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Videospiel "Far Cry 6" im Test

von Sebastian Stumbek

Story

Antón Castillo kam mit dem Versprechen an die Macht, dem einst wohlhabenden Land Yara zu seinem früheren Glanz zurück zu verhelfen und ist fest entschlossen, seine Vision eines Paradieses umzusetzen. Koste es, was es wolle. Mit seinem 13-jährigen Sohn Diego an seiner Seite hält Antón die Zukunft Yaras fest in seiner Hand. In Far Cry 6 tauchen die Spieler in die chaotische Welt einer von Adrenalin getriebenen, modernen Guerilla-Revolution ein. Sie spielen Dani Rojas. Dani wurde auf Yara geboren und von dem Chaos der Ereignisse mitgerissen. Die Spieler legen sich in intensiven Kämpfen im dichten Dschungel und dichtbesiedelten Städten mit Antóns Regime an. In diesem Kampf muss das benutzt werden, was sich finden lässt, Improvisation ist hier gefragt. Spieler erhalten ein Arsenal von einzigartigen und neuen Waffen, Fahrzeugen und tierischen Gefährten (den sogenannten Amigos), um die Revolutionäre zu vereinen, die das tyrannische Regime dem Erdboden gleichmachen sollen.

Kritik

Dreieinhalb Jahre nach dem Kampf gegen eine fanatische Weltuntergangssekte in Far Cry 5 geht die beliebte Open World-Shooter-Reihe nun in die sechste Runde. In Far Cry 6 verschlägt es uns nun auf den fiktiven Inselstaat Yara in der Karibik, das unter der Herrschaft eines skrupellosen Diktators leidet. Als Guerillakämpfer(in) Dani Rojas (wahlweise weiblich oder männlich) gilt es nun eine Revolution anzuzetteln, um die Freiheit für die Heimat zurückzuerlangen. Und wer die Games aus dem Hause Ubisoft kennt, weiß, dass dazu eine Menge Arbeit nötig ist.

Wer bereits mit einem Far Cry aus den letzten Jahren vertraut ist, weiß im Grunde schon ganz genau, was ihn in Teil 6 erwartet: Ein riesiger Schauplatz, aufgeteilt in drei Bereiche, will von uns erkundet und erobert werden. Darauf gilt es haufenweise Haupt- und Nebenmissionen zu erfüllen, um so immer mehr Freiheitskämpfer auf seine Seite zu ziehen und die Kontrolle über die Region zu gewinnen. Dabei wollen auch zahlreiche militärische Checkpoints und Camps eingenommen sowie feindliche Anlagen zerstört werden, während uns das Spiel mit etlichen optionalen Inhalten zuballert (Schatzsuchen, Jagd auf einzigartige Tiere, Angeln, auffindbare Collectables, Hahnenkämpfe im Mortal Kombat-Style uvm.). Far Cry 6 macht also im Grunde nicht sehr viel anders als vorige Serientitel. Wer damit also schon damals keinen Spaß hatte oder davon gesättigt ist, wird sich wohl auch an Far Cry 6 schwertun.

Und das ist wohl auch das größte Problem an diesem Spiel, das für sich genommen eigentlich ganz gut ist, es nur eben schwer haben wird, längst genervte Spieler für sich zu gewinnen. Spieler, die sich von Far Cry etwas gänzlich Neues gewünscht haben statt der ständig wiederholten Anwendung der gängigen Ubi-Formel. Hier macht es sich der Entwickler dann doch etwas zu leicht, doch solange sich das Game millionenfach verkauft, ist auch ein Stück weit nachvollziehbar, warum man daran festhält.

Blendet man fehlende Innovationen einmal aus, so erwartet einen wieder ein actiongeladenes Abenteuer, in das man sich allein oder im Koop unzählige Stunden verlieren kann. Wer Lust auf große Ballerorgien hat, kommt dabei voll auf seine Kosten, denn das Gunplay fällt äußerst stimmig aus und lässt sich sauber steuern. Natürlich kann man auch leise vorgehen, Gegner heimlich ausschalten und somit Alarme vermeiden. Jeder ganz wie er mag. Die KI mag nicht die Allerbeste sein, erfüllt aber immerhin ihren Zweck, um spaßige Scharmützel zu erlauben. Von einem Desaster wie Cyberpunk 2077 ist man also weit entfernt.

