Story
Die Erde ist nicht mehr bewohnbar, daher machten sich die Menschen auf die Suche nach einer neuen Heimat. Der Planet Enoch versprach dafür beste Voraussetzungen, doch irgend etwas entfesselte darauf eine mysteriöse Anomalie, die nun auch diesen letzten Zufluchtsort zur Hölle macht. Der Spieler schlüpft in die Rolles eines titelgebenden Outriders, der als letzte Hoffnung der Menschen auf dem Planeten Enoch gilt.
Kritik
Nach erfolgreichen Loot-Shootern wie Destiny oder The Division möchte nun auch Square Enix in dem Bereich mitmischen und veröffentlichte Anfang April 2021 das von People Can Fly (Bulletstorm) entwickelte Spiel Outriders. Das Interesse der Spieler war groß und sorgte zum Launch für einen gewaltigen Ansturm, auf den man so nicht vorbereitet war und der zu überlasteten Servern führte. Das ist insofern blöd, da sich Outriders ausschließlich online spielen lässt. Doch nicht nur das, auch mehrere Bugs sorgten gleich zum Start für reichlich Ärger. Seitdem bemühen sich die Entwickler um Schadensbegrenzung, um das Wohlwollen der Community nicht zu verlieren. Inwiefern das (zum aktuellen Stand) geglückt ist und wie gut das Spiel abseits der Probleme tatsächlich ist, möchten wir im Folgenden näher klären.
Outriders ist ein storygetriebener Loot-Shooter mit Rollenspielelementen innerhalb eines Sci-Fi-Settings. Die Idee der Handlung klingt zunächst auch gar nicht verkehrt: Es gilt einen neuen Planeten zu kolonialisieren, da die Erde nicht mehr bewohnbar ist. Der neue Garten Eden stellt sich aber schon bald als mindestens genau so tödlich wie die letzte Heimat heraus und entfesselt einen Krieg unter den letzten Menschen, die um die knappen Ressourcen kämpfen. Nach einem Unfall, der uns in einen 30-jährigen Kryoschlaf versetzte, betreten wir nun als Soldat mit Spezialfähigkeiten das brennende Schlachtfeld dieses Konflikts.
Das mag zwar nicht die originellste Idee sein, bietet für die rund 30-stündige Kampagne aber durchaus eine interessante Ausgangslage, mit der sich einiges anfangen ließe. Doch wirklich überspringen mag der Funke bei all den stereotypen Charakteren nicht, die permanent obercoole One-Liner zum Besten geben und kaum Tiefe entwickeln. Am ehesten vergleichen lässt sich das Abenteuer mit einem trashigen B-Movie vergangener Tage. Wer sich an diesen erfreuen kann, wird womöglich auch hier seinen Spaß an der Erzählung finden, allzu viel sollte man aber nicht erwarten. Jedoch sei an dieser Stelle angemerkt, dass Genrekollegen wie Destiny, The Division oder Monster Hunter in dieser Hinsicht auch nicht glänzen. Outriders hätte das Zeug gehabt, hier relativ einfach aufzutrumpfen, macht seine Sache aber zumindest nicht schlechter als die genannte Konkurrenz.
Umso wichtiger ist daher das Gameplay, das seine Spieler lange bei der Stange halten soll, auch weit über die Kampagne hinaus. Zunächst erstellen wir uns einen Charakter, wählen zwischen Mann und Frau und nehmen einige optische Anpassungen vor, um ihn oder sie zu individualisieren. Während des Tutorials wird es bei der Wahl einer von vier Klassen schon ein wenig spannender, da wir damit den Stil unserer restlichen Spielzeit bestimmen. Der Devastator ist der Tank unter den Charakteren, der auf kurze Distanz agiert, viel einstecken und die Gravitation kontrollieren kann. Der Pyromant spielt mit dem Feuer und setzt alles und jeden um sich in Brand, während der Trickster die Zeit kontrolliert und blitzschnell durch das Spielfeld flitzt. Der Technomancer setzt dagegen auf Distanzwaffen und Gadgets wie Eis- und Gift-Geschütze. Jeder von ihnen bietet seine eigenen Vor- und Nachteile, spielt sich spürbar anders und kann sich innerhalb eines Skill-Trees auch noch weiter in eine bestimmte Richtung spezifizieren, um so beispielsweise den Fokus stärker auf seine Kräfte oder den ausgeteilten Schaden zu legen. Und mit der Wahl von drei aktiven Superkräften wie Feuertornados, Teleport oder Slow-Motion-Bubbles vervollständigen wir unseren Build auch darüber hinaus. Das Herumtüfteln weiß zu gefallen.
