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Videospiel "Outcast: Second Contact" im Test

siBBe

Von siBBe in Videospiel "Outcast: Second Contact" im Test

Videospiel "Outcast: Second Contact" im Test Bildnachweis: © Appeal / Bigben Interactive

Story

In der nahen Zukunft entdecken die Menschen die Parallelwelt Adelpha. Durch diese Entdeckung erzeugt die US-Regierung ungewollt eine Raumzeit-Verzerrung, die die Erde vernichten könnte.

Cutter Slade, ein ehemaliger Special Forces-Marine, begleitet eine Gruppe Wissenschaftler, um den Schaden zu reparieren. Doch nichts läuft nach Plan, und so beginnt ein Abenteuer auf einem unbekannten Planeten. Die Zukunft zweier Welten liegt in den Händen von Cutter Slade.

Kritik

Als das belgische Entwicklerteam Appeal 1999 das Action-Adventure Outcast veröffentlichte, war es gleich in mehrerer Hinsicht bemerkenswert. Open-World-Spiele waren zu dieser Zeit noch eine Seltenheit, die Welt von Outcast präsentierte sich dahingehend völlig weitläufig, lebendig und spektakulär. Auch die Grafik, die auf einer Voxel-Engine beruhte und damit eine Spielwelt ohne Kanten und enormer Weitsicht ermöglichte, war außergewöhnlich und auch überwältigend. Outcast gewann die Herzen von Kritikern und Spielern zugleich, durfte sich mit über 100 Preisen schmücken und erlangte schnell Kultstatus. Leider spiegelte sich all das nicht in den Verkaufszahlen wider, so dass es nie zu einem zweiten Teil kam, der eigentlich fest eingeplant war. 

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2014 gaben die früheren Entwickler wieder ein Lebenszeichen von sich, sie kauften sich die Rechte an der Marke ein und versuchten via Kickstarter ein Remake des Klassikers zu finanzieren. Von den angepeilten 600.000 Dollar kamen jedoch nur knapp 270.000 zusammen, das Vorhaben scheiterte an dieser Stelle. Tot war die Wiederbelebung von Outcast glücklicherweise doch nicht, die Entwickler fanden andere Wege zur Finanzierung und präsentieren nun, Ende November 2017, das lang erwartete Remake ihres Kultspiels. 

Outcast: Second Contact nennt sich das Spiel im neuen Gewand heute, was etwas irreführend ist, denn es suggeriert einen Nachfolger. Tatsächlich handelt es sich um das gleiche Game wie 1999, jedoch mit neuer Technik und einigen kleinen Detailverbesserungen, das für PC, PS4 und auch Xbox One veröffentlicht wurde. 

Bevor wir auf die Änderungen zu sprechen kommen zunächst ein kleiner Überblick, worum es sich bei Outcast: Second Contact überhaupt handelt, denn nicht jeder wird 1999 in den Genuss gekommen sein, das Original zu spielen. Das Spiel versetzt uns in eine fremde Paralellwelt, in der wir eine Sonde und unser verloren gegangenes Team finden müssen. Die Welt wird von einer fremden Lebensform bevölkert, die weitestgehend friedlich ist, jedoch von einer Gruppe Soldaten unterdrückt wird, denen wir den Krieg erklären.  Ein Mix aus Stargate und Avatar also. Genau dieses Gefühl, als Entdecker in eine exotische Welt einzutauchen, löste in Outcast eine ungeheure Faszination aus. Diese ist mit seinen Bewohnern äußerst lebendig gefüllt, wirft uns zahlreiche Quests entgegen und sorgt mit Wüsten, Sümpfen, Tempellandschaften oder Gebirge für viel optische Abwechslung. Auch der von uns gesteuerte Held sorgt mit flotten Sprüchen für eine Menge Spaß. 

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Grafisch hat sich gegenüber dem Original einiges getan, von der Voxel-Engine hat man sich dabei verabschiedet und arbeitet nun wieder mit Polygonen. Mit großen modernen Titeln wie Assassin's Creed Origins darf man Outcast: Second Contact keinesfalls vergleichen, trotz optischem Neuanstrich wirkt das Spiel heute einfach altbacken. Akzeptiert man Second Contact jedoch als das was es ist, nämlich als Remake eines 18 Jahre alten Spiels, an dem ein kleines Team gearbeitet hat, darf man sich dennoch über die visuelle Politur freuen, die vor allem in Außenbereichen eine recht gute Figur macht. Dort kommen die eingesetzten Lichtspiele sowie die üppige Vegetation und das kreative Artwork voll zur Geltung. Unschöner sieht es da in den kargen Innenräumen oder bei den klotzigen Charaktermodellen aus, die man in Dialogen immer wieder von nahem sieht. Auch das neu designte Intro-Video, das sich nun im Zeichentricksstil präsentiert,  hinterlässt keinen guten Eindruck, was vor allem daran liegt, dass sich das Team nicht die Mühe machte, darin die Lippen der sprechenden Charaktere zu animieren. Mit all diesen Makel lässt sich aber leben, da die oben angesprochenen Außenareale optisch einiges herausreißen. 