Und auch das breite Waffenarsenal lädt zum Ausprobieren ein und weiß mit vielen Modifikationen zu gefallen, denn so lässt sich unser Equipment voll nach unseren Wünschen anpassen. Pistolen mit Brandmunition? Ein Bogen mit Giftpfeilen? Oder explosive Munition für die Shotgun? Alles kein Problem. Überall in der Welt sind besondere Waffen und Mods auffindbar, ebenso Ressourcen, mit denen wir z. B. Upgrades an unserem Supremo vornehmen. Dabei handelt es sich um einen speziellen Rucksack, den wir als eine Art Wunderwaffe im Kampf einsetzen können. Beispielsweise feuern wir damit Raketen auf anrückende Panzer oder Hubschrauber ab, lösen einen EMP-Empuls aus oder erzeugen eine Wolke aus giftigem Gas um uns herum.

Ein Skillsystem wie zuvor gibt es diesmal nicht, stattdessen ändern wir Werte und besondere Eigenschaften unseres Charakters über gefundene Klamotten, die dadurch nicht mehr nur Stilmittel sind, sondern einen echten Nutzen haben. So schützen wir uns beispielsweise gegen Feuer und bestimmte Munitionsarten oder verschaffen uns Boni beim Einsatz ausgewählter Waffen. Es gibt also immer was zu tüfteln an unserer Spielfigur, auch ohne RPG-Elemente.

Auf Wunsch stehen uns im Kampf auch unsere Amigos zur Seite, die sich selbstständig auf Feinde stürzen, von uns aber auch Befehle erhalten können. Dabei handelt es sich um tierische Begleiter wie das bissige Krokodil Guapo oder der wilde Hahn Chicharrón, die zur Ablenkung ihren Nutzen haben. Ziemlich bekloppt ist das Ganze aber schon, wenn man darüber nachdenkt, aber das gilt ohnehin für viele Dinge in den Far Cry-Spielen. Far Cry schneidet zwar stets ernste Themen an, verliert sich dann aber auch schnell wieder in Albernheiten. Man sollte das Abenteuer also viel mehr als eine wilde Party ansehen, die einfach Spaß bringen möchte.

Dabei hätte sich das Thema um gewaltsame Unterdrückung in einer Diktatur auch wunderbar für einen seriösen Thriller angeboten, der dramaturgisch ganz andere Geschütze auffahren könnte. Mit Giancarlo Esposito (den meisten sicher als Gustavo Fring aus Breaking Bad bekannt) hat man immerhin auch einen tollen Schauspieler für die Verkörperung des Antagonisten an Bord, der seinen Charme in seinen Auftritten auch hier wunderbar zum Besten gibt. Zwischenzeitlich macht Far Cry 6 erzählerisch auch eine ganz gute Figur, hat ein paar nette Überraschungen auf Lager und weiß mit grausamen Momenten auch schon mal zu schocken, doch wenn im nächsten Moment schon wieder abgefahrene, quirky Charaktere durchs Bild hüpfen ("Party!"), ist das alles eben doch schwer ernst zu nehmen. 

Optisch erinnert der malerische Schauplatz stark an Kuba und fängt das karibische Feeling richtig gut ein. Auch wenn die Technik leider noch nicht den Next Gen-Sprung gemacht hat und gegenüber dem fünften Teil keine echte Fortschritte erzielt hat, sieht das Spiel grafisch insgesamt doch ziemlich gut aus. Auf der getesteten PS5 läuft alles angenehm flüssig und dank 4K und extra installiertem Texturenpack ist die Umgebung auch richtig schön scharf. Auf Raytracing muss man auf der Konsole allerdings verzichten, das bleibt PC-Spielern vorenthalten. Dafür kommt der DualSense-Controller mit seinem haptischen Feedback wieder gut zum Einsatz.

Fazit

Große Neuerungen sucht man hier vergebens. Wer einen der vorherigen Serienteile gespielt hat, weiß ziemlich genau, was ihn in "Far Cry 6" erwartet. Ob das für einen nun schlimm oder nicht ist, muss jeder selbst entscheiden. Für sich betrachtet macht das karibische Inselabenteuer aber durchaus Laune. Der Schauplatz sieht klasse aus, das Gunplay ist spaßig und an Umfang mangelt es nun wahrlich nicht. Wer darauf Lust hat, wird auf Yara sicher eine gute Zeit verbringen können.

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