Damit lassen sich Feuergefechte im Grunde angenehm flott und spaßig spielen, unsere Powers werden zudem mit tollen Effekten schick in Szene gesetzt und erlauben durch den Wechsel einigen Spielraum. Gerade im Team mit bis zu zwei weiteren Mitspielern, die sich im Idealfall durch unterschiedliche Klassen gegenseitig ergänzen, kommt ordentlich Stimmung auf. Öde ist dafür aber der spielerische Ablauf der gesamten Kampagne, der uns immerzu durch geradlinige Schlauchlevel führt, wo es nicht viel zu entdecken gibt und wo wir an bestimmten Punkten lediglich gegen mehrere Wellen angreifender Gegner antreten müssen. Unabhängig von der Region spielen sich diese anstürmenden Gegnermassen alle nahezu gleich, da die Gegnervarianz relativ niedrig ist und es einfach nur ums Niederzumähen hoher Stückzahlen geht. Andere Modi kennt Outriders innerhalb seiner Kampagne nicht und es spielt auch keine Rolle, welche Mission wir gerade verfolgen, da uns darin jedes Mal genau dieser gleiche Ablauf bevorsteht. Schade.
Immerhin können wir jederzeit das World Tier hoch oder runterschrauben, um die Schwierigkeitsstufe nach Wunsch anzupassen. Wer auf höherer Stufe spielt, bekommt zwar den besseren Loot, wirklich lohnen tut der sich aber ohnehin erst im Endgame, da alles, was wir innerhalb der Kampagne finden, spätestens dann unbrauchbar sein wird. Aber ja, der Loot ist es, der uns in Outriders zum Weiterspielen motiviert, zumindest wenn man nichts gegen Grinding hat. Wir greifen im Spiel auf unterschiedliche Waffen zurück, die mit der Zeit dank eingebauter Mods mit zusätzlichen Effekten immer mächtiger werden. So regnen auf angeschossene Gegner dann auch schon mal Blitze herab oder sie frieren ein. Auch unsere Rüstung lässt sich mit der Zeit immer weiter verbessern und kommt ebenfalls mit diversen Boni daher. Sieht alles cool aus und fühlt sich gut an. Die Suche nach Ressourcen und seltenen exotischen Waffen kann im Endgame also durchaus Spaß machen. Und mit den besonders knackigen Expeditionen kommt dann auch eine zusätzliche Würze ins Spiel, die doch nochmal aufregender ausfällt als die Kampagne zuvor.
Grafisch mag Outriders nicht in der Oberliga mitspielen, schaut aber auf der getesteten PS5 in seiner 4K-Auflösung durchaus ordentlich aus. Wie bereits zuvor erwähnt, hat(te) Outriders mit einigen sehr ärgerlichen Bugs und Einschränkungen zu kämpfen. Abstürze, Inventar-Wipes oder ein nicht funktionierendes Cross-Play trübten über die letzten Wochen den Spaß. Einige technische Ungereimtheiten wurden bereits durch Patches entfernt, andere bestehen leider aber noch. So ist beispielsweise das Anmelden auf den Servern auch zum Testzeitpunkt, der immerhin schon 3 Wochen nach dem Lauch liegt, noch immer ein Glücksspiel, das etliche Versuche abverlangt. Kann sich Outriders nämlich nicht mit dem Server verbinden, hängt sich das Spiel komplett auf und verlangt einen Neustart. Und da sich das Game ohne Onlineverbindung gar nicht spielen lässt, nicht einmal solo, ist das eine Hürde, die man jedes Mal bewältigen muss. Hier herrscht also noch deutlich Optimierungsbedarf.
Fazit
"Outriders" punktet mit seinen coolen Fähigkeiten und unterschiedlichen Klassen, die sich mit passenden Skills und erbeutetem Loot schön individualisieren lassen. Gerade im Koop können Gefechte durchaus Spaß machen, wenn man als Team clever agiert, was vor allem im knackigen Endspiel mehr als nötig ist. Das Spiel versinkt dafür aber an manch anderer Stelle in bloßer Mittelmäßigkeit, da beispielsweise die Story der Kampagne ziemlich uninspiriert ausfällt und das Missionsdesign mit seinen immer gleichen Abläufen aus riesigen Gegnerwellen sehr eintönig gestaltet ist. Zudem hat "Outriders" (noch) mit technischen Macken zu kämpfen.