Ethan Burke (Matt Dillon) ist Agent beim Secret Service. Zwei seiner Kollegen sind verschwunden. Nun soll er ermitteln, was passiert ist und wo sich die beiden befinden. Seine Recherchen führen ihn nach Idaho. In der Nähe des verschlafenen Städtchens Wayward Pines baut er einen schrecklichen Autounfall. Ethan sieht danach zwar ziemlich übel zugerichtet aus, überlebt den Crash allerdings. Viel schlimmer erscheinen ihm schon bald dieser seltsame Ort und seine Bewohner. Irgendetwas stimmt hier nicht...
Nachdem wir zum Serienstart des vielversprechenden Wayward Pines einen Blick auf die Pilotfolge geworfen haben, geht es nun darum, die gesamte erste Staffel zu bewerten. Prominent besetzt, mit M.Night Shyamalan als Produzenten und Mitverantwortlichen an Bord und basierend auf den Büchern des Autors Blake Crouch mauserte sich Wayward Pines zum Publikumsliebling und für den Sender Fox zu einem beachtlichen Erfolg. So hoch die Prämisse aber auch war, halten konnte die Serie sie letztendlich doch nicht.
Unser damals angemerkter Kritikpunkt zur Pilotfolge, dass die Serie mit ihren vielen Orts- und Zeitsprüngen immer aus dem Geschehen herausreißt, hat sich glücklicherweise schnell wieder erledigt. Sobald die Einführung abgehakt ist, konzentriert man sich tatsächlich nur noch auf den mysteriösen, titelgebenden Ort. So weit so gut, immerhin ist es doch genau das, was der Zuschauer gerne sehen will. Was hat es mit dem Ort auf sich? Warum verhalten sich die Bewohner so merkwürdig? Wieso ist es nicht möglich, die Stadt zu verlassen? Fragen über Fragen, die es über die nächsten Folgen aufzudecken galt. Das Setting stimmt soweit, doch hat Wayward Pines in seiner ersten Staffel mit einigen Problemen zu kämpfen, dieses glaubhaft zu verkaufen. So gehört das oben angesprochene merkwürdige Verhalten der Bewohner zwar zur Geschichte und hat tatsächlich auch seine Gründe, welche schon bald näher erklärt werden, wirklich logisch sind viele Handlungen oder Dialoge der Charaktere dennoch nicht. Zu konstruiert wirkt das Ganze, nur um den Zuschauer möglichst im Dunkeln tappen zu lassen. Oftmals verhalten sich einige von ihnen derart bekloppt und unglaubwürdig, dass es der Serie an Glaubwürdigkeit raubt. Dazu gehört auch die unbeholfene Vorgehensweise von Ethan Burke, der ganz offensichtlich mitbekommt, wie er von jedem anderen verarscht wird, dennoch aber unfähig ist, mit der Faust auf den Tisch zu hauen.
Zur Mitte der Staffel macht Wayward Pines dann plötzlich eine sehr unerwartete 180°-Drehung, die alles auf den Kopf stellt, was man bis hierhin vermutet hat. Viele offene Fragen werden geklärt, neue Genreelemente werden eingestreut, interessante Aspekte aufgedeckt und Hauptcharakter Ethan Burke verliert endlich den Stock aus seinem Hintern und wechselt von passiv zu aktiv. Die Serie erreicht hierbei einen kleinen Höhepunkt und gewinnt ordentlich an Schwung. Diesen kann sie zwar über die nächsten Folgen hinweg nicht mehr ganz halten, doch immerhin fallen nun weniger Störfaktoren auf, als zuvor noch.
Zum Finale hin dreht Wayward Pines dann aber nochmal ordentlich auf. Zwar bewegt man sich hier in eine Richtung, die der Zuschauer leicht erahnen kann, Spannung kreiiert man aber dennoch ordentlich. Würde die Serie fünf Minuten eher enden, als sie es tatsächlich tut, könnte man sogar von einem mehr oder weniger gelungenem Ende reden. Einem Ende, aus welchem man entweder eine interessante zweite Staffel machen könnte, sofern sich die Macher dazu entscheiden (ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar), oder sich für den offenen Weg entscheiden und die Serie dort komplett beenden. Leider entschied man sich aber dazu, noch auf Teufel komm raus eine weitere Wendung einzubauen, die nicht nur völlig unnötig ist, sie schafft es doch tatsächlich, den Zuschauer völlig verärgert und unbefriedigt zu verarbschieden. Sollte es mit der Serie nun tatsächlich vorbei sein, wird man sie aufgrunddessen wohl negativ in Erinnerung behalten. Geht es doch noch in die zweite Staffel, so ist die Lust auf diese bereits sehr gering, da man die Chance verspielt hat, in eine neue, viel spannendere Richtung zu gehen und sich lieber dafür entschieden hat, einen Schritt zurückzugehen.
Noch ein paar Worte zum Cast: Dieser ist, was rein die Namen betrifft, mit Matt Dillon, Carla Gugino, Terrence Howard, Juliette Lewis, Melissa Leo, Hope Davis und Toby Jones zwar ziemlich beeindruckend, jedoch aufgrund zweier Gründe auch ein wenig enttäuschend. Zum einen muss man sich mit dem Gedanken anfreunden, dass nicht jeder der Stars über die gesamte Staffel hinweg dabei sein wird, zum anderen pendeln sich alle auf sehr unterschiedlich hohem schauspielerischen Niveau ein. Während man einer Melissa Leo oder Carla Gugino anmerkt, dass sie sich Mühe geben, aus ihren Rollen das Beste zu machen, wirkt ein Matt Dillon fast schon ein wenig gelangweilt.
Ab dem 5. November 2015 ist "Wayward Pines" übrigens auf Blu-Ray und DVD in Deutschland erhältlich. Die uns vorliegende Blu-Ray-Assung, verteilt auf zwei Discs, macht technisch einen sauberen Eindruck. Sowohl Bild als auch Ton (Englisch dts-HD Master Audio 5.1, Deutsch DTS 5.1, Französisch DTS 5.1) wissen zu überzeugen. Etwas enttäuschend fällt das Bonusmaterial aus. Zwei Featuretten sind verfügbar, die in ihren 19 Minuten insgesamt zwar einen schönen Blick hinter die Kulissen gewähren, etwas mehr hätte es aber gern sein dürfen, dafür hätte die Serie sicherlich noch mehr angebioten.
Fazit: Trotz toller Besetzung und vielversprechendem Setting hat Wayward Pines mit einigen Problemen zu kämpfen. Auch wenn Shyamalan und sein Team nicht den ganz großen Hit gelandet haben, haben sie dennoch eine insgesamt doch recht ordentliche erste Staffel abgeliefert, die Freunden von Mystery-Geschichten durchaus gefallen dürfte. Ob es irgendwann mit einer zweiten Staffel weitergeht, ist zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen zwar noch unklar, mit den letzten Minuten des Finales aus Staffel 1 hat man sich aber eine schöne Vorlage verbaut, auf die man zuvor noch zugesteuert ist. Die Lust auf eine mögliche zweite Staffel hält sich damit leider in Grenzen.