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Inhalt

Lale Demirkan ist zwischen der deutschen und türkischen Kultur hin und her gerissen. Einerseits lebt die junge Türkin ein modernes Leben als Germanistikstudentin, anderseits gibt sie zuhause die muslimische Vorzeigetochter. Denn ihr Vater Cengiz Demirkan ist Hodscha einer konservativen türkischen Gemeinde. Er ist zwar ein liebenswerter, aber ausgesprochen traditionsbewusster Charakter. Ihr Doppelleben managt Lale souverän. Sie hat die türkischen Männer, mit denen ihr Vater sie verheiraten will, erfolgreich vergrault. Doch als die neuen "Importbräute" kommen - junge Frauen aus der Türkei, mit denen die Männer der Gemeinde verheiratet werden sollen - eskaliert die Situation. Lale trifft auf den jungen Beamten Marc Rehmann, den Neffen des fremdenfeindlichen Amtsleiters Ludwig Sarheimer, der erfahren hat, dass die Sprachtests in der Türkei nicht ordnungsgemäß abgelaufen sind. Da der erfolgreiche "300 Worte-Deutschtest" Voraussetzung für die Einreise ist, freut sich Sarheimer. Er wird die Bräute sofort wieder ausweisen. Lale macht die Situation nur noch schlimmer, indem sie, aus Ärger auf den Vater, die Erkenntnisse von Sarheimer auch noch bestätigt.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Was man tunlichst vermeiden sollte, ist, eine reinrassige Komödie von Züli Aladags „300 Worte Deutsch“ zu erwarten, auch wenn der Trailer das durchaus suggerieren möchte. Sicherlich kommt der Humor in diesem kulanten Culture-Clash-Flic nicht zu kurz, es darf immer mal wieder geschmunzelt werden, doch „300 Worte Deutsch“ strebt an und für sich größere Ziele an. In Verbindung mit den aktuellen Migrations- und Integrationsthemen, versucht sich „300 Worte Deutsch“ - nicht zuletzt durch das bemühte Hinterfragen von Ressinements - fortwährend daran, einem größeren Publikum nach dem Kinobesuch Zugang zu den politischen Debatten zu geben, in dem er ein multikulturelles Miteinander zwischen Deutschen und Türken in Köln skizziert.

Das Ergebnis allerdings ist ernüchternd – und wachrütteln wird Züli Aladag (sollte dies von ihm intentionalisiert gewesen sein) mit „300 Worte Deutsch“ ohnehin niemanden.Wer sich „300 Worte Deutsch“ wirklich mit dem Gedanken zu Gemüte führen sollte, um anschließend eine gefestigte Meinung bezüglich der Einwanderungspolitik in Deutschland zu besitzen, dem muss man wahrscheinlich doch einen etwas ungläubig-verschreckten Blick zu werfen. Sicherlich gehört dort schon weitaus mehr Tiefgang dazu, als ein 90-minütiger Spielfilm, da sollte man fair bleiben. „300 Worte Deutsch“ aber ist indes auch nicht in der Lage, sein angestrebtes Spiel mit Vorurteilen, Fremdenhass und Rassismus zu brechen, weil der Film in seinem (zuweilen) spielerischen Gestus einen entscheidenden Fehler begeht: Er knöpft sich ganz gezielt bekannte Klischees beider Kulturen vor, ob die anatolische Gemeinde oder die teutonischen Beamten, zerlegt sie aber nicht in einem Anflug geistreicher Weitsicht, sondern reproduziert sie unentwegt.

Und das ist nicht nur altbacken, sondern irgendwie auch enervierend, gerade weil die Pointen einer stumpfen Mechanik zugrunde liegen, die man bei der Ausgangslage einer beliebigen Szene ohne große Mühe absehen kann: Zur komödiantischen Bankrotterklärung werden da die Momente mit dem an traditionellen Rollenmustern festhaltenden Verantwortlichen des Ausländeramtes (gespielt von Christoph Maria Herbst, der gerne mal die Bernd-Stromberg-Positur auspackt) und einer Prostituierten namens Daisy (Arzu Bazman), die in Wahrheit gar keine Österreicherin ist, sondern...man kann es sich denken. Da strandet die um Feingeistigkeit bemühte Tonalität auch mal ganz schnell in der Kleingeistigkeit. Bei „300 Worte Deutsch“ muss man zwangläufig die Phrasenschublade öffnen, denn: Er war stets bemüht. Die Schlagseite generischer Durchschnittskost allerdings wog letztlich dann doch zu schwer.

Fazit

So richtig böse kann man „300 Worte Deutsch“ nicht sein, dafür ist er immer noch zu herzlich im Umgang mit seinem multikulturellen Aufprall. Jedoch muss man sagen, dass es Züli Aladag niemals gelingt, die Klischees beider Kulturen zu brechen, sondern vielmehr jene Klischees reproduziert, wann immer sich die Chance bietet. Das ist beileibe nie so feingeistig, wie es wahrscheinlich gedacht war, die spielerische Grundhaltung des Films rettet ihn aber vor einem schlimmeren Urteil.

Kritik: Pascal Reis

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