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Videospiel "The Sinking City" im Test

siBBe

Von siBBe in Videospiel "The Sinking City" im Test

Videospiel "The Sinking City" im Test Bildnachweis: © Frogwares / Bigben Interactive

Story

Man übernimmt die Rolle von Charles W. Reed, einem Ermittler in den USA der 20er Jahre, der in Oakmont, Massachusetts eine mysteriöse Flut untersuchen muss, die die Stadt überschwemmt. Auch Visionen und Alpträume plagen den Ermittler in jüngerer Zeit, die mit dem Ort in Verbindung zu stehen scheinen. Nun ist es an ihm, Licht in die Finsternis zu bringen, die den Ort heimgesucht und die Gedanken der Bewohner - und seine - korrumpiert hat...

Kritik

Eine in den 20er Jahren angesiedelte Detektivgeschichte an einem mysteriösen Küstenort mit deutlichen Einflüssen des Horror-Autors H. P. Lovecraft zum Selberspielen, gab es das nicht gerade erst? Richtig, The Sinking City, entwickelt vom ukrainischen Studio Frogwares (bekannt für ihre Sherlock Holmes-Games), liegt thematisch sehr nah am kürzlich erschienenen Call of Cthulhu. Bei näherem Blick fallen spielerisch aber markante Unterschiede auf, The Sinking City schickt uns nämlich in eine offene Spielwelt, die wir frei erkunden können. Für ein kleines Studio ein ambitioniertes Projekt, das zwar nicht in jeder Hinsicht geglückt ist, mit interessanten Ansätzen aber PC- und Konsolenspieler ab dem 28. Juni 2019 doch zu fesseln weiß. 

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Als Open World-Action-Adventure macht The Sinking City etwas gravierend anders als die Konkurrenz: Während in vergleichbaren Spielen unsere Map automatisch mit zahlreichen Markierungen gefüllt wird und wir permanent an die Hand genommen werden, um mit zahlreichen Hinweisen und Markierungen zum nächsten questrelevanten Abschnitt zu gelangen, sind wir hier nun völlig auf uns allein gestellt. Wohin uns unser Weg als Nächstes führt und was zu tun ist, sagt uns nämlich niemand, zumindest nicht direkt. Oft gilt es, aufmerksam Hinweise zu durchsuchen, Texte zu lesen und damit die korrekten Adressen innerhalb der Stadt selbst zu bestimmen, um in der Handlung voranzukommen. Das gibt uns das Gefühl, tatsächlich als Detektiv tätig zu sein, da Eigeninitiative gefragt ist, was unter der richtigen Einstellung für reichlich Spaß sorgen kann. Jedoch fällt der Einstieg ins Abenteuer schwierig aus, da wir ohne großartige Erklärung in dieses hineingeworfen werden. 

An den einzelnen Schauplätzen gilt es dann meist nach weiteren Hinweisen zu suchen, die in Form von "Gedankenspielen" noch richtig zusammengesetzt werden wollen. Dabei gibt uns das Spiel auch gewisse Freiheiten, Schlussfolgerungen nach Belieben zu deuten, was zu deutlich unterschiedlichen Ausgängen innerhalb der Handlung führt. Unsere Spielfigur besitzt zudem die Fähigkeit, Dinge zu sehen, die anderen verborgen bleiben. Vergangene Ereignisse können so von uns rekonstruiert werden, wenn wir die chronologisch korrekte Reihenfolge bestimmen. Auch gilt es in diversen Archiven der Stadt Recherche zu betreiben, in der Polizeistation durchsuchen wir beispielsweise Kriminalakten, im Rathaus das Personen- und Unternehmensregister,  in der Bibliothek forschen wir nach historischen Ereignissen. The Sinking City hält uns mit Puzzles also stets auf Trab. 

