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Videospiel "Pokémon-Legenden: Arceus" im Test
Von OnealRedux in Videospiel "Pokémon-Legenden: Arceus" im Test
am Freitag, 11 Februar 2022, 12:01 Uhr
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Mit der Ankündigung von Pokémon-Legenden: Arceus und den ersten Gameplay Trailern war klar, hier könnte etwas ganz Großes auf die Fans zukommen: Eine Open World? Eine Abkehr der typischen Pokémon Formel und hier mehr zu einem modernen RPG? Nun, ganz so ist es zwar nicht gekommen, doch der Schritt von Game Freak – angesichts von unzähligen fast immer gleichen Spielen seit 1996 – geht klar in die richtige Richtung. Und so entpuppt sich Pokémon-Legenden: Arceus an vielen Stellen als recht innovatives Pokémon-Spiel, welches aufgrund einiger Änderungen gar eine richtig starke und süchtig machende Fang-Odyssee auslöst. An anderen Stellen verschenkt das Spiel allerdings auch richtig viel Potenzial und bleibt sogar an manchen Punkten wie der Grafik sehr ärgerlich. Am Ende bleibt es aber dabei, dass hier nicht nur etwas tolles begonnen hat, sondern auch ein Spiel auf die Fans wartet, welches die Augen aufleuchten lässt.
Der Weg in die Renaissance
Schon der Beginn von Pokémon-Legenden: Arceus bringt eine interessante neue Perspektive: Die Vergangenheit. Während wir bislang in einer immer gleichen Zeitebene unterwegs waren, geht es nun in die Vergangenheit – in ein feudales Japan – wo wir mit göttlicher Unterstützung den ersten Pokédex überhaupt erstellen sollen. So sind die Pokémon vielfach noch wild, Daten über diese kaum vorhanden und auch die Sinnoh Region ist eher ein Platz, den es noch zu erobern oder zu erkunden gilt. Perfekte Voraussetzungen also dafür, hier ein schönes Abenteuer mit jeder Menge Pokémon zu erleben. Und während wir das leider viel lange Tutorial hinter uns gebracht haben, wartet auch genau dies: Eine recht offene Welt, in der wir machen können, was wir wollen. Genau hier trifft Game Freak einen Nerv und bietet tolle Unterhaltung, die für Stunden begeistern kann. Aber natürlich wählen wir zu Beginn erst einmal eines von drei Start-Pokémon und zwar Bautz, Feurigel oder Ottaro.
Die Änderungen selbst sind indes ebenfalls vielfältig: Weder gibt es große Städte, noch diverse Orden oder gar ein typischer bisheriger Pokémon Ablauf. Und auch die Pokémon streifen nun wie schon bei Pokémon Schwert und Schild in der Naturzone frei herum. Hier lassen sie sich praktisch im Vorbeigehen fangen, ohne das wir sie überhaupt angreifen müssen. Gerade diese Herangehensweise weiß zu gefallen und sorgt für einen Spiele-Flow, der klar süchtig macht. Hier ein Pokéball schmeißen, hier kurz etwas vom Boden sammeln oder herstellen, hier ein Baum für Beeren mit einem seiner eigenen Pokémon schütteln oder direkt in den Kampf übergehen. Mit den verschiedenen Items, wie Rauch, Schlammbomben oder Beeren als Futter, lässt sich zudem alles dynamisch so gestalten, sodass wir immer unsere Liebsten fangen können. Dies ist indes auch bitte notwendig, denn unsere Hauptaufgabe ist gar nicht so sehr das Fangen, sondern das Sammeln von Daten. Hier ein paar Kämpfe oder hier das Ausprobieren von Attacken oder dort das Fangen in der Nacht oder wenn wir nicht entdeckt worden sind. Das motiviert ungemein, zumal wir damit nicht nur Pokédollar verdienen, sondern auch im Rang aufsteigen und so mehr Möglichkeiten haben.
Gotta Catch 'em All und studiere sie dabei
Während wir so Stern für Stern unseren Lieblings-Pokémon näherkommen, gestaltet sich auch das Kampfsystem angenehm dynamisch und erfrischend. Während viele Attacken aufgefrischt und geändert worden sind, können wir dieses Mal komplett von der Spielwelt in den Kampf übergehen und so meist schon vorher bestimmen, mit welchen eigenen Pokémon wir kämpfen. Hier können wir vorher mit Items uns Buffs geben oder mit Attacken den Kampf stark beeinflussen. Völlig neu ist dabei das System der Kampfstile, wo wir Tempo oder Kraft auswählen können. Dies bestimmt dann auch die Zugreihenfolge, die wir klar im Blick behalten müssen, um nicht von den gegnerischen Pokémon zu schnell besiegt zu werden. Der Schwierigkeitsgrad schwankt indes, was vornehmlich wohl an den vielen Änderungen der Kampfthematik liegt. Manchmal ist es angenehm herausfordernd, dann doch etwas zu leicht und an anderen Stellen dann erstaunlich unfair. Gerade wenn plötzlich der Gegner drei Mal hintereinander angreifen kann oder wir nicht in der Lage sind mit Wechseln zu reagieren. Am Ende macht das neue System aber jede Menge Spaß, weil es deutlich flexibler und dynamischer ist.
