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Videospiel "Iron Harvest" im Test

OnealRedux

Von OnealRedux in Videospiel "Iron Harvest" im Test

Videospiel "Iron Harvest" im Test Bildnachweis: © KING Art Games, Deep Silver, Koch Media

Echtzeit-Strategie-Fans mussten in den letzten Jahren – abgesehen von Remakes und Remaster-Versionen (wie dieses Jahr noch Age of Empires 3) – wirklich stark leiden. Ein ganzes Genre, welches ehemals den PC anführte, scheint in Vergessenheit geraten zu sein. Allerdings nicht gänzlich: Dank einer erfolgreichen Kickstarter Kampagne, viel Gespür für taktische Gefechte und dem Kern des Genres von King Art Games, sowie der Unterstützung von Deep Silver, dürfte Iron Harvest das Beste sein, welches Fans seit Jahren in die Hände bekommen können. Dies hat auch einen simplen Grund: Denn neben des herausragenden wie frischen Settings des Jahres 1920+, bietet Iron Harvest eine 3teilige Kampagne, die mit hervorragenden Geschichten und jeder Menge Abwechslung punktet. Und am Ende kämpfen wir natürlich auch mit Mechs, die nicht nur ordentlich austeilen können, sondern dabei auch unverschämt gut aussehen. Wir haben uns einmal in die Schlacht gestürzt und kämpfen an der Seite von Polania, Rusviet und dem sächsischen Imperium um die Vorherschafft in Europa. Iron Harvest selbst ist indes seit dem 01.09.2020 im Handel für den PC erhältlich (die PS4 sowie Xbox One Versionen sollen Ende des Jahres folgen).

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Story

Tradition steht im Konflikt mit wissenschaftlichem und technologischem Fortschritt, während Europa sich noch immer von den brutalen Schlachten des Weltkriegs erholt. Städte werden wieder aufgebaut und auf dem Land beginnt die Ära von Iron Harvest. Landwirte haben die Überreste majestätischer mechanischer Läufer entdeckt, die auf den Schlachtfeldern des Großen Kriegs für Tod und Zerstörung gesorgt haben.  Inmitten dieses Chaos manifestiert sich eine neue Gefahr, die das Überleben von ganz Europa bedroht. Geheime Kräfte setzen alles daran, ganze Länder zu destabilisieren, um die Welt erneut brennen zu sehen und sie endlich unter ihre Kontrolle zu bringen.

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Kritik

Das Besondere an Iron Harvest ist natürlich in erster Linie sein unverbrauchtes und gut erzähltes Setting: Während der erste Weltkrieg gerade erst sein Ende gefunden hat – und mit riesigen wie technisch ausgefeilten Mechs ausgetragen wurde – scheint der Frieden zwischen Polania, Rusviet und dem sächsischen Imperium brüchig. Genau hier setzt Iron Harvest mit seinem 1920+ Setting an und liefert uns drei große Kampagnen, die mit eigenen Helden aufwarten können, die immer wieder aufeinandertreffen. Dabei gelingt es KING Art Games mit einer simplen Schneeballschlacht – wo wir die kleine und spätere Scharfschützin Anna kennenlernen – uns die Grundmechaniken des Spiels mit Deckung und Angriff zu zeigen. Doch wer jetzt glaubt, danach geht es recht einfach von statten, wird schnell eines anderen belehrt: Iron Harvest offenbart uns eine Geschichte, die nicht nur sehr gut erzählt wird, sondern auch hervorragend geschrieben und vertont wurde. Egal ob vorgerenderte Actionsequenzen, lange Kamerafahrten in direkter Spielegrafik oder Dialogszenen: Immer wieder gibt es etwas zu entdecken, viel Abwechslung und eben eine Story, die bis zuletzt fesseln kann. 

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Überhaupt ist die Geschichte ganz klar das Zugpferd von Iron Harvest: So bekommen wir beispielsweise den Zaren zu sehen und Rasputin, während unsere Helden immer wieder vor neuen Konflikten und Herausforderungen stehen. Abwechslung ist indes das richtige Stichwort: Denn die Solokampagne strotzt nur so vor tollen Ideen und jeder Menge Überraschungen. Mal müssen wir an der Front kämpfen, dann hinter feindlichen Linien, müssen aus einem Gefängnis ausbrechen, Stellungen sabotieren, Basen errichten, Verteidigungsmissionen absolvieren oder beispielsweise ein großes Zuggeschütz begleiten. Die schnellen Strategiewechsel und Änderungen der Situationen, tragen hier viel dazu bei, dass sich alle Missionen – auch dank der grandiosen Inszenierung – wie aus einem Guss anfühlen und niemals wirklich Langeweile aufkommt. Ein großes Problem gibt es dann aber doch: So viel Spaß es auch macht die drei verschiedenen Kampagnen zu entdecken, viel spielerische Abwechslungen bekommen wir bei den diversen Fraktionen leider nicht. So gestaltet sich der Basisbau immer gleich und auch die Einheiten selbst, haben nur kleinere spielerische Unterschiede, die sich taktisch nicht so sehr bemerkbar machen (einzig in der Anzahl der Mechs zum Beispiel).