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Dass das Spiel dabei auch atmosphärisch stark ist, macht den Trip umso reizvoller. Wir bewegen uns durch eine schaurige Stadt, über die eine unheilvolle Macht liegt, die jeden in den Wahnsinn treibt. Zum Teil ist diese überflutet, sodass wir uns nur per Motorboot durch die engen Gassen bewegen können. Passanten wirken kränklich und gequält, wir treffen auf skurrile Gestalten, darunter auf Bewohner mit Affen- und Fischköpfen, auf blutrünstige Monster, die uns attackieren und erblicken überall seltsame Kadaver, die an Land gespült wurden.  Ein eigenartiger Ort, der uns mit seiner bedrückenden Stimmung stets neugierig auf mehr macht und eindeutig den Geist Lovecrafts atmet. Auch die Handlung, die sich bis zum Ende hin spannend zeigt und abhängig von unseren Entscheidungen ein wenig mitgeformt wird, ist durchaus gelungen. 

Doch nicht alles an The Sinking City läuft rund. Am augenscheinlichsten wären da die vielen technischen Probleme, die das Spiel plagen. Es kommt regelmäßig zu Framedrops, nachladenden Texturen, aufploppenden Menschen bis hin zu anderen unschönen Bugs. Unspielbar ist The Sinking City dadurch zwar nicht, es wirkt aber in jeder Hinsicht unpoliert. Doch auch abgesehen der Probleme sollte man auf technischer Ebene nicht zu allzu hohe Erwartungen an das Spiel setzen. Zwar ist das Artwork der Stadt im Außenbereich insgesamt sehr ansehnlich und sorgt für einige schöne Bilder, dem gegenüber stehen aber hölzerne Animationen, hässliche Charaktermodelle, matschige Texturen, eine dumm agierende KI und recht kahle Innenräume, die sich oftmals auch aus den immer gleichen Bausteinen zusammensetzen. Angesichts der kleinen Produktion mit vermutlich bescheidenem Budget ist einiges davon durchaus verzeihbar, aber eben nicht alles. 

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Auch das Kampfsystem gehört nicht zu den Stärken des Spiels. Weder eignet sich die Steuerung ideal dafür, noch die starre Kamera oder die oben bereits angesprochene schwache KI. Daher verlaufen Gefechte stets etwas hektisch und unübersichtlich. Da unsere Geisteskraft zusätzlich noch abnimmt, wenn wir die finsteren Kreaturen zu lange erblicken, wodurch unser Sehvermögen abnimmt und wir wie unter Drogen alles nur noch verschwommen wahrnehmen, wird das Ganze noch umso anstrengender. Munition ist zudem knapp bemessen, was gerade zu Beginn für Schwierigkeiten sorgt. Mit der Zeit craften wir uns mit den richtigen Materialien aber nach und nach neue Patronen für unser Waffenarsenal, das von der Pistole bis zum Maschinengewehr reicht. Auch gewöhnt man sich an manch Umständlichkeit, sodass Kämpfe irgendwann leichter von der Hand gehen. 

Nicht innovativ, aber dennoch motivierend, ist das eingebaute RPG-System, das uns beim Sammeln von Erfahrungspunkten das Freischalten neuer Skills erlaubt. Damit verbessern wir beispielsweise unseren Umgang mit Waffen, erhöhen unsere Lebens- oder Geisteskraft und dürfen mehr Gegenstände mit uns tragen. Erfahrungspunkte gibt es zum einen für bestrittene Kämpfe, hauptsächlich aber für das Abschließen von Missionen. Neben unserer Hauptquest gibt es noch eine ganze Reihe an optionalen Aufgaben, wodurch wir bei The Sinking City auf rund 30 Stunden Spielzeit kommen können.  Wer Spaß mit dem Abenteuer hat und durch anders getroffene Entscheidungen neue Wege einschlagen und alle Enden erleben will, findet hier auch einen gewissen Wiederspielwert. 


Fazit

Story und Atmosphäre zeigen sich gelungen, auch dass man den Spieler selbstständig agieren lässt, ohne ihn stets an die Hand zu nehmen, ist eine Stärke von "The Sinking City", sofern man sich auf diesen Ansatz einlassen möchte. Eine Reihe an technischen Mängeln und Schwächen muss man hier leider aber in Kauf nehmen.

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