{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Videospiel "GhostWire: Tokyo" im Test

siBBe

Von siBBe in Videospiel "GhostWire: Tokyo" im Test

Videospiel "GhostWire: Tokyo" im Test Bildnachweis: © Tango Gameworks / Bethesda Softworks

Story

In "Ghostwire: Tokyo" befindet sich Tokio in den Fängen von tödlichen übernatürlichen Kräften und ist in einen giftigen Nebel gehüllt, der dazu geführt hat, dass die Einwohner:innen Tokios einfach verschwunden sind. In diesem Action-Adventure müssen sich Spieler:innen als Akito mit dem geisterhaften Ermittler KK zusammentun und die mystischen Künste des Ätherischen Webens meistern, um den diabolischen Hannya zu besiegen, der mit seinen Anhängern, den „Besuchern“, Tokio heimsucht. Diese übernatürlichen Wesen durchstreifen die Welt von Ghostwire und erschaffen eine außergewöhnliche Atmosphäre – ein Liebesbrief an Tokio, seine Kuriositäten und Geheimnisse.

Kritik

Knapp fünf Jahre nach dem Horror-Hit The Evil Within 2 meldet sich Tango Gameworks endlich mit einem neuen Videospiel zurück. Lange war dabei unklar, worum es sich bei GhostWire: Tokyo eigentlich handeln würde, denn das vorab gezeigte Promomaterial wirkte doch sehr abgefahren. Neugierig machte es aber auch und versprach eine angenehm kreative Frische auf dem Markt. Auch wenn Microsoft mittlerweile Bethesda, zu denen das Entwicklerstudio ebenfalls gehört, aufgekauft hat, erscheint das Game aufgrund damals abgeschlossener Deals zunächst nur für PC und konsolenexklusiv für die Playstation 5. Wir haben uns auf letztgenanntem System auf Geisterjagd begeben.

Image title

Die Idee hinter GhostWire: Tokyo ist ziemlich cool: In der japanischen Millionenmetropole breitet sich ein mysteriöser Nebel aus und lässt alle Einwohner ganz plötzlich verschwinden. Übrig bleibt nur Hauptcharakter Akito, der sich zusammen mit einem in seinem Körper eingenisteten Geist mit Namen KK auf die Suche nach Antworten begibt. Zusammen stellen sie sich den nun überall herumlungernden Gespenstern der Stadt und einem maskierten Mann, der für all das Übel verantwortlich zu sein scheint. 

Die visuelle Gestaltung des weitläufigen Schauplatzes ist dabei auch gleich die größte Stärke des Spiels: Tokio bei Nacht mit seinen neonfarbenen Leuchtreklamen, den schicken Spiegelungen und den vielen liebevollen Details an jeder Ecke ist eine echte Augenweide und eine Liebeserklärung an die Stadt. Wer sich für japanische Kultur und Architektur interessiert, wird daran seine wahre Freude haben. Damit gelingt den Entwicklern direkt von Beginn an ein höchst atmosphärischer Einstieg, der die geheimnisvolle Story stimmungsvoll unterstreicht. Durch die verlassenen Straßen zu laufen, in denen wenige Augenblicke zuvor noch das Leben tobte, hat etwas höchst Faszinierendes und weckt geradezu die Lust beim Spieler, sich überall ausgiebig umzuschauen. Das passende Setting für ein spannendes Abenteuer ist also gesetzt. Dass dieser Schauplatz aber auch eine Kehrseite hat, darauf kommen wir gleich noch zu sprechen.

Image title

In First Person-Perspective bewegen wir uns durch die Stadt und erfüllen dabei, ganz wie man es von Open World-Games kennt, allerlei Haupt- und Nebenaufgaben. Die Storykampagne zeigt sich erzählerisch durchaus solide und punktet mit einem interessanten Hauptcharakter-Duo (vereint in einem Körper), das das Geschehen sympathisch und teilweise auch humorvoll kommentiert. Auch wenn das Drehbuch keine Preise gewinnen wird, dürfte die Story bis zum Ende hin für ordentliche Unterhaltung sorgen. Überraschend ist hier aber, dass das Finale schon nach knapp 12 Stunden erreicht werden kann, was für Open World-Games doch merklich kurz ist. Natürlich lässt sich die Spielzeit abseits des Hauptpfads mit weiteren Tätigkeiten noch reichlich strecken, dennoch ist das Abenteuer im Vergleich zu Genrekollegen ziemlich kompakt ausgefallen. Daher ist besonders interessant, was GhostWire: Tokyo sonst noch an Inhalten bietet, um Spieler zu beschäftigen.

Grundsätzlich gibt es auch in GhostWire: Tokyo einiges zu tun. Beispielsweise Torii-Schreine reinigen, um damit den tödlichen Nebel zu vertreiben, der den Zugang zu weiteren Teilen der Stadt versperrt, diverse Nebenaufgaben für ruhelose Geister erfüllen oder allerlei verstreute Sachen aufsammeln. Unsere Map ist schon bald mit unzähligen Icons übersät, die es abzuarbeiten gilt. Wer gerade ein hervorragendes Game wie Elden Ring gespielt hat und somit erlebt hat, wie man mit den richtigen Designentscheidungen eine aufregende offene Spielwelt schaffen kann, die einem alle Freiheiten gibt, ohne einem formelhaften Aufbau zu folgen, wird bei GhostWire: Tokyo leider wieder mit dem Gegenteil konfrontiert. Das Abarbeiten von Aufgaben fühlt sich so nach reiner Beschäftigungstherapie an und wird durch seine Redundanz schnell eintönig.