In Jubeldorf haben wir unterdessen unsere Basis, wo wir nicht nur Nebenmissionen (die oftmals nur Items oder Extras bieten, sonst aber recht generisch wirken) und Hauptmissionen sammeln, sondern auch durch die diversen Shops und aufrüsten. Doch auch ein Friseursalon und eine Schneiderei warten auf uns, sodass wir zumindest totschick die Sinnoh Region erkunden können. Von hier aus starten wir dann auch unsere Abenteuer mit den verschiedenen Regionen bzw. Biomen auf der Insel. Diese sind abwechslungsreich und bieten jeweils eigene Pokémon und Herausforderungen. Die größte davon ist das Bekämpfen der Könige, welche wir selbst in einem RPG Boss-Battle bekämpfen. Hier beschmeißen wir sie nicht nur mit Essen (ja, tatsächlich), sondern müssen uns auch ihre Angriffe einprägen und ausweichen. Letzteres ist indes stets auch bei normalen Begegnungen wichtig, denn wo manche Pokémon neugierig sind oder weglaufen, greifen uns andere direkt in der Spielewelt an. In der Wildnis haben wir dann jeweils mehrere Zeltlager, wo wir unsere Ressourcen managen können, Pokémon ausruhen und austauschen und bei unserem Professor für unsere Arbeit massiv belohnt werden. Dies zusammen mit der tollen Musik, lässt die Spielerinnen und Spieler gekonnt in die Welt eintauchen. Währen da nicht viele kleine Stolpersteine.
Verschenktes Potenzial
Denn so schön Pokémon-Legenden: Arceus an vielen Stellen vom Gameplay auch ist und so motivierend das herumlaufen, gleichzeitige fangen und sammeln von Items auch ist, so gibt es auch an vielen Stellen unglaublich verschenktes Potenzial: Dies fängt bei der Geschichte an, die wir oftmals her wegklicken als wirklich aufmerksam verfolgen. Wir haben hier weder eine emotionale Tiefe, noch wirklich interessante Charaktere oder Schauplätze, sodass die Geschichte schnell zur Randnotiz wird. Zugegeben, das war nie wirklich die Stärke von Pokémon Spielen, aber es hätte leicht vermieden werden können: Weniger wäre hier klar mehr gewesen. Warum zum Beispiel können wir nicht Jubeldorf nach und nach aufbauen? Warum sind die Eroberungen der Wildnis so dröge inszeniert? Wieso gibt es nicht klar mehr menschliche Gegenspieler? Doch hier fangen wir erst so richtig an: Denn während Jubeldorf ein toter mit Klonhäusern ausgestatteter Ort voller sich nicht bewegender NPCs ist, ist einfach unklar, warum wir z.B. nicht unser Haupt-Pokémon mit auf Reisen nehmen können, sodass es neben uns herumläuft. All dies hätte die Atmosphäre deutlich erhöht, zumal wir mit unseren Reit-, Flug- und Wassertieren dies ja durchaus können.
Und eine Verbesserung der Atmosphäre wäre auch bitter notwendig: Denn abseits von ein paar nervigen Geräuschen, gibt es in den Dialogen keine Vertonung, was eine unangenehm sterile und karge Welt erschafft. Die Spielewelt selbst ist musikalisch und von den Geräuschen her gekonnt umgesetzt, was die vielen Dialoge noch merkwürdiger und wie ein Fremdkörper wirken lässt. Gleiches betrifft die Welt an sich: Zwar streifen die Pokémon umher, aber so richtig mit ihrer Umwelt agieren sie nicht – oder miteinander. Hier ist auf jeden Fall noch deutlich Luft nach oben, sodass Game Freak hier einfach noch mehr riskieren muss. Denn die vielen einzelnen Ideen und Elemente sind schon da.
Die karge Landschaft Sinnoh
Ein großes Ärgernis gibt es aber dann doch: Die Grafik! Was sich hier Game Freak geleistet hat, ist leider eine Frechheit. Während uns matschige Texturen, grobe Pixel und viele aufpoppende Elemente in der Welt erwarten, ist dies selbst völlig leer. Zwar sorgen die Biome für Abwechslung und die Pokémon sind schön gestaltet und animiert, doch der Rest fällt weit ab und gehört sich einfach nicht mehr für ein Spie im Jahre 2022. Die Switch ist hier auch zu deutlich mehr in der Lage, was Zelda, Xenoblade oder auch Monsterhunter klar gezeigt haben. Gerade das Wasser sieht in Pokémon-Legenden: Arceus aus wie zu N64 Zeiten und auch manche Texturen gehören klar ins Museum. Zumindest läuft das Spiel aber flüssig. Immerhin.
Fazit
Pokémon-Legenden: Arceus ist ein großer Schritt in die richtige Richtung: Das Open World Gameplay mit seinen Zonen lädt zum Erkunden ein, während die motivierende Sammlung der Pokémon durch das Gun and Run System (Pokéball werfen und gleichzeitig mit Items und der Welt agieren) zu Hochtouren aufläuft und einen so schnell nicht loslässt. Es macht einfach verdammt viel Spaß mit der Welt zu agieren, alles zu erkunden und seine Daten/Sammlung zu vervollständigen. Dagegen fallen Story, Atmosphäre und Grafik aber klar weit ab und sorgen sogar an manchen Stellen für klare Ärgernisse. Am Ende ist es vor allem unglaublich viel Potenzial, was Game Freak einfach links liegen lässt. So bleibt Pokémon-Legenden: Arceus im Kern ein sehr gutes Spiel, aber leider auch mit vielen Ecken und Kanten. Bleibt zu hoffen, dass der angefangene Weg nun weiter beschritten wird. So könnte Pokémon eines Tages einen RPG Thron erreichen.
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