John Woo wird gerne als Mozart der Zerstörung beschrieben, niemand sonst vermag es Actionszenen so pompös und gleichzeitig graziös in Szene zu setzen. Doch wie alle Regisseure, musste auch Woo im Kleinen Anfang. Zu einer Zeit als die Hongkonger Filmwelt durch das Martial-Arts-Genre bestimmt war, bewegte sich auch Regisseur Woo lange Zeit in diesem. Frühe Werke wie Hand of Death, indem Woo sogar mit Jackie Chan zusammenarbeitete, zeigten jedoch schon das Potenzial, dass in dem Filmemacher steckte. Der Durchbruch gelang ihm aber erst durch die Hilfe von Produzenten Tsui Hark im Jahr 1986. Dieser ließ dem Newcomer bei seinem neusten Projekt City Wolf, oder auch A Better Tomorrow, in jeder Hinsicht freie Hand. Herauskam ein Action-Drama der ganz besonderen Art. Das Genre des Heroic Bloodshed war geboren.
Familie, Freundschaft, Rache, Aufopferung und Verzweiflung, genau dies sind die Elemente, aus denen Regisseur John Woo seine Kraft bezieht. Dabei beginnt A Better Tomorrow für eine Gangsterballade relativ unspektakulär. Im Vordergrund stehen die beiden Hauptfiguren Ho und Mark. In ruhigen schön fotografierten Bildern, bekommt man einen Eindruck ihres spektakulären Lebens. Doch nur ein Moment reicht, um diese ganze Welt zusammenbrechen zu lassen. Was daraus folgt ist ein Action-Drama, was vor allem durch seine hervorragenden wandelbaren Charaktere überzeugt. Die Gangster Ho und Mark sind nicht eindimensional oder entsprechen vorgegebenen Klischees, sie sind tiefer, komplexer und handeln nach ihrem Umfeld. Damit präsentiert Regisseur John Woo einen spektakulären Kampf um Liebe und Anerkennung, der auch durch eine vielschichtige Handlung überzeugt.
Neben Story und Charakteren, ist es aber eben doch genau die Action, die Woos Werk gegenüber den Genrevertretern abhebt. Mit einer hervorragenden Inszenierung spektakulärer Schootouts, setzte sich John Woo ein Denkmal. Schon alleine die bleihaltige Auseinandersetzung im Restaurant, zeigt das wahre Können eines Meisters, der es versteht Gewalt mit Kunst im Einklang zu bringen. Das dabei gut und gerne eine ganze Einrichtung zu Schrott geht, oder Gangster durch die Luft fliegen, muss man dabei jedoch akzeptieren. Die explosiven Auseinandersetzungen sind schnell, hart und ultracool. Durch einen hohen Bodycount und perfekt eingesetzten Slo-Motion-Shots, ergibt sich eine wahre Symphonie der Zerstörung. Ebenfalls gelungen sind die 1:1 Kämpfe, die durch kleinere Stunts, sowie einer hervorragenden Choreografie gut unterhalten. Vor allem hier macht sich die Erfahrung bemerkbar, die Woo in unzähligen Filmen sammeln konnte.
Damit die starke Konzentration auf die Gefühle der Protagonisten funktioniert, brauchte Woo ein paar Hauptdarsteller, die sich als sehr wandlungsreich behaupten können. Ein Glücksgriff war dabei der Newcomer Chow Yun-Fat. Zwar hat dieser nicht die Hauptrolle, auch wenn einige Covers gerne etwas anderes zeigen, doch er stiehlt allen ein wenig die Show. Anfangs cool, lustig aber auch stets ein wenig verrückt, kann er sich später auch als gebrochener Mann perfekt in Szene setzen. Wenn es aber um die waffenreichen Auseinandersetzungen geht, dann gibt es wohl niemand besseren als Chow Yun-Fat. Mit vollem Körpereinsatz, einer faszinierenden Konzentration, sowie stets einem kleinem lächeln, scheint er wie der Dirigent einer schießwütigen Oper zu sein. Auch Lung Ti zeigt sich von seiner besten Seite. Die innere Zerrissenheit die sein Charakter plagt, ist zu jeder Zeit spürbar. Alle anderen Figuren haben jedoch ein das Problem, dass sie zu wenig Zeit bekommen. Besonders Leslie Cheung als Hos Bruder Kit, sowie Emily Chu als Jackie, wirken dadurch sehr blass. Ebenfalls kann zwar John Woo als schwer durchschaubarer Inspector Wu für einigen Schauwert sorgen, bleibt jedoch gemessen an der Leistung, ohne jegliche Highlights. Der Platz bleibt eben doch hinter der Kamera.