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Dafür kann das Kampfsystem von Iron Harvest auf jeden Fall überzeugen, auch wenn wir in strategischen Fragen weit von einem Genre-Meisterwerk wie Company of Heroes entfernt sind. Was zählt, sind hier die taktischen Feinheiten: So kämpfen wir mit Soldaten und Mechs – welche wir auf der Karte auch erobern und reparieren können – gegen unsere Feinde und müssen währenddessen unsere Ressourcen im Blick behalten, unsere Basis aufbauen und natürlich für Verteidigung sorgen. Letzteres können wir mit Geschützen, Bunkern, Stacheldraht, Mienen oder Sandsäcken leisten, sodass wir immer wieder gut auf Angriffe und verschiedene Situationen reagieren können. Haben wir allerdings unser Einheitenlimit erreicht, haben wir irgendwann so viele Ressourcen, sodass ein Scheitern fast unmöglich erscheint. Wichtig sind indes vor allem unsere Helden mit ihren Spezialfähigkeiten sowie unsere Pioniere, die wir für die Reparatur brauchen. Doch auch andere Einheiten können durch das aufsammeln von Granaten oder Panzerabwehr, immer wieder Kampfentscheidend werden.

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Die Kämpfe selbst sind unterdessen eher Genre-Konvention: Gebiet für Gebiet erobern, Schlüsselpositionen mit Ressourcen einnehmen, Basis ausbauen und dann das Deckungssystem für den Kampf nutzen. Die Deckung selbst funktioniert indes sehr gut, ist aber weit davon entfernt wirklich raffiniert zu sein. Insgesamt funktioniert das Schlachtensystem, auch dank Erfahrungspunkten (die leider in jeder Mission bei 0 beginnen) und Spezialfähigkeiten für taktische Raffinesse aber sehr gut. Dies liegt auch vor allem daran, dass uns die Mechs im Kampf sehr gut begleiten und immer wieder für Überraschungen gut sind. Reparieren, ausbauen, Schwachpunkte finden und eben ein ausgeklügeltes Schere-Stein-Papier-System sorgen dafür, dass sich die Gefechte immer wieder spannend und kurzweilig anfühlen. Zudem können wir in hektischen Momenten auch kurz Pause machen und Befehlsketten verteilen. Am Ende kracht es dann an jeder Ecke, während unsere Flammenwerfer den Feuertod bringen, die Feldkanonen aus der Entfernung mit Mechs kurzen Prozess machen und unsere riesigen Kampfmaschinen das Feld räumen. Unterhaltung garantiert.

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Dies liegt auch an der tollen Inszenierung von Iron Harvest: Explosionen sehen nicht nur fantastisch aus, auch Teile von zerstörten Mechs und Stellungen schwirren uns durch die Luft, während die hervorragend animierten Mechs durch die Szenerie stampfen. Gerade ihre Bewegungen und Details machen dabei besonders Spaß. Und auch die Grafik selbst, die  keineswegs perfekt ist, bietet eine tolle spielerische Grundlage für die Kampagne und die Gefechte, sodass es wenig zu meckern gibt. Ganz anders als beim Umfang: Zwar haben wir drei tolle Kampagnen, doch abseits davon, gibt es nur 3 Herausforderungs-Karten und insgesamt nur 6 Multiplayer Karten, die nur wenig Modis bieten. Selbst Capture the Flag hat nur eine kleine Auswahl, sodass die beispielsweise 2 gegen 2 oder 3 gegen 3 Kämpfe – die auch mit der KI bestritten werden können – schnell an Abwechslung verlieren. Die veröffentlichte Roadmap von insgesamt fünf Wochen im September, bringt hier eher nur Ernüchterung statt Hoffnung. Zwar machen mehr Karten und ein gelieferter (und eigentlich bei Start versprochener) Koop Modus Lust auf Mehr, doch man hätte sich diese Inhalte schon zum Start gewünscht.

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Fazit

Trotz kleinerer Schwächen ist Iron Harvest unbestritten eine richtiger Messias im RTS-Genre: Lange mussten Fans auf Neues warten und/oder wurden enttäuscht. Iron Harvest dagegen liefert nicht nur die versprochenen taktischen intensiven Kämpfe, sondern bietet zudem ein grandioses erfrischendes Setting, eine tolle Geschichte, drei abwechslungsreiche Kampagnen und jede Menge Action, sodass Fans voll auf ihre Kosten kommen. Schade ist hingegen, dass gerade der Multiplayer eher spärlich behandelt wurde bzw. aktuell noch wird. Freunde von gelungenen Singleplayer-Spielen können aber beherzt zugreifen und bekommen eines der besten Spiele des Genres serviert.

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