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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Freitagabend in einem Bürohochhaus. Die Gänge menschenleer, die Angestellten auf dem Weg ins Wochenende. Für die letzten vier Nachzügler der Beginn eines Alptraums. 100 Meter über dem Boden bleibt der Fahrstuhl stecken. In ihm der Buchhalter Gössmann, gerade entlassen und mit dem Inhalt des Bürosafes in seinen Taschen, der abgehalfterte Macho-Yuppie Jörg, seine Kollegin und Ex-Geliebte Marion und der Schmalspurrebell Pit. Vor Montag ist keine Hilfe zu erwarten. Für eine lebensgefährliche Situation eine zu explosive Mischung. Angst schnürt Wut und Hass und es kommt zu erbitterten Auseinandersetzungen. Und dann reißt das erste Kabinenkabel.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mit seinem dritten Spielfilm gelang dem gebürtigen Schweizer Carl Schenkel (Knight Moves – Ein mörderisches Spiel) eine Seltenheit in der deutschen Filmlandschaft: einen Genre-Film auf die Beine zu stellen (das allein scheint ja bis heute oft ein Ding der Unmöglichkeit), der eine vernünftige Kinoauswertung bekam und zu alle dem auch noch sowohl beim Publikum als auch der Kritik positiven Anklang fand. Leider blieb er danach seiner Wahlheimat nicht treu, um diesen Überraschungserfolg zu wiederholen. Lieber versuchte er sein Glück bis zu seinem viel zu frühen Tod im Jahr 2003 in den USA, mit relativ überschaubarem Erfolg.

Abwärts folgt eine sehr schlichten, davor und danach immer wieder – mal mehr oder weniger abgewandelt - verwendeten Prämisse: für eine zufällig zusammengekommene Gruppe schlägt völlig überraschend eine gewöhnliche Alltags- in eine Extremsituation um, in deren Folge sich eine eskalierende Gruppendynamik einstellt. In dem Fall für vier Personen, die lange nach Feierabend im Aufzug eines Büro-Wolkenkratzers feststecken. Ihr Notruf findet kein Gehör und dank des Wochenendes könnte ihre Rettung im schlimmsten Falle sogar Tage dauern. Schenkel verliert dabei überhaupt keine Zeit und führt die Figuren so minimal wie möglich ein. Über sie erfahren wir vor dieser Situation nur so viel, wie es für den Plot an essenzieller Wichtigkeit benötigt: der kernige Yuppie-Großkotz Jörg (Götz George, Der Totmacher) versucht immer noch bei seiner Kollegin Marion (Renée Soutendijk, Suspiria) zum Stich zu kommen, was sie jedoch souverän abschmettert. Der typische 80er-Anarcho Pit (Hannes Jaenicke, Bandits) scheißt auf jede Art von Autorität und hält mit seiner Verachtung für Typen wie Jörg nicht lange hinterm Berg – was auf Gegenseitigkeit beruht. Und da wäre noch der unauffällige Buchhalter Gössmann (Wolfgang Kieling, Didi und die Rache der Enterbten). Ein deutscher Nachkriegsspießbürger vor dem Herrn, der sich ausgerechnet den heutigen Abend ausgesucht hat, um zum ersten Mal in seinem Leben etwas zu riskieren. Nun steht er da und klammert sich an die Aktentasche voll mit dem Geld, um das er gerade seinen Arbeitgeber erleichtert hat und versucht möglichst wenig Aufsehen zu erregen, während um ihn herum der Pegel steigt.

Zwischen Jörg und Pit entbrennt ein Alphamännchen-Gebaren, welches sich zunächst nur in sachbezogenen Besserwisserein und persönlichen Spitzen gegen den Lifestyle des Gegenübers niederschlägt. Schnell erkennen sie jedoch an, dass sie in der Notsituation durchaus kooperieren und sich die Fähigkeiten des anderen zumindest kurzzeitig effektiv zu Nutze machen sollten. Je mehr ihnen bewusstwird, dass die Lage ernst werden könnte, deutet sich ein stillschweigend arrangierter Waffenstillstand an. Der erst dann hinfällig wird, als Marion als vielleicht unfreiwillige, aber zumindest unbedacht intervenierende Femme Fatal den Konflikt drastisch neu befeuert und auf einen ganz anderen Level hebt. Als dann auch noch Gössmann durch einen dummen Zufall mit offenen Karten spielen muss, bekommt das Ganze eine zusätzliche Qualität: erneut gibt es einen Grund, sich irgendwie zusammenraufen zu müssen. Aber auch einen, der final ein „Ausscheiden“ des ein oder anderen doch ganz lukrativ gestalten könnte. Persönliches hin oder her. Oder sei es nur darum, unliebsame Mitwisser auszuschließen.

Das Geschehen in Abwärts könnte oberflächlich als plakativ und Klischee-beladen abgestempelt werden, dabei kreiert Carl Schenkel hier einfach astrein inszeniertes Genre-Kino, das auf inhaltlicher Ebene „nur“ so viel abliefert, wie es für das Konzept – wohlgemerkt, auf gehobenem Niveau – erforderlich ist. Dahingehend muss ihm sogar ein großes Lob ausgesprochen werden. So gelingt es ihm, seinen anfangs bewusst spartanisch skizzierten Figuren nur aufgrund ihres Handelns ein Profil zu verleihen, dass man meinen könnte, eigentlich alles über sie zu wissen. Dafür sind diverse Klischees selbstverständlich von Vorteil, wobei diese natürlich auch immer einen realistischen Ursprung haben. Hier bekommt man in komprimierter, klaustrophobischer Form einen Clash der Gesellschaftsschichten, Generationen und Lebenseinstellungen, der den Geist der 80er dabei perfekt widerspiegelt und in der Hauptsache natürlich die übliche Formel der Bestie Mensch gekonnt auf seine (An)Spannungstauglichkeit ausreizt. Bei allen „messbaren“ Elementen ist man hier ohnehin ganz weit vorne. Die Kameraarbeit von Jacques Steyn ist sensationell und der Score von Jacques Zwart erinnert in seinem pulsierenden Minimalismus ein wenig an John Carpenter. Und Götz George reißt hier mal wieder komplett die Hütte ab. Er hatte schlicht das Pech, das auf seinem Karrierehöhepunkt hierzulande viel zu wenige Kinofilme produziert wurden, um sein Talent vollends auszunutzen.

Fazit

Knackiges hervorragend inszeniertes Spannungs-Kino mit einer schlichten, aber geschickt interpretierten Prämisse, in der sich – für das, was es ist – kaum ernsthaft ein Haar in der Suppe finden lässt. Klar, das ist keine große Idee und es gibt wenig Überraschendes, in seiner Umsetzung passt dafür alles hinten und vorne.

Kritik: Jacko Kunze

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