Bildnachweis: Ghost Games / Electronic Arts

Videospiel "Need for Speed: Payback" im Test

von Sebastian Stumbek

Story

"Payback" spielt in der Unterwelt von Fortune Valley. Nachdem deine Crew auseinandergerissen wurde, findet ihr wieder zusammen, um euch am "House" zu rächen – einem skrupellosen Kartell, das die Casinos, Kriminellen und Cops der Stadt beherrscht. In diesem korrupten Spielerparadies sind die Einsätze hoch, und das "House" gewinnt immer. Spiele eine Vielzahl von Events als Tyler, Mac und Jess. Verdiene dir den Respekt der Underground-Szene des Valley, um am ultimativen Rennen teilzunehmen und das House letzten Endes zu Fall zu bringen.

Kritik

Einst rühmte sich die Need for Speed-Serie mit unglaublicher Popularität, die Glanzzeiten der seit 1994 bestehenden Reihe sind jedoch schon seit einer Weile vorüber. Weder der gleichnamige Film von von 2014, noch das von Ghost Games entwickelte Reboot von 2015 konnten für Umschwung sorgen. Ghost Games und Publisher Electronic Arts wollen jedoch nicht aufgeben und präsentieren nun, nach zweijähriger Entwicklungsphase, den nächsten Serientitel: Need for Speed: Payback soll mit interessanten Ideen und Anlehnungen an die Fast & Furious-Filmreihe wieder für frischen Wind sorgen und die Fans glücklich stellen. Gelungen ist das Vorhaben jedoch nur teilweise.

Wie auch schon beim direkten Vorgänger geht es in Need for Speed: Payback in eine große offene Spielwelt, die sich diesmal Fortune Valley nennt und neben einer Stadt aus weitläufigen, ländlichen Gebieten darum besteht. Wir lernen zu Beginn eine dreiköpfige Crew kennen, welche wir während des Abenteuers abwechselnd steuern. Dazu gehören Tyler Morgan, Spezialist für temporeiche Rennen, der hippe Mac, der auf Offroad-Strecken und während Drifts zum Zuge kommt, sowie die toughe Jess, die als Fluchtwagenfahrerin und Kurier immer wieder mit der Polizei aneinander gerät. Im Grunde gehörte noch Lina Navarro (gespielt von Dominique Tipper aus der Serie The Expanse) zum Team, jedoch hat sie ihre Kollegen verraten und arbeitet nun an der Seite eines verbrecherischen Kartells gegen uns. Die drei müssen sich nun in der Rennszene behaupten, andere Crews mit ihren Leistungen für sich gewinnen, um so Rache zu nehmen. Originell ist die Idee nicht, was im Grunde verschmerzbar ist, immerhin handelt es sich um ein Rennspiel, und von einem solchen erwartet man gar nicht mehr. Dass die Autoren aber dennoch peinliche Dialoge und solch eindimensionale, auf besonders cool getrimmte Charaktere vorlegen, hätte nicht sein müssen. Aber das was beim Vorgänger von 2015 auch bereits nicht anders.

Neben Streetracing-, Offroad-, Drag- und Drift-Rennen gesellen sich noch einige Runner-Missionen hinzu, in welchen wir in kurzer Zeit Personen oder Waren transportieren müssen und es meist mit der Polizei zu tun bekommen. Das größte Highlight, und auch die interessanteste Neuerung in Payback, sind die Heist-Missionen, von welchen es leider nur eine handvoll im Game gibt, die dafür aber sehr filmreif und spektakulär in Szene gesetzt sind. Hier agiert man im Team und setzt diverse Coups um, was Filmen wie Fast & Furious sehr nahe kommt. Beispielsweise wollen wir dem Kartell einen sündhaft teuren Wagen stehlen, der in einem Truck auf dem Highway transportiert wird. Sobald der Truck uns bemerkt, erhöht er merklich das Tempo und wir müssen versuchen nah zu diesem aufzuschließen. Andere Wagen werden vom Truck von der Straße gedrängt und liegen nun brennend auf der Strecke, so dass wir in Höchstgeschwindigkeit ausweichen müssen. Auch kommen nun feindliche Fahrzeuge hinzu, die uns jagen und von der Fahrbahn drängen wollen, es wird gerammt was das Zeug hält und, als wäre Michael Bay als Berater zur Stelle gewesen, überschlagen sich die Wagen in Zeitplupe und fliegen uns um die Ohren. Das mag zwar sehr übertrieben sein, spaßig ist es aber allemal! Zu guter Letzt fahren wir wieder dicht zum Transporter auf, so dass Jess einen Sprung auf das Gefährt vollzieht und mit dem geklauten Wagen aus diesem herausbricht und sich nun selbst auf der Flucht befindet. Gern hätte man in Need for Speed: Payback noch mehr solcher Heists gesehen, immerhin sind sie das Aushängeschild des Games, mit dem es sich von anderen Racern abgrenzen kann.

Das eigentliche Problem von Need for Speed: Payback ist folgendes: Die meiste Zeit über befinden wir uns in der offenen Spielwelt, die grafisch zwar ganz nett anzuschauen ist, dafür aber sehr leer und steril daher kommt. Dem versuchen die Entwickler durch zahlreiche Collectables zwar entgegenzuwirken, spannend ist die Suche danach aber nicht wirklich. Zwischen den Rennen ist also immer viel Leerlauf, doch auch die Rennen selbst leiden unter erheblichen Problemen: Zum einen ist das Streckendesign sehr eintönig ausgefallen, zum anderen ist man für den Spielfortschritt mehr oder weniger gezwungen zu grinden, was bedeutet, dass man viele der ohnehin schon öden Strecken mehrmals wiederholen muss. Nur so sammelt man Belohnungen in Form von Karten, die per Zufallsgenerator eine Verbesserung für unseren Wagen mit sich bringen.

Das Tuning unserer Wagen ist in Need for Speed: Payback ist im Grunde wirklich gut ausgefallen, dem Spieler werden hier zahlreiche Möglichkeiten gegeben, sowohl optisch alles nach Wunsch anzupassen, als auch an der Leistung der Autos mächtig zu schrauben. Und auch das Karten-System für die Updates der Wagen ist gar keine schlechte Idee, eröffnet es immerhin zahlreiche Möglichkeiten und Boni, so dass sich hier viel tüfteln lässt. Um jedoch an die begehrten Karten zu kommen bleiben einem nur zwei Möglichkeiten, entweder man ist bereit, viel Zeit ins Grinden der immer gleichen Strecken zu stecken, oder aber man gibt im Ingame-Shop echtes Geld dafür aus. Micro-Transaktionen sind ohnehin derzeit ein heikles Thema, das in der Spielgemeinde alles andere als gut ankommt. Und gerade Electronic Arts richtet seine Spiele derzeit sehr spürbar in diese Richtung aus, was für viel Kritik und Unmut sorgt (betrifft aktuell auch das neue Star Wars: Battlefront II). Im Falle von Need for Speed: Payback trübt das System eben auch ein Stück weit den Spielspaß, da die repetitiven Inhalte nicht spannend genug sind, um über längere Zeit zum Sammeln der Tuning-Karten zu motivieren, diese jedoch einen zentralen Teil des Spiels ausmachen und durchaus begehrenswert sind, um in Payback in der Tuning-Werkstatt Freude zu haben. Das Spiel wird man aufgrund des nicht allzu hohen Schwierigkeitsgrads zwar trotzdem ohne ellenlanges Grinding absolvieren können, jedoch darf man aus Spielersicht ruhig von einer schlechten Designentscheidung sprechen, wenn es einen eher abschreckt, weitere Zeit als nöti  in das Game zu stecken.

Ein Feature, das tatsächlich wirklich interessant ist und viel Tuning erfordert, ist die Suche nach Autowracks. Die Collectables sind, wie eingangs erwähnt, kaum der Rede wert, in der Welt von Payback sind jedoch 5 geschrottete Wagen und ihre Teile versteckt. Finden wir sie, können wir die Wagen in unserer Garage reparieren und aufmotzen. Mehr noch als bei unseren anderen Fahrzeugen, lassen sich hier wahre Traumwagen basteln. Die Suche nach ihnen ist den Zeitaufwand also durchaus wert. 

Als Arcade-Racer nahmen es die Need for Speed-Spiele noch nie so genau mit der Fahrphysik, Geschwindigkeit und Spaß sollen hier im Vordergrund stehen. In Payback fühlt sich das Fahrverhalten der Wagen dennoch recht gut und griffig an und funktioniert damit ein wenig besser als noch beim Vorgänger. Rennen gegen die KI machen so gesehen also durchaus Spaß.


Fazit

"Need for Speed: Payback" kommt mit einigen tollen Ideen daher, allen voran die Heist-Missionen wissen zu begeistern und an die "Fast & Furious"-Filme zu erinnern. Auch das Tuning fällt sehr umfangreich aus und erlaubt Hobbybastlern viele Möglichkeiten. Dennoch enttäuscht "Payback" mit einigen ungeschickten Designentscheidungen, die den Spaß trüben. Die offene Spielwelt ist insgesamt leer und langweilig, das Streckendesign fällt ebenfalls wenig aufregend aus und der Zwang zum Grinding immer gleicher Strecken, um an Geld und Tuning-Cards zu kommen, ist ärgerlich. Einige Stunden Spaß kann man mit "Need for Speed: Payback" zwar durchaus haben, denn im Kern steckt hier kein schlechter Titel, die Möglichkeiten zu weitaus mehr sind jedoch nicht ausgeschöpft worden.

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