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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

8. Wonderland erzählt die Geschichte des ersten virtuellen Staates, den ein global zusammengesetztes Kollektiv aus Hunderten von Menschen im Internet gegründet hat. Sie wollen den bloßen Worten der Politik Taten entgegensetzen. Wöchentlich stimmen die Bürger des 8. Wonderland über die nächsten Aktionen ab, so wird der Vatikan mit Kondom-Automaten dekoriert, eine Darwin-Bibel in Massenauflage gedruckt, ein Atomdeal zwischen Russland und Iran durch sehr bewusste Fehl-Übersetzung verhindert und millionenschwere Fußballprofis in einen chinesischen Sweatshop zur handgearbeiteten Massenschuh-Produktion verfrachtet. Mit den sich radikalisierenden Aktionen erschüttern die Web-Revolutionäre nicht nur die internationalen Medien, sondern auch die westlichen Geheimdienste. Als ein Hochstapler behauptet, Gründer und Kopf vom 8. Wonderland zu sein und seine Popularität für Werbespots ausnutzt, müssen die Internet-Partisanen handeln, wenn sie ihr eigenes Gesicht wahren wollen.

Kritik

Ein hohes Tier wurde aus den Rängen der amerikanischen Regierung gekidnappt. Besonderes Aufsehen erregt der Coup, da es sich bei dem Entführten um einen Todeskandidaten handelte. Den Entführern verdankt die politische Geisel womöglich das Leben. Klingt nach dem Aufhänger für einen Actionthriller, doch davon ist Filmemacher Nicolas Alberny weit entfernt. Sein erster und bisher einziger Spielfilm steuert in eine ganz andere Richtung. Welche das ist, weiß der Regisseur offenbar selbst nicht genau. Auf jeden Fall will er schnellstmöglich weit weg von dem Air eines Amateurfilms. Danach sieht der Mix aus Filmutopie, Mockumentary und skurrilem Beziehungsfilm aus und das nicht im positiven Sinne. Aus den offenbar geringen Produktionsmitteln ein mehr an Realismus herauszukitzeln, gelingt der Inszenierung nicht. Und das ist nur eine von vielen Möglichkeiten, die Alberny ungenutzt lässt oder schlichtweg vermasselt. 

Doch bevor die Spannung ins unerträglich steigt, zurück zu dem politischen Gefangenen. Der ist ein Truthahn, der fürs Thanksgiving-Bankett auf der Abschussliste stand. Die Handlung spielt in einer Welt, in der Barak Obama noch nicht Präsident der USA war. Ob der Truthahn doch noch begnadigt worden wäre, ist also mehr als fraglich. Der Vogel müsste grillen, nur nicht auf dem elektrischen Stuhl, sondern über Holzkohle. Gleiche Rechte für Menschen fordern die Entführer, die offenbar wenig Ahnung vom Umgang der Industrie mit Nutztieren haben. Diese eklatante Uninformiertheit der Protagonisten, die einen öfter laut aufschreiben lassen möchte, läuft der Charakterisierung direkt zuwider. Die Aktionisten bezeichnen sich selbst als Bürger des fiktiven Staates 8th Wonderland, dessen Begründer oder genauer gesagt, Erfinder sie sind. Ihre Nation besteht nur virtuell, was in der Praxis aussieht wie ein Online-Chat. Ein bisschen so, als ob Skype sich zum unabhängigen Staat erklären würde und alle, die skypen, während Skypianer oder (weil das cooler klingt): Bürger von Skype! Doch das achte Wunderland, dessen Name die Frage nach den ersten Sieben aufwirft, will ein idealer Staat sein. Da hat wohl jemand Thomas Morus „Utopia“ gelesen. 

Statt Systemkritik praktizieren die Figuren kruden Aktionsmus. Kinder werden zur Strafe für Vergehen ihrer Eltern mit HIV infiziert, Frauen mit chauvinistischer Begründung von der Politik ausgeschlossen. Genussmittel sind verpönt, Verschleppung ins Arbeitslager eine akzeptable Strafe. Dass Verhandlungen auf oberster Ebene mittels absichtlicher Fehlübersetzung durch eine Wunderland-Dolmetscherin gesprengt werden, ist dabei ebenso abstrus wie die Entführung von Spitzensportlern in einen Sweatshop. Als die Anhängerzahl wächst, flimmert plötzlich der betrügerische John McLean (Matthew Géczy) über den Bildschirm und gibt sich als Führer des Fake-Staates aus. Fast erwartet man, dass die Clique der Protagonisten ausruft: „Voll unfair!“ Stattdessen reagieren sie auf die unliebsamen Terrorvorwürfe, die sich von internationaler Seite häufen, in dem sie den anderen einen echten Grund zum Meckern geben: sie schmieden Mordpläne gegen einen korrupten Politiker. Oh, schöne, neue Wunderwelt, was für Menschen hast du in dir!

Fazit

Produktionswert und künstlerischer Wert treten einen Wettstreit an, um einander zu unterbieten. Des tumben Reaktionismus hinter der pseudoliberalen Prätention des vorgeblich hochpolitischen Machwerks scheinen sich die Filmemacher selbst nicht bewusst zu sein.

Kritik: Lida Bach

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