Die ursprünglich erschienene Version von Outcast: Second Contact, welche uns zunächst vorlag, litt  unter einem gewaltigen Problem: Die Steuerung war nahezu identisch zum Original, was nicht nur alles andere als zeitgemäß war, es war heutzutage einfach eine Zumutung, sie in dieser Form in einem neuen Titel zu implementieren. Unsere Spielfigur steuerte sich dadurch unglaublich träge und ungenau, Zielen im Kampf war nahezu unmöglich und nur durch die automatische Zielhilfe ein Stück weit auszugleichen. Und wer die Sprungtaste betätigte und dabei die Verzögerung von über einer Sekunde in Kauf nahm, konnte sich auch nicht sicher sein, wo er damit letztendlich landete. Mittlerweile haben die Entwickler glücklicherweise in Form von Updates nachgeholfen und die Steuerung spürbar verbessert. Unsere Spielfigur bewegt sich dadurch flüssiger und reagiert endlich genauer. An diversen Objekten bleibt man zwar nach wie vor  hängen und beißt sich manchmal die Zähne aus, Hindernisse zu überqueren, aber zumindest bewegt man sich nun weit angenehmer in Kämpfen und beim Erkunden.

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Dass man sich dazu entschieden hat, Musik und Sprachausgabe aus dem Original zu übernehmen, ist Fluch und Segen zugleich. Während der aufwändig aufgenommene Soundtrack auch heute noch wunderschön ist und zum besten gehört, was es im Videospielbereich gab und gibt, leiden die Sprachsamples an einem qualitativen Problem. Zwar sind sie, sowohl im Englischen als auch im Deutschen, überaus professionell aufgenommen und erfreuen deutschsprachige Fans beispielsweise durch das Mitwirken von Manfred Lehmann, der Synchronstimme von Bruce Willis, der die Titelfigur auf witzige Weise passend vertont, doch lagen die Dateien scheinbar nur noch in komprimierter Form vor, in welcher sie damals auf die 2 CD gepresst werden mussten. Was damals noch großartig klang, gibt es heute nur noch dumpf mit Rauschen im Hintergrund. Das ist äußerst schade, denn die Sprachaufnahmen haben unglaublich viel Charme und als Fan wünscht man sich nichts lieber, als diese auch im Remake zu hören. Glücklicherweise betrifft dieses Problem nicht die Musik, sobald aber gesprochen wird, was in Outcast: Second Contact relativ häufig vorkommt, ist der qualitative Unterschied stets zu hören.

Wer die technischen Macken, zu denen auch einige hässliche Bugs und eine leider kaum weiterentwickelte KI der Gegner gehören, irgendwie ausblenden kann, wird sich hoffentlich an dem, was Outcast: Second Contact tatsächlich ausmacht, erfreuen können. Story, Quests und Spielwelt sind nach wie vor klasse und regen zur Erkundung an. Unser Verhalten sorgt zudem dafür, wie die Aliens auf uns reagieren. Das gab es zwar schon im Original, im Remake können wir den Gemütszustand nun aber über den eingeblendeten Namen der Charaktere ablesen. Eine weitere sinnvolle Verbesserung umfasst nun ein integriertes Lexikon. Wir lernen im Laufe des Abenteuers nämlich eine neue Sprache kennen, oder zumindest einige Wörter daraus. Während man sich früher die Bedeutung merken musste, führt das Spiel nun automatisch Buch darüber, welche Bedeutung hinter den Termini steckt. 


Fazit

Es schmerzt, dass ein im Grunde großartiges Spiel, das seinerzeit auf mehrere Weise bahnbrechend war und das zum Remake einen solch schweren Weg hinter sich gelegt hat, nicht auf bessere Art wiederbelebt wurde. Während man über den ein oder anderen Patzer hinwegsehen kann und die rauschenden Sprachaufnahmen von damals zumindest damit zu entschuldigen sind, dass das Budget für Neuaufnahmen nicht gereicht hat, stößt die unzumutbare Steuerung auf völliges Unverständnis. Damit wird es "Outcast: Second Contact" schwer haben, neue Spieler zu begeistern, die mit dem Titel noch nie in Berührung kamen. Wer all das irgendwie ausblenden kann, wird zumindest im Kern ein nach wie vor wunderschönes Spiel erleben. 

Update: Mittlerweile hat Appeal einige Updates veröffentlicht, wodurch das Spiel an einigen Stellen einen Feinschliff erhielt. Das kommt vor allem der Steuerung zu Gute, die nun spürbar flüssiger und genauer ist als noch in der ursprünglichen Version. Warum nicht gleich so?

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