Außer Atem (1960)
Michel Poiccard – ein Gauner, Rebell, Draufgänger auf der Jagd nach seinem Vergnügen. In einer gestohlenen Luxuslimousine wird er von einem Polizisten erkannt und gestellt. Doch Michael Poiccard gelingt es, ihn zu erschießen und abzuhauen. Auf der Flucht vor dem Gesetz taucht er bei Patricia, einer Zeitungsverkäuferin, die Journalistin werden will, unter. Zwischen beiden entbrennt eine heftige Leidenschaft. Er versucht, Geld für die gemeinsame Flucht nach Italien zu beschaffen. Aber der Kreis der Polizei wird immer enger. Patricia wird verhört. Und sie muss sich entscheiden: Karriere oder Liebhaber?
Jean-Paul Belmondo verkörpert einen draufgängerischen Frauenhelden, der sich in eine Amerikanerin (Jean Seberg, Lilith) verliebt. Er tut alles, um sie für sich zu gewinnen, doch sie zögert und kann sich nicht entscheiden. Sie erwehrt sich immer seiner Avancen und stößt ihn von sich ab, nur um ihn in der nächsten Sekunde wieder näher an sich ran zu lassen. Während das seltsame Paar dieses Anziehungsspiel in einem Hotelzimmer betreibt, wirkt es wie ein Kammerspiel, weil sie die ganze Zeit zu zweit im Bett liegen und über alles und nichts zugleich reden, während der Raum mit Zigarettendunst gefüllt wird. (Die Zigaretten sind wohl die wichtigsten Requisiten des Films, denn kaum eine Szene kommt ohne einen Glimmstängel aus.)
Die beiden können weder miteinander noch ohneeinander leben und müssen ein Versteckspiel führen, weil die Polizei ihnen auf den Fersen ist. Außer Atem scheint eine abgeschwächte Version von Bonnie und Clyde zu sein. Während Bonnie und Clyde allerdings extrem schießfreudig waren, haben Michel und Patricia nur viel Redebedarf und Patricia weiß nicht einmal so richtig, wo sie hingehört und ob sie überhaupt ein Verbrecherleben führen möchte. Außer Atem ist ein aussagekräftiger Film über eine schwierige Liebesbeziehung, die sich vor einer eher unaufgeregten Verfolgungsjagd-Kulisse abspielt.
Technischer Part
Sprachen: Deutsch und Französisch (jeweils in LPCM) mit deutschen Untertiteln, mit französischen Untertiteln für Hörgeschädigte und mit englischen Untertiteln.
Es sind zahlreiche sehenswerte Bonusmaterialien enthalten: Dokumentation: Immer noch nicht ... Außer Atem; Featurette: Einführung von Colin Maccabe,; Dokumentation: Zimmer 12: Hotel de Suede; TV-Sendung „Tempo-Godard“; Interview mit Jefferson Hack über seine Beziehung zum Film Außer Atem und Trailer.
Eva und der Priester (1961)
Frankreich, während der Besatzungszeit: Nachdem ihr Mann im Krieg gefallen ist, flüchtet Barny (Emmanuelle Riva, Liebe) mit ihrer Tochter France (Chantal Gozzi, Die Hexen von Salem) in eine Stadt am Rande der Berge. Als militante Kommunistin verachtet sie Religion und Bürgertum. Eines Tages lernt sie den jungen Priester Léon Morin (Jean-Paul Belmondo) kennen. Um ihre halbjüdische Tochter zu schützen, lässt Barny sie katholisch taufen. Auch darüber hinaus, beginnt sie sich für den Priester zu interessieren. Die beiden treffen sich, um theologische Diskussionen zu führen. Doch hinter Barys neugewonnenem Interesse am Glauben steht auch das Bedürfnis, Léon nahe zu sein …
Aus heutiger Sicht wirkt Eva und der Priester ziemlich altmodisch, weil der Priester als sogenannter Damenflüsterer, die sündigen Damen in keusche gottesfürchtige Katholiken verwandelt. Doch abgesehen davon ist der Film in seinem Kern interessant und anspruchsvoll, weil er die beiden Protagonisten in gewisser Weise die Antworten auf Gretchens Frage aus Faust suchen und finden lässt. Mit klugen und durchdachten theologischen Debatten beleuchtet der Film beide Sichtweisen, sowohl die Sicht eines gläubigen Priesters, als auch die Sicht einer zunächst Ungläubigen. Barny zweifelt an Gottes Existenz und will nicht an Gott glauben und Léon kontert mit einer klugen Antwort, dass es abgesehen von der sichtbaren Kirche auch eine unsichtbare Kirche gibt, die aus der Gemeinschaft aller Menschen besteht, die guten Willens sind.
Der Glaube an Gott lässt sich mit Liebe vergleichen und auch Liebe lässt sich nicht beweisen. Im Umkehrschluss sind alle Menschen, die zu Liebe und guten Taten fähig sind, gläubig, ohne es zu wissen, dass sie gläubig sind. Gute Taten wiegen mehr als der Besuch der Kirche oder das Bekenntnis zu irgendeinem Glauben. Darum bringt der Priester Barny dazu, gute Taten zu vollbringen und Geflüchtete bei sich aufzunehmen und sich mehr um ihre Mitmenschen zu kümmern. Glaube hin oder her, aber es ist unstreitig, dass die Moral des Films immer noch zu hundert Prozent richtig ist, denn anderen Menschen zu helfen kann wirklich jeder, unabhängig von seinem Glauben oder Nichtglauben. Eva und der Priester ist ein kluger Film, der durch die hervorragenden Darbietungen seiner Hauptdarsteller glänzt. Belmondo ist beeindruckend in seiner Rolle als Priester und Riva ist brillant in ihrer Rolle als nach der Wahrheit und Zuneigung suchende Frau.
Technischer Part
Sprachen: Deutsch Mono-DTS-HD Master Audio, Französisch mit deutschen, englischen und französischen Untertiteln
Bonusmaterial: Masterclass mit Philippe Labro und Rémy Grumbach