Mit Wilde Dynastien - Die Clans der Tiere (OT: Dynasties) ist BBC vor einigen Jahren ein wahres Meisterwerk im Bereich der Tierdokumentationen gelungen, das nicht nur durch gewohnt hochwertige Bilder bestach, sondern auch unglaublich spannende Geschichten erzählte. Das "Game of Thrones der Tierwelt" betitelte die LA Times die Dokuserie damals passenderweise. Denn statt sich einem Habitat oder einer Tierart im Allgemeinen zu widmen, fokussiert Wilde Dynastien ausgewählte Wildtierfamilien und Clans, die über Monate und gar Jahre hinweg von den Filmteams begleitet werden. So bekommt der Zuschauer ein eingehendes Verständnis über familiäre Strukturen in der Tierwelt, über Zusammenhalt und Verrat und blutrünstige Machtkämpfe um die Vorherrschaft. Das ist nicht nur informativ, sondern auch überaus fesselnd und emotional, wenn dadurch eine Bindung zu den Tieren entsteht und man Zeuge von dramatischen Ereignissen im Laufe ihres Lebens wird. Wer Staffel 1 noch nicht kennt und auch nur ansatzweise Interesse an Tierdokumentationen hat, sollte diese daher unbedingt nachholen (mehr dazu in unserer Kritik).
Vier Jahre später legt BBC nun mit Wilde Dynastien II - Die Clans der Tiere nach. Ging es in der ersten Staffel noch um Schimpansen, Kaiserpinguine, Löwen, afrikanische Wildhunde und Tiger, sind diesmal Erdmännchen, Pumas, Geparde, Elefanten, Hyänen und Berberaffen die Stars, jeweils über eine ganze Folge hinweg. Das Konzept der Serie wird dabei beibehalten: Das Leben einer Familie bzw. eines bestehenden Clans wird über Jahre hinweg dokumentiert. Der Zuschauer lernt dabei alle wichtigen Akteure genauer kennen und all ihre besonderen Eigenheiten. Jeder Charakter ist dabei auf seine Weise einzigartig und trägt auf besondere Weise dazu bei, die Gruppe zu stärken oder sie aus Eigennutz zu schwächen. Während es bei den Affen, Erdmännchen, Elefanten und Hyänen komplexe Strukturen und Hierarchien gibt, welche man hier nach und nach kennenlernt, spielt sich die Handlung bei den Pumas und Geparden im kleineren Rahmen ab, da diese Einzelgänger sind, die sich nur um ihre eigenen Jungtiere kümmern und sonst von Artgenossen fernhalten. Doch faszinierende Beziehungsgefüge gibt es auch hier, alle sechs Geschichten sind überaus spannend.
Über die Qualität des Bildmaterials braucht es gar nicht viel Worte zu verlieren, BBC liefert einmal mehr Referenzmaterial ab. Wer Blockbuster-Produktionen wie Planet Erde II oder Unser Blauer Planet II kennt weiß, zu was die Teams fähig sind. Die Aufnahmen sind ausnahmslos wunderschön und der betriebene Aufwand ist stets spürbar. Um diesen allerdings noch mal zu verdeutlichen, gibt es auch ein Making Of in Form einer Bonusepisode zu sehen, in welcher auf die Schwierigkeiten beim Dreh genauer eingegangen wird. Dabei wird auch auf die Gefahr für die Tiere näher eingegangen, deren Lebensräume sich mehr und mehr mit denen des Menschen überschneiden. Der britische Tierfilmer und Naturforscher David Attenborough, bereits stolze 97 Jahre alt, ist in der Originalfassung wieder als sympathischer Sprecher über alle Folgen hinweg mit an Bord. In der deutschen Fassung übernimmt Christian Schult einmal mehr die Aufgabe, der ebenfalls großartige Arbeit leistet und den man nicht mehr missen möchte. Benji Merrison und Will Slater sind nach der ersten Staffel wieder für den stimmungsvollen Score verantwortlich. Vor allem ihr fantastischer Theme wird sich gewiss ins Gedächtnis der Zuschauer einbrennen.
Heimkinoauswertung
Polyband veröffentlichte Wilde Dynastien II - Die Clans der Tiere in der originalen BBC-Schnittfassung, inkl. englischer Tonspur mit Sir David Attenborough am 28. Juli 2023 auf dem deutschen Heimkinomarkt. Die uns vorliegende Blu-Ray weiß technisch voll zu überzeugen, sowohl Bild (1,78:1) als auch Ton (Deutsch und Englisch dts-HD 5.1) sind überaus gelungen. Neben den sechs Folgen a 50 Min. gibt es als Bonusmaterial noch ein knapp 50-minütiges Making-Of. Etwas schade: Dem Pappschuber liegt diesmal kein bebildertes Booklet bei, wie es noch bei der ersten Staffel der Fall war.
Fazit
"Wilde Dynastien II - Die Clans der Tiere" vermag nicht nur visuell zu beeindrucken, sondern auch erzählerisch. Das ist der ersten Staffel bereits meisterhaft gelungen und wird hier auf hohem Niveau wiederholt. Für Freunde von Tierdokumentationen eine uneingeschränkte Empfehlung.