Bildnachweis: http://www.langbein-partner.com/film/detail/zeit-fr-utopien

"Zeit für Utopien" - Dokumentation - Kritik

von Maximilian Knade

Inhalt

Regisseur Kurt Langbein (Landraub) widmet sich in seinem Dokumentarfilm vier Menschen und Initiativen, die eine Alternative zu Kapitalismus und Profitstreben anbieten wollen: Petra Wähning gründete das  Projekt "Solidarische Landwirtschaft" und ist jetzt eine von 300 Konsumenten und Konsumentinnen, die von einem landwirtschaftlichen Betrieb direkt und ohne Umweg über den Supermarkt versorgt werden. Am Beispiel der Genossenschaft "Hansalim" aus Südkorea zeigt sie in "Zeit für Utopien" außerdem, dass es sogar möglich ist, 1,5 Millionen Menschen mit regionalen und biologisch angebauten Lebensmitteln zu versorgen.

Laura Gerritsen von dem Unternehmen Fairphone reist mit Langbein in den Kongo, wo faire Produktionsbedingungen für die Metalle geschaffen worden sein sollen, die in den Smartphones des Herstellers sind. Das Wohnprojekt "Kalkbreite" aus Zürich zeigt, wie man in einer Stadt energiesparend und umweltfreundlich leben kann, ohne auf Komfort zu verzichten. Und eine ehemals zum Unilever-Konzern gehörende Teefabrik in Südfrankreich verwaltet sich nach langem Kampf mittlerweile als Genossenschaft "Scop-Ti" selbst...



Kritik

Umweltschutz ist auch so ein klassisches Streitthema: Die einen könnten an die Decke gehen, wenn jemand genüsslich in einen Burger hineinbeißt und die anderen verdrehen obligatorisch die Augen, sobald jemand das Wort "Nachhaltigkeit" in den Mund nimmt. Und beides ist wohl in gewissermaßen verständlich: Da wäre zum einen die Wut über das Chaos, das der Mensch auf der Erde zurücklässt, und zum anderen die Schutzreaktion gegen das Einschränken der eigenen Freiheit. Dabei muss die Freiheit gar nicht maßgeblich eingeschränkt werden. Zumindest, wenn man Kurt Langbeins neuestem Film Glauben schenken möchte, denn es wird Zeit für das Unmögliche: Es wird Zeit für Utopien. 

Langbein möchte zeigen, dass es nicht zu spät ist, dass das Unmögliche möglich ist, und möchte mit seinem Film Mut schenken und gleichzeitig zum Nachdenken anregen. Er fordert uns auf, unser Kaufverhalten zu überdenken, die Folgen einer neoliberalen und kapitalistischen Gesellschaft zu hinterfragen und ein neues Gefühl für den Wert der Erde zu entwickeln. Der Film beobachtet verschiedene Projekte, in denen Menschen sich dieser Gesellschaft, die gegen die Wand zu fahren scheint, widersetzen. Nun könnte man argumentieren, dass Langbeins Film eben "nur" beobachtet, jedoch nicht zu einem differenzierenden Urteil kommt, nicht die verschiedenen Argumente gegeneinander aufwiegt.

 Fraglich ist jedoch, ob das bei einem Dokumentarfilm wirklich von Nöten ist. Schließlich liegt in der einseitigen Beobachtung auch ein Urteil, auf das der Film hinaus will. Es gilt hier nicht zu kritisieren, dass der Film keine Gegentheorien zeigt. Es gibt da ja durchaus vor allem auf der konservativen Seite Theorien, die den Klimawandel dementieren. Das wurde hier vernachlässigt und das ist auch gut so, denn es hätte dem Film an Schlagkraft geraubt. Was jedoch fehlt und ihm auch maßgeblich schadet, ist eine interne kritische Haltung: Es ist legitim sich ausschließlich auf Projekte einer politischen Gesinnung zu konzentrieren, doch um die Argumentation glaubhaft zu machen, sollte man die vorgestellten Projekte in beliebiger Form hinterfragen. Langbein hätte zeigen können, inwiefern es Schwierigkeiten bei der Umsetzung gibt, was an der Postwachstumsökonomie, die als Gegenkonstrukt zum Kapitalismus gehandelt wird, problematisch erscheint.

Fazit

"Zeit für Utopien" erkennt die Probleme der heutigen Zeit, erkennt auch die Probleme der Menschen, sich diesen zu stellen. Er dokumentiert Möglichkeiten, der Misere zu entkommen und schenkt dadurch Mut. Leider arbeitet er nicht weiter mit dem Motiv der Utopie, bleibt ästhetisch recht belanglos und eckt an keiner Stelle so richtig an.

Zeit für Utopien startet ab dem 19.04.2018 in den deutschen Kinos. Werdet Ihr euch den Film ansehen?

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