Image title

Am unterhaltsamsten sind hier noch die Nebenaufgaben, die spielerisch zwar einfach gestrickt und auch sehr schnell erledigt sind, dafür aber von netten kleinen Geschichten begleitet werden, die mal schräg und witzig sein können (z. B. Klopapier für einen Geist besorgen), dann aber auch schon mal ernste Töne anschlagen. Echte Tiefe mag hier zwar nicht aufkommen, kurzweilig ist das Ganze aber durchaus. Belohnt wird man mit Erfahrungspunkten (zum Freischalten von Fähigkeiten) und Geld (zum Einkaufen diverser Hilfsgegenstände), um den Spielcharakter optimal auszustatten. Da der Schwierigkeitsgrad (im Test lief das Spiel auf "Normal) aber ohnehin nicht sehr hoch ist, ist das Ganze eher optional anzusehen.

Darüber hinaus aber ist den Entwicklern nicht mehr viel Nennenswertes eingefallen, um die Stadt mit Leben zu füllen. So wahnsinnig hübsch Tokio anzuschauen ist und so atmosphärisch der Spaziergang dadurch auch ausfällt, es bleibt bei einer sterilen Kulisse, die nicht sehr viel hergibt. Denn die meisten Gebäude lassen sich gar nicht betreten (es sei denn eine Mission sieht das vor), während die Straßen bis auf ein paar herumstreunende Geister oder zu streichelnde Shiba Inus völlig leer sind. Das Erkunden lohnt sich also kaum, meist folgt man einfach den Wegpunkten zum nächsten Questziel. Ob der Open World-Ansatz für dieses Spiel dann der richtige Ansatz war?

Image title

Nun mögen Geschmäcker verschieden sein, inwieweit man Spaß mit dem einfachen Angebot an Tätigkeiten hat, muss jeder selbst für sich beurteilen. Originelles Gamedesign geht aber definitiv anders. Und die ganze Stadt einfach mit Sammelkram zuzuballern, zeugt auch nicht gerade von Einfallsreichtum. Wer nicht genug von Japan kriegen kann, wird sich an der damit verbundenen Vertiefung von Insiderwissen vielleicht ein wenig erfreuen, ansonsten bringt das Sammeln nicht viel. 

Das Kampfsystem sorgt auch ein wenig für gemischte Gefühle. Dass man hier Zaubersprüche abfeuert, ist grundsätzlich eine sehr nette Idee, das hat man zumindest nicht sehr oft gesehen. Schaut richtig gut aus und fühlt sich angenehm wuchtig an, wenn man Wind-, Feuer und Wassergeschosse aus seinen Fingern auf kopflose Schulmädchen oder Slender Men mit Regenschirm schleudert. Sind diese ausreichend verwundet, reißt man ihnen in einer coolen Animation per magischem Band den Kern heraus, um sie endgültig zu vernichten. Darüber hinaus steht uns auch ein Bogen als konventionelle Waffe zur Verfügung, den man für lautlose Angriffe aus dem Hinterhalt nutzen kann. Oder auch magische Talismane, die man zur Ablenkung verwenden kann, zum Verstecken oder zum Paralysieren von Feinden.

Image title

Daraus ergeben sich insgesamt eigentlich sehr spaßige Gefechte. Das Problem ist aber, dass sie sich in ihrem Ablauf immerzu wiederholen und bis auf (durchaus schön inszenierte) Bossbattles kaum noch Varianz anbieten. Es bleibt lediglich bei den drei oben genannten Zaubersprüchen, mehr gibt es in GhostWire: Tokyo einfach nicht. Taktisch vorgehen braucht man in Kämpfen auch nicht, man feuert einfach das ab, was man gerade aufgeladen hat. Und auch das abgefahren gestaltete Gegneraufgebot bleibt quantitativ ebenfalls sehr überschaubar. Schade, dass man daraus nicht mehr gemacht hat, denn das Fundament fällt sehr stimmig aus.

Nur damit es zu keinem Missverständnis kommt: GhostWire: Tokyo ist kein Horrorspiel, auch wenn man das bei den Entwicklern zunächst vielleicht annehmen würde. Zwar treffen wir auf so manch groteske Gestalten, doch um Grusel geht es dem Spiel gar nicht, sondern um Mystery und Thrill. Auch ist das Game völlig blutarm, besiegte Gegner werden einfach pulverisiert. Ein gänzlich anderer Weg also, als man ihn noch mit dem finsteren The Evil Within eingeschlagen hat.

Image title

Loben darf man übrigens den guten technischen Zustand. Weder sind irgendwelche Bugs aufgefallen, noch kam es zu Schwierigkeiten mit der Performance. GhostWire: Tokyo läuft auf der PS5 durchwegs wirklich sauber. Auch richtig toll ist die Einbindung des DualSense-Controllers, der vom einfachen Regentropfen bis hin zur Explosion ein glaubhaftes Feeling an den Spieler weitergibt. Und dass die Synchronisation äußerst gelungen ist (Deutsch und Japanisch wurden im Test ausprobiert), weiß ebenfalls zu gefallen.


Fazit

"GhostWire: Tokyo" ist ein Spiel mit vielen tollen Ansätzen: Der Schauplatz sieht wunderschön aus und weiß atmosphärisch zu packen, das Artdesign ist kreativ, die Story fällt unterhaltsam aus und das Kämpfen mit Zaubern macht auch richtig Laune. Dafür ist die offene Spielwelt aber mit sehr generischen Inhalten gefüllt, was dazu führt, dass das Spiel im Laufe der Zeit immer monotoner wird. Spaßig ist der Ausflug nach Japan trotzdem, wer Interesse daran hat, sollte ruhig mal hineinschauen. Allerdings hätte das Entwicklerteam an mehreren Stellen noch deutlich mehr daraus machen können. 

Wird geladen...