütte und stellt Alices Stärke, ihren Mut und die Bande ihrer tief verwurzelten Freundschaften auf die Probe ...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mit einem gelungenen Anfang zieht man automatisch den Zuschauer auf seine Seite und Alice, Darling beginnt mehr als nur vielversprechend. Man spürt gleich zu Beginn des Films, diese knisternde Spannung, die unterschwelligen Aggressionen und diese typische „Ruhe vor dem Sturm-Phase“, die meist in Horrorfilmen zum Einsatz kommt. Noch scheint alles großartig zu sein, denn Alice (Anna Kendrick, Pitch Perfect) führt ein perfektes Leben mit ihrem Freund (Charlie Carrick, The Power) und scheint sowohl beruflich als auch privat ihr Glück gefunden zu haben. Doch die kleinen Gesten und ihre Mimik verraten, dass unter der Oberfläche einer perfekten Beziehung etwas Schreckliches lauert. Was es genau ist, erfährt man natürlich nicht sofort und man wartet geduldig ab, bis die Atmosphäre immer geladener und die permanente Bedrohung immer gegenwärtiger ist. Man erwartet jeden Moment eine Eskalation, aber leider vergebens, denn der große Sturm bleibt einfach aus und stattdessen weht nur ein laues Lüftchen.

Nach einem starken Anfang lässt der Film deutlich nach und spielt seine Höhepunkte nicht richtig aus, sondern lässt die ganzen guten Ansätze verpuffen.  Dabei verkörpert Anna Kendrick ihre Rolle mit viel Enthusiasmus und Stärke, aber die Handlung gibt nun mal nicht viel her, deswegen vermag sie mit ihrem Schauspiel die erzählerischen Defizite nicht wegzubügeln. Ein ganz großer Nachteil der Erzählweise besteht darin, die meisten aggressiven Verhaltensweisen des Partners nur als Erinnerungen zu zeigen, die Alice hat, während sie in der sicheren Hütte mit ihren Freundinnen (Wunmi Mosaku, Call Jane und Kaniehtiio Horn, Possessor) ist. Diese Art, die Geschichte zu erzählen nimmt quasi den Wind aus den Segeln, weil man nie aufgeregt ist oder mit Alice so richtig mitfühlt, weil man weiß, dass alles, was man sieht, sich nur in ihrer Erinnerung abspielt, während sie vollkommen sicher ist.

Die Auswirkungen der toxischen Beziehung auf Alices Gemütszustand werden dagegen mehr als nur deutlich dargestellt, aber dafür leider zu oberflächlich. Ja, sie reißt sich die Haare aus und bekommt Panikattacken, aber gleichzeitig soll sie auch eine Essstörung haben, die ihre Freundin lediglich mit dem Satz quittiert: „Ich weiß, wie eine Essstörung aussieht!“ Und das nur, weil Alice sie auf die Gefahren von zuckerhaltiger Ernährung aufmerksam macht. An dieser Stelle macht es sich der Film zu einfach, weil man diese ganzen ernsthaften psychischen Probleme, die Alice hat, nur kurz anreißt, ohne in die Tiefe zu gehen. Dafür findet man aber Zeit, einen völlig überflüssigen und für die Handlung irrelevanten Nebenstrang über ein vermisstes Mädchen einzubauen, das mit keiner der Figuren zu tun hatte und auch den Verlauf der Handlung nie beeinflusst hat. Das erscheint mehr als nur sinnlos, weil man dadurch die wichtigen Punkte, wie die Spannungen in der Beziehung zwischen Alice und ihrem Freund außer Acht lässt und am Ende nicht einmal Zeit für eine richtige Auseinandersetzung hat.

Alice, Darling schöpft sein Potenzial bedauerlicherweise nicht aus und wird der ernsten Thematik, die dem Film zugrunde liegt nicht gerecht. Wenn man in einer toxischen Beziehung gefangen ist, dann sollte man wohl nur eine Woche mit den besten Freundinnen aus den Kindheitstagen verbringen und schon ist man auf dem besten Weg zur Befreiung und inneren Heilung. Wie wundervoll! Es wäre so schön, wenn es in Wirklichkeit so leicht wäre, aber mit dieser Oberflächlichkeit erweist der Film den Opfern häuslicher Gewalt zu wenig Respekt. Das Abhängigkeitsverhältnis, in dem die beiden Partner als Opfer und Täter stecken wird nicht tiefgründig genug behandelt und die typischen Opfer- und Tätermerkmale sind nicht stark genug ausgeprägt. Bei solchen Filmen wie Der Feind in meinem Bett oder Genug ist der gewalttätige Partner übertrieben stark auf das Opfer fixiert und das Opfer muss sich erst emanzipieren und stark werden, bevor es sich wehren kann. In Alice, Darling findet bei Alice keine wirkliche Entwicklung statt, die zur Befreiung führt, sondern sie lässt sich mehr oder weniger von ihren Freundinnen dazu leiten und die männliche Psychopathenfigur lässt es einfach ohne Weiteres zu. Auch wenn es nur ein Fragment aus dem Leben der Figuren sein soll, ist die Herangehensweise an ein derart wichtiges Thema zu eindimensional und enttäuschend. Alice bleibt eine schwache Figur, die durchgängig schwach bleibt und sich von anderen leicht beeinflussen lässt und, das ist sehr schade.

Fazit

Der vielversprechende Beginn ist die halbe Miete, doch wenn danach die knisternde Spannung einfach verpufft und der ganz große Knall wegbleibt und man auch noch der Ernsthaftigkeit des schwierigen Themas nicht gerecht wird, dann ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Mit Leichtigkeit präsentiert der Film ein Mittel gegen einen toxischen Partner: eine Woche mit besten Freundinnen in einer Hütte. Schon ist man auf dem besten Weg zur Befreiung. "Alice, Darling" macht es sich zu einfach und bleibt trotz guter Ansätze und schauspielerischer Leistung zu oberflächlich. 

Kritik: Yuliya Mieland

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