Inhalt
Luther Whitneys (C. Eastwood) letzter großer Coup soll der Einbruch in das Haus des Millionärs Walter Sullivan (E.G. Marshall) sein. Als Whitney das Haus mit dem Diebesgut verlassen will, kehrt überraschend Sullivans Frau Christy (M. Hardin) mit dem US-Präsidenten Allen Richmond (G. Hackman) zurück. Eine heftige Auseinandersetzung zwischen den beiden bezahlt Christy Sullivan mit dem Tod. Fortan setzt sich nicht nur die Polizei auf Whitneys Spur, sondern auch das FBI, das ihn als Zeugen im Regierungsauftrag eliminieren soll.
Kritik
Wie weit darf man als Präsident der Vereinigten Staaten gehen? Darf man mit seiner Macht gar einen Mord vertuschen? Dieser durchaus brisanten Fragen stellte sich Regisseur Clint Eastwood in seinem mit Topstars besetztem Thriller Absolute Power aus dem Jahre 1997. Das auf dem Debüt-Roman von David C. Baldaccis basierende Werk, zeichnet sich dabei nicht durch eine schnelle actionreiche Inszenierung aus, sondern durch ein intelligentes Kammerspiel aus Intrigen, Macht und Paranoia. Genau diese Mischung aus ruhigen spannenden Bildern, gepaart mit hervorragenden darstellerischen Leistungen, macht aus der Romanverfilmung einen Klassiker des Genres. Für Clint Eastwood war dabei der Spagat von Regisseur, Hauptdarsteller, sowie Produzent mühelos. Vor allem ihm ist es zu verdanken, dass der Film über den Mächtigsten Mann der Welt, ein so spannend inszenierter Krimi geworden ist.
Nachdem Eastwood Jahrelang den einsamen harten Wolf gespielt hat, konnte er mit Die Brücken am Fluss beweisen, dass er auch eine einfühlsame Seite hat. In Absolute Power kann er jedoch noch einmal zeigen, dass sich niemand Dirty Harry in den Weg stellen sollte. Doch anders als unzählige Genre-Kollegen, geht Regisseur Clint Eastwood bedacht vor. Er will seine Geschichte auf eine ruhige intelligente Weise erzählen. Im Vordergrund stehen die Charaktere, das Machtspiel unter ihnen, sowie die Suche nach der Wahrheit. Action und rasante Settings sind zweitrangig. Zeitweise präsentiert Eastwood vier verschiedene Story-Lines, die sich stets gegenseitig ergänzen und zusammentreffen. Besonders das politische Spiel wird dabei interessant in Szene gesetzt, dadurch übt Eastwood sogar leise Kritik am amerikanischen System. Vielleicht hat der mächtigste Mann der Welt, doch ein paar Kompetenzen zu viel. Dennoch bleibt Absolute Power immer auf Kurs, um in einem konsequenten, sowie unvorhersehbaren Finale zu enden.
Das Stichwort ist Old-School, dieses trifft nicht nur bei der Inszenierung zu, sondern auch bei Charakteren, Dialogen und Musik. Eastwood geht dabei sehr gradlinig vor, um so ein Höchstmaß an Spannung zu präsentieren (aber eben auch etwas Vorhersehbarkeit). Erst wird langsam ein riesiges Kartenhaus aufgebaut, um dann allmählich zusammenzufallen. Vor allem bei den Charakteren schafft Eastwood es, sehr nachvollziehbare Figuren zu erschaffen. Ein klares Gut und Böse ist nicht erkennbar, nicht alles ist eben schwarz und weiß. Dennoch zeigt Eastwood auch die Konsequenzen auf, die bei unmoralischem Handeln entstehen. Niemand kann sich langfristig vor seiner Verantwortung verstecken. Und Dennoch: Ab und an schleichen sich ein paar kleine Schwächen in Eastwoods Verfilmung ein. Neben kleineren Längen, sind dies besonders kleine Logikfehler und Sprünge innerhalb der Erzählung. Durch ein hervorragendes Schauspiel wird dies aber sehr gut kaschiert.
Denn die darstellerische Leistung in Absolute Power ist durchweg grandios. Allen voran zeigt sich wieder Clint Eastwood von seiner besten Seite. Verbissen, kühl, intelligent und unnachgiebig. Dirty Harry in Perfektion. Neben Clint sorgt aber auch Ed Harris, als engagierte Ermittler Seth Franck, für ein paar tolle Momente. Treffen dann beide Charaktere aufeinander, ist das Bild komplett gefüllt mit der Präsenz beider Schauspieler. Gene Hackman als feiger aber auch höchst gefährlicher Präsident Richmond, spielt seine Figur souverän. Die Mischung aus verzweifelt, hinterlistig und machthungrig, gelingt ihm mit Leichtigkeit. Auch Judy Davis, als eiskalte Stabschefin Gloria Russell, kann mit ihrer Darbietung überzeugen. Neben den Hauptdarstellern, sind auch die Nebenrollen hervorragend besetzt. Erwähnenswert ist vor allem hier die Leistung von Scott Glenn als zweifelnder Agent Bill Burton. Seine innere Zerrissenheit zwischen Patriotismus und Gerechtigkeit, sieht man ihm förmlich an. Dennis Haysbert als Agent Tim Collin hingegen, ist einfach nur eiskalt, dies aber konsequent. Laura Linney als Tochter von Luther Whitney, spielt die zweifelnde Tochter authentisch und trägt so zur Tiefe von Whitney bei.
Fazit
Clint Eastwoods Thriller über einen Präsidenten, der die Grenze seiner Macht überschritten hat, zählt ganz klar zur Genre-Spitze. Wer allerdings rasante Action erwartet, ist hier falsch. "Absolute Power" besticht durch eine ruhige intelligente Inszenierung, die zusammen mit ihren tiefen Charakteren eine tolle Geschichte über Moral, Macht und Verantwortung bietet. Vor allem durch die hervorragenden darstellerischen Leistungen, lassen sich dabei kleinere Mängel verzeihen.
Autor: Thomas Repenning