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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Ein mysteriöser Jagdunfall erschüttert das verschneite Provinznest Lawford. Der Lonesome-Cop Wade Whitehouse ist auf der Suche nach der Wahrheit. Er glaubt nicht an einen Unfall, sondern an ein Verbrechen. Doch alle haben sich gegen Wade verschworen. Er wird zur Zielscheibe – der Jäger wird zum Gejagten …

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Auf den ersten Blick deutet alles auf einen spannenden Thriller hin, der sich um einen Mord dreht. Doch nach einer Weile begreift man, dass Der Gejagte eher ein Familiendrama als ein Thriller ist. Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und es kommt wohl entscheidend darauf an, was man im Vorfeld von diesem Film erwartet. Da ist der deutsche Titel auch nicht gerade hilfreich, weil „Der Gejagte“ eindeutig suggeriert, dass der Polizist Wade (Nick Nolte, Kap der Angst) im Laufe seiner Mordermittlungen zu einer Zielscheibe für einige finstere Gestalten wird, was jedoch zu keinem Zeitpunkt passiert. Vielmehr drängt der Polizist den Anderen seine Gesellschaft auf und niemand jagt ihn. Wenn überhaupt, dann wird er eher von den Dämonen aus seiner Kindheit gejagt. Da wäre die exakte Übersetzung des englischen Titels „Affliction“ in „Kummer“ eigentlich viel treffender, weil der Protagonist die schwierige Beziehung zu seinem alkoholkranken Vater aufzuarbeiten versucht.

An dieser Stelle darf man es nicht unerwähnt lassen, dass Nick Nolte für seine überragende schauspielerische Leistung für einen Oscar nominiert wurde und James Coburn (Payback) sogar den Oscar für seine Darbietung des grausamen Vaters erhielt. Die problematische Vater-Sohn-Beziehung und ihre Nachwirkungen auf das gegenwärtige Leben von Wade werden immer wieder thematisiert und von beiden Darstellern sehr gut verinnerlicht. Nick Nolte tritt stark in seiner Rolle als „sich Mühe gebender Versager-Vater“ auf, der einerseits seine Tochter (Brigid Tierney, The Paperboy - Mörderische Unschuld) für sich gewinnen will, doch anderseits sie wiederholt im Stich lässt oder Wutausbrüche in ihrer Gegenwart bekommt. Auch James Coburn ist in der Rolle des grausamen und gefühllosen Familienoberhauptes ausgezeichnet. Es ist allerdings schade, dass das Drehbuch von Paul Schrader (Taxi Driver) sich derart auf diese gestörte familiäre Beziehung konzentriert, dass kaum Platz für die spannende Nebengeschichte des „Jagdunfalls“ beziehungsweise des vermeintlichen Mordes bleibt. Da wäre es eigentlich viel besser, wenn die Schwerpunkte anders gesetzt worden wären.

Aber auch, wenn man davon ausgeht, dass man mit einem überwiegend mit Familienproblemen beladenem Drama zu tun hat und es völlig außer Acht lässt, dass der Jagdunfall nur eine untergeordnete Rolle spielt, wird man sich mit der Inszenierung der Resthandlung wohl nie zufriedengeben. Der Hauptgrund dafür ist die sachliche Erzählung der Geschichte, die mit der Erzählerstimme aus dem Off aus der Sicht des Bruders Rolfe (Willem Dafoe, Spider-Man 2) erzählt wird und obwohl der Bruder, wie man aus Rückblicken weiß, bei einigen schwierigen Situationen dabei war, wirkt er immer recht unbeteiligt an allem und die Geschichte wird vielmehr von außen erzählt. Deswegen hält man sich mit den Emotionen deutlich zurück. Ohne Frage, wenn es darum geht Wades Wutausbrüche zu inszenieren, funktionieren die Szenen großartig. Doch wenn es darum geht, Mitgefühl für den in der Kindheit vom Vater misshandelten Jungen auszulösen, schwächelt Der Gejagte, weil abgesehen von ein paar Rufen nach „Mami“ die Rückblicke nicht die Grausamkeit des Alkoholiker-Vaters und ihre Auswirkung auf die Jungen widerspiegeln.

Der Gejagte macht es sich recht einfach, in dem der Film dem Vater die Schuld an der Entwicklung von Wade gibt, so als ob man keine andere Wahl hätte als selbst ein Tyrann und Alkoholiker zu werden, bloß weil der Vater ein Alkoholiker war und einen geschlagen oder misshandelt hatte. Dann erzählt man noch, dass Rolfe kaum etwas von seinem Vater abbekommen hatte, weil Wade derjenige war, der sich meist die Wut seines Vaters zugezogen hatte. Natürlich ist Rolfe völlig normal geworden, weil er quasi dank Wade Glück gehabt hat. Der Gejagte stellt damit eine sehr gewagte These auf: „Jeder Mann, der von seinem grausamen Alkoholiker-Vater misshandelt wird, endet automatisch selbst als ein Versager, Alkoholiker und Straftäter. Er trägt selbstverständlich keine Schuld daran, weil sein Vater an allem schuld ist!“ Aus anwaltlicher Sicht ist diese Theorie sicherlich phänomenal, aber aus neutraler Sicht ist es ein totaler Blödsinn, weil jeder Mensch selbst für seine Taten verantwortlich ist und man eben nicht die Schuld bei seinen Vorfahren suchen sollte, zumindest nicht die ganze Schuld …

Man hätte bloß die Thematik des Alkoholiker-Vaters differenzierter betrachten sollen und das hätte man ganz einfach schaffen können, indem man die Figur des Bruders anders gestaltet und erzählt hätte, dass er genauso dem Zorn und Schlägen seines Vaters ausgesetzt war, doch trotzdem geschafft hat ein ausgeglichenes und glückliches Leben zu führen. Dann wäre das Drehbuch perfekt gewesen, doch so skizziert man zwei bemitleidenswerte Kreaturen, die im Kreis aus männlicher traditioneller Gewalt gefangen sind und kaum eine Chance haben daraus auszubrechen. Nebenbei dient auch noch die Korruption in einer Kleinstadt als Aufhänger, doch das Familiendrama ist deutlich präsenter und viel stärker repräsentiert. Wade quält sich eigentlich in allen seinen Beziehungen: zu seiner Tochter, zu seiner Ex-Frau, zu seiner Freundin und an allem ist stets sein Daddy schuld. So einfach ist das.

Fazit

Ein stark besetztes und gespieltes Familiendrama, das sich in eine völlig andere Richtung entwickelt, als man denkt. Die Hauptfigur wird hier nicht von den realen Personen, sondern eher von seiner Vergangenheit und der schwierigen Beziehung zu seinem Alkoholiker-Vater gejagt. Das Erzählte wirkt teilweise trotz der überragenden schauspielerischen Leistung von Nolte und Coburn zu sachlich, weil die Geschichte mehr oder weniger aus der Perspektive eines Dritten erzählt wird. Außerdem geht "Der Gejagte" leider zu undifferenziert mit der Schuldfrage um.

Kritik: Yuliya Mieland

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