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Videospiel "Jagged Alliance 3" im Test

siBBe

Von siBBe in Videospiel "Jagged Alliance 3" im Test

Videospiel "Jagged Alliance 3" im Test Bildnachweis: Haemimont Games / THQ Nordic

Story

Grand Chien, eine Nation mit ergiebigen Rohstoffvorkommen und tiefen politischen Klüften, wird ins Chaos gestürzt, als der gewählte Präsident verschwindet und die paramilitärische "Legion" die Kontrolle übernimmt. Nun hat die Familie des Präsidenten ihre gesamten Ressourcen - darunter eine Übereinkunft mit der mächtigen Adonis-Gesellschaft - zusammengelegt, um eine Gruppe erfahrener Söldner anzuheuern. Sie sollen den Präsidenten finden und die Ordnung im Land wiederherstellen. 

Kritik

Jagged Alliance 2 aus dem Jahr 1999 hat einen festen Platz im Herzen vieler Spieler. Rundenbasierte taktische Gefechte trafen hier auf smart verknüpfte Rollenspiel-Elemente und ergaben einen höchst spannenden Mix, der über zahlreiche Stunden hinweg fesselte. Seitdem wurde des Öfteren versucht, den Genre-Klassiker aus dem Hause Sir-Tech in der ein oder anderen Form wiederzubeleben, was jedoch nie in zufriedenstellender Qualität geklappt hat. Zumindest bis jetzt, denn Haemimont Games und Publisher THQ Nordic ist nach 24 Jahren mit Jagged Alliance 3 endlich ein würdiger Nachfolger gelungen, an welchem sogar Ian Currie, der Schöpfer der beiden Vorgänger, mitgewirkt hat. Im Sommer ist das Game bereits für den PC erschienen, nun fand es auch endlich seinen Weg auf Playstation und Xbox.

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Es geht in den fiktiven afrikanischen Staat Grand Chien, in welchem der Präsident von einer paramilitärischen Organisation entführt wurde und weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle gerieten. Wir übernehmen die Rolle einer Gruppe angeheuerter Söldner, die wieder für Ordnung sorgen und den Mann befreien sollen. Was zunächst nach einer simplen Aufgabe klingt, wird im weiteren Verlauf jedoch immer komplexer, da weitere Parteien politisch und militärisch mitmischen und wir dabei immer wieder zwischen die Fronten geraten. Dabei kommt es auch zu manchen überraschenden Entwicklungen, die immer wieder Schwung ins Geschehen bringen. Insofern leistet Jagged Alliance 3 erzählerisch schon mal gute Arbeit, auch wenn die Präsentation all dessen, ganz wie schon damals eher schmucklos bleibt. Oldschool eben. 

Bevor es aber ins Einsatzgebiet geht, stellen wir zunächst einmal unseren ersten Trupp zusammen. Das geschieht ganz retro wie einst im Vorgänger am in die Jahre gekommenen Computer, über den wir diverse Webseiten aufrufen und Anrufe tätigen. Beim IMP absolvieren wir beispielsweise einen Persönlichkeitstest über diverse Multiple Choice Fragen, um unseren eigenen Charakter zu erstellen. Danach geht es über die Datenbank von AIM darum, das restliche Team zu rekrutieren. Die zur Verfügung stehenden Söldner sind je nach Erfahrung in vier Kategorien eingeteilt (Rekrut, Veteran, Elite und Legendär) und unterscheiden sich nicht nur in ihren Werten, sondern auch in ihrer Persönlichkeit. Einige haben besondere Attitüden, andere möchten mit bestimmten Kollegen nicht zusammenarbeiten. Wer Profis mit guter Treffsicherheit, hohem medizinischen Verständnis oder viel Beweglichkeit haben will, muss dementsprechend tiefer in die Taschen greifen. So oder so sind die begleitenden Kommentare der Mitstreiter auf dem Schlachtfeld wie gewohnt ein kleines Highlight, wenn man die stereotype Darstellung, die an 80er Kino angelehnt ist, sympathisch findet.  

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In der Satellitenansicht, die das Land in quadratische Sektoren unterteilt, rücken wir schließlich mit dem Team vor und weisen ihnen den nächsten Einsatzort zu. Dort eingetroffen, schaltet das Spiel ins eigentliche Geschehen um und lässt uns das jeweilige Gebiet in Echtzeit aus der Iso-Perspektive erkunden. Man trifft auf NPCs, mit denen man sich unterhalten kann, findet nützliche Beute, verfolgt Quests und trifft natürlich auch immer wieder auf den Feind. Wird man entdeckt (anpirschen ist leider kaum möglich) oder eröffnet selbst das Feuer, geht es in den rundenbasierten Modus über, bei dem jeder aus dem eigenen Team nach und nach zum Zug kommt, bis danach der Gegner an der Reihe ist. Dabei gilt es wie in einem XCOM oder Baldur's Gate 3 die jeweils verfügbaren Aktionspunkte einer Figur im Auge zu behalten, die für jeden Befehl aufgewendet werden. So will genau geplant sein, wer sich wohin genau bewegt, in Deckung geht, eine Granate wirft, Wunden versorgt, mit seiner Waffe einen schnellen oder konzentrierten Schuss abgibt oder viele weitere Dinge ausführt. Hier entwickelt Jagged Alliance 3 seine größte Spannung und erfordert strategisches Vorgehen, da es der Schwierigkeitsgrad gewaltig in sich hat. Denn die Gegner verhalten sich recht clever und sind oftmals in der Überzahl, sodass Fehler üble Folgen haben können. 

Zudem sind Erfolge nicht unbedingt von Dauer, da einst erobertes Terrain später wieder in gegnerische Hände fallen kann, wenn man die vorrückenden Trupps nicht aufhält. Das tut man entweder mit seiner eigenen Gruppe oder bildet die örtliche Miliz aus, die sich selbstständig um die Verteidigung kümmert. Dafür benötigt man jedoch Zeit, die in Jagged Alliance 3 immer kostbar ist. Denn auch die eigenen Söldner wollen mit der Zeit trainiert werden, benötigen medizinische Versorgung, müssen sich um die Wartung der Ausrüstung kümmern oder möchten auch mal komplett abschalten. Und dann ist da natürlich noch die Sache mit dem Geld, das ebenfalls beschafft werden muss, um alle laufenden Kosten zu decken. Daher ist auch außerhalb des Schlachtfelds stets Planung von Nöten, um all die verschiedenen Herausforderungen zu meistern. Es herrscht permanenter Druck, der spannend, aber auch ermüdend sein kann. 

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Insgesamt ist Jagged Alliance 3 ein gelungenes Taktikspiel für Freunde des Genres, das herausfordernd und komplex gestaltet ist und mit einem enormen Umfang punktet. Natürlich muss man aber Lust darauf haben, sich in all die Mechaniken erst einmal hineinzufuchsen, was einiges an Arbeit und Zeit erfordert und Spieler ebenso abschrecken kann, da die Tutorials nicht unbedingt eingängig ausfallen. Auch der Retro-Ansatz, der bei manchen Spielern gewiss für Nostalgie und Freude sorgen wird, kann bei anderen den Spaß bremsen. Das fängt schon beim sperrigen Oldschool-Benutzer-Interface abseits der Einsätze an und zieht sich bis zum mühsamen Menü-Management – generell ist die gesamte Präsentation (wie bereits oben angeschnitten) ziemlich unaufregend und nicht immer auf der Höhe der Zeit. Und auch die überfrachtete und etwas fummelig geratene Steuerung braucht einiges an Eingewöhnung. Diese wurde zwar durchaus ordentlich vom PC aufs Gamepad übertragen, ist aber lange nicht so griffig wie bei den bereits erwähnten Vergleichstiteln.

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Technisch lief es auf der getesteten PS5 in der Pre-Release-Version auch nicht ganz rund: Im Grafikmodus ist die reduzierte Framerate in Form von stotterndem Bild spürbar, während das Game im Leistungsmodus zwar schön flüssig lief, es dafür aber gelegentlich zu flackernden Bildstörungen kam. Und auch das Savegame wurde einmal zerschossen und konnte aufgrund eines Fehlers nicht mehr geladen werden. Kann sich bis zum Release natürlich aber alles ändern. Ansonsten sieht Jagged Alliance 3 optisch ganz ordentlich aus, was es vor allem seinen detailreich gestalteten Umgebungen zu verdanken hat. Einen Grafikkracher sollte man aber dennoch nicht erwarten.


Fazit

Taktikfreunde bekommen mit "Jagged Alliance 3" endlich einen Nachfolger, der dem 24 Jahre alten Klassiker sehr nahekommt. Wer hier einsteigt und sich Zeit nimmt, wird die gebotene Komplexität zu schätzen wissen und über zahlreiche Stunden hinweg spannende Gefechte mit vielen Möglichkeiten erleben. Den Retro-Anstrich muss man allerdings auch mögen, da nicht alles am Spiel zeitgemäß ist, was sich vor allem in der Präsentation und der Bedienbarkeit bemerkbar macht